Ich würde es ja schon willkommen heißen, wenn Ärzte sich sachlich mit diesem Wunsch auseinandersetzen können und nicht ihre persönlichen (Vor-)Urteile, Meinungen, Moralvorstellungen und Wertungen aufdrücken.
Ich habe nichts gegen mehrere Aufklärungsgespräche, ein Arzt kann da durchaus Impulse setzen, über die ich (oder generell ein vielleicht noch jüngerer Mensch) wenig nachgedacht habe. Was ich aber nicht hören möchte sind Anschuldigungen; die alte Leier ich sei zu jung um das für mich zu entscheiden (man spricht ja Frauen auch nicht die Entscheidung für Kinder ab und das birgt mehr Risiken und ist genauso lebenslang); was wohl mein Partner dazu sagen würde (irrelevant, ein Mann, der eine große Familie will, wäre ja gar nicht der passende Partner); und am schlimmsten sind die Ärzte die gleich von oben herab kommen „ne, das kannst du sofort vergessen, wird eh niemand machen (Lüge)“ und somit sämtliche Diskussionen im Keime ersticken.
Wenn ein Arzt aus ethischen Gründen keine Sterilisation durchführen möchte, okay, akzeptiert, aber ob mein Lebenswunsch der richtige ist für mich, das muss er mir schon selbst überlassen - und viele Ärzte sowie Menschen allgemein sind darauf bedacht, mir zu zeigen, wie sehr ich mich doch irre.
Viele MedizinerInnen sehen eben die Sterilisation/Vasektomie weniger als gängig optionale Verhütungsmethode (sondern empfehlen dafür eher anderes), als vielmehr eine vor allem Schwangerschafts-Risiko-PatientInnen vorzubehaltende endgültige Maßnahme, einen für sie unter ausschließlich bestimmten medizinischen Umständen verantwortbaren Eingriff mit abzuwägenden Nebenwirkungen (und diese sind btw ebenso wenig zu bagatellisieren wie jene von gängigen Verhütungsmethoden: Z.B. Gefährdung psychischer Gesundheit und Beeinträchtigung körperlicher Unversehrtheit).
Ach und das weißt du, weil du selbst Mediziner bist und dich regelmäßig mit anderen Medizinerkollegen über dieses Thema austauscht oder ziehst du dir das jetzt aus der Nase? Warst du schon in zig Praxen und hast mit einem Arzt über dieses Thema geredet und wurdest immer fair und mit dem Gedanken behandelt, dass da ein erwachsener, mündiger Mensch sitzt, der sich zumindest mit diesem Thema so gut wie es eben geht, auseinander gesetzt hat? Oder war es doch genau andersherum? Hast du erlebt, wie selbst junge Frauen, die Gebärmutterkrebs haben oder unter PCO-Syndrom etc leiden und eine Entfernung gewisser reproduktiver Organe zur schnellen und sicheren Heilung beitragen würden, dennoch lieber jahrelang mit Medikamenten vollgepumpt werden sollen, da Reproduktion ja soooo heilig ist und man könnte das ja wirklich bereuen?
Ist ja wirklich niedlich, wie du sämtliche Erfahrungen der Menschen, die sich durch das Verhalten der Ärzte ihnen gegenüber bevormundet fühlen (das über ein schlichtes „er/sie wollte nicht operieren, ich fühle mich unmündig“ hinausgeht) einfach damit abtust, das es ja kein Recht auf Sterilisation gibt und ein Arzt im Streitfall wohl einfach besser weiß, was gut für den Menschen ist (dass vor allem in diesem Bereich viele Ärzte einfach nur Vorbehalte und veraltete Vorstellungen über Elternschaft und Kinderwunsch haben, sieht man im Umgang mit den Patienten und den vielen negativen Berichten von Menschen, die sich nicht gehört und beleidigt fühlen).
Viele MedizinerInnen sehen eben die Sterilisation/Vasektomie weniger als gängig optionale Verhütungsmethode (sondern empfehlen dafür eher anderes)
Lustigerweise hat (junge) Frau bei vielen Ärzten, die gegen eine Sterilisation sind, auch Probleme, längerfristige Verhütungsmittel wie die Spirale zu bekommen und wenn man sich nicht unbedingt mit Hormonen vollpumpen will, werden weitere Optionen recht knapp.
Und wenn man mal als Arzt so rechnet, was wohl besser für eine Frau (Mann) ist, dann wäre eine Sterilisation eben doch eine geeignete Alternative neben Pille, Spirale etc.
Ob es das Recht geben soll, das einen Arzt zwingt kann, einen Eingriff durchzuführen, gegen den er vehement ist, darüber muss ich nicht diskutieren, wäre tatsächlich der falsche Ansatz. Aber ich wäre definitiv dafür, mehr Menschen und darunter eben vielen Ärzten, einzuhämmern, das nein, ein Kinderwunsch nicht bei allen gegeben und völlig legitim ist und eine Sterilisation durchaus eine Alternative sein kann!