Mir fiel auf, wie häufig im Verlauf der letzten Posts bezüglich langer Haare und Männern die Vorurteilskanone ausgepackt wurde und ich frage mich woher diese einseitige Sicht im Jahr 2021 stammt.
Weshalb sollten lange Haare explizit beim Mann mit Ungepflegtheit konnotiert sein? Ich sah in der Uni zu Prüfungsphasen weit mehr ungepflegte Frauenhäupter mit chaotischem Notfalldutt nach der Trockenshampoo-Dusche oder mit Mütze und höre Klagen von Damen mit einer destruktiven Haarroutine, was Inhaltsstoffe und Häufigkeit angeht. Deren Haare werden chemisch irgendwie noch in Form gehalten, geglättet und stabilisiert um die strukturellen Schäden zu überdecken - aka Makeup für die Haare.
Lange Haare sehen nur mit genügend Pflege und Rücksicht dauerhaft gesund und schön aus, diese Regel gilt für jedes Geschlecht. Wer sich ordentlich darum kümmert, der investiert letztlich weit mehr in sein Aussehen, als es eine Kurzhaarfrisur nötig hat. Diese ist notfalls mit einem Spritzer Duschgel, einem Kamm + Föhn und einer erbens- bis mangogroßen Portion Stylinggel/-paste zufrieden. Eventuelle Pflegefehler werden beim Frisör in den Spitzen wieder zurückgeschnitten oder einfach weiträumig wegrasiert. Das ist einer der Vorteile von Kurzhaarfrisuren, sie sind vergänglich und anspruchslos in der Pflege, müssen aber stetig gestutzt werden um die Form zu halten. Nur weil etwas anspruchsloser ist, bedeutet dies jedoch nicht, dass die andere lange Variante ungepflegt wäre sondern lediglich Pflege benötigt.
Jeder hat einen eigenen Geschmack und nicht jedem steht jede Frisur, das ist absolut natürlich. Die pauschale Verunglimpfung hingegen bezeichnet man als eine eher unreflektierte Sichtweise.