Sorry, ich bin da irgendwie anderer Meinung :}
Heute gehört das Entwickeln von (RAW) Bildern aus der Kamera genau so mit dazu, wie früher die Arbeit im Fotolabor. Da hat man auch Belichtungsreihen vom Negativ gemacht und den Kontrast vom Papier bewusst ausgewählt.
Wenn Du mit der Kamera im Automatik-Modus fotografierst und die Bilder als JPG speicherst: vergiss was ich gleich schreibe. Dann stimme ich meinen Vorrednern zu. Allerdings muss man dann auch fairerweise sagen, dass die nötigen Einstellungen dann eben automatisch von der Kamera gemacht werden, sprich: das Bild wird auch "bearbeitet" - nur Du hast keinen Einfluss mehr darauf.
Fotografierst Du im RAW-Modus, enthält das Bild die kompletten Sensordaten. Bei den meisten Kameras löst der Sensor mit 12-14 Bit (pro Kanal) aus. Für das spätere Bild benötigst Du 8 Bit. Klingt jetzt nicht nach viel Unterschied, oder? 8-Bit ergeben 256 Graustufen. Mehr kann das Auge auch nicht auflösen, das ist quasi das technische Limit bei uns Menschen. Bei 12-Bit hast du ca. 4000 und bei 14-Bit ca. 16000 Graustufen. Das gibt Dir jetzt technisch die Möglichkeit, einiges am Bild anzupassen, ohne etwas an der Ausgabequalität zu verlieren. Vor allem einmal die Helligkeit/Kontrast so zu legen, dass im Bild auch schwarz und weiß vorkommen und nicht nur grau und hellgrau.
Schau' Dir einfach mal das Histogramm vom Bild an. Ich versuche natürlich auch, bereits beim fotografieren alles so zu belichten, dass das Bild möglichst ok ist. Aber selbst im Studio, wo ich die Möglichkeiten habe das Licht gezielt zu setzen, schaffe ich es fast nicht, das volle Spektrum im Histogramm auszunutzen. Bei normalen Bildern sollte der Höhepunkt vom Histogramm möglichst mittig liegen. Beim Highkey verschiebt sich dieser dann in Richtung heller Pixel, beim Lowkey zu den dunklen. Bei allen Bildern solltest Du darauf achten, dass das Histogramm nicht "angefressen" wird - also nicht bei hell oder dunkel abgeschnitten wird, wenn da noch Helligkeitswerte sind. Weg ist hier wirklich weg, dann lieber bewusst das Bild etwas "falsch" belichten, damit diese Werte erhalten bleiben.
Kleiner Tipp: Stell Dir die Helligkeit vom Bildschirm an der Kamera richtig ein. Am besten ein paar Probeaufnahmen machen und dabei das Histogramm überprüfen. Wenn das sinnvoll aussieht die Helligkeit vom Bildschirm passend einstellen. Ich kontrolliere das beim Shooting (mit Models) auch nur am Anfang. Da hat man etwas mehr Ruhe und Zeit, kann dem Model sagen "Entspann' Dich, ich muss erst einmal das Licht setzen und ein paar Probeaufnahmen machen". Beim Shooting selbst habe ich da keine Zeit mehr dafür, wenn da Model gerade eine gute Pose hat wird fotografiert. Wenn die Belichtung dann nicht 100% stimmt: egal. Das kann ich später korrigieren, den Moment kann ich nicht zurück holen.