„Dass ein Arzt die Sterilisation verweigert, weil er Dich zur einer "gesellschaftlichen Verpflichtung" zwingen will, sehe ich als eine feministisch motivierte Unterstellung an. Das KANN ein Motiv sein, muß es aber nicht. Vielleicht glaubt er wirklich ohne chauvinistische Hintergedanken, Dir etwas Gutes zu tun.
Hier haben wir uns wohl missverstanden. Ich versuche zu konkretisieren: Die Unterstellung, eine Frau MÜSSE Kinder haben, um sich wohl zu fühlen, begegnet mir vorrangig im sozialen Umfeld. Sowohl als unverhohlene wortgleiche Äußerung, als auch im absoluten Unverständnis, ja sogar Entsetzen, wenn ich darlege, dass für mich keine Kinder infrage kommen werden. Es folgt die immer gleiche Übergriffigkeit und Respektlosigkeit, dass mir sogleich eingeredet wird, der Kinderwunsch komme schon noch, ich habe noch Zeit dafür, das Leben ändert sich ja so rasch, und blablabla. Ich kann es nicht mehr hören! Immer muss ich entweder akzeptieren, wie ein Außerirdischer behandelt zu werden mit meiner Lebensvorstellung, oder Verständnis zu erwerben, indem ich die Gründe darlege, auf denen diese Lebensplanung fußt. Tue ich das und offenbare, wieso ich keine Kinder bekommen werde, ernte ich Erstaunen, Entsetzen, Einlenken. In genau dieser Reihenfolge. Ich frage mich, wieso man gewollte Kinderlosigkeit nicht einfach akzeptieren kann, ohne nach den Gründen zu fragen, die einen eigentlich nichts angehen.
Und gerade von Ärzten erwarte ich, dass sie nach meiner ausführlichen Schilderung der Problematik und den Gründen, die mich zur Entscheidung gebracht haben, nicht mit Contra-Argumenten protzen. Ich bin mündig und habe mich viele Jahre mit der Entscheidung auseinander gesetzt. Wer will schon ein Kind, dass eine absolute Garantie mit in die Wiege gelegt bekommt, als Erwachsener schwer und lebensbedrohlich zu erkranken? Nicht einmal das können Ärzte akzeptieren. Aber man könnte doch, man sollte doch... nein!
Wenn ich mich entscheide, diesen Eingriff vornehmen zu lassen, und nach allen Regeln der Kunst und des Gewerbes, die die ärztliche Fürsorgepflicht mit sich bringt, meine Unterschrift unter das Formular setze, dann trete ich jeden Haftungsausschluss des Arztes ab, anstatt
„Und da würde ich auch befürchten, dass so jemand tatsächlich 10 Jahre später wieder auf der Matte stünde und sagt, "ich hab ein Recht auf ein Kind, machen Sie jetzt bitte meine Sterilsation rückgängig, denn Sie waren das ja damals auch, die/der das gemacht hat."
Frauen lassen sich aus gesundheitlichen Gründen auf die abenteuerlichsten Operationen ein. Sie lassen sich die Brüste vergrößern oder verkleinern, den Blinddarm entfernen oder die Augen lasern. Und sie treiben Kinder ab, sogar noch wenige Wochen vor dem Geburtstermin. Alles sind schwere Eingriffe in die Unversehrtheit des Körpers, und alle werden sie zack-zack durchgeführt, solange die Formalitäten gewahrt und eingehalten wurden. Aber kaum ein Arzt zeigt sich dabei so zickig und resolut, als wenn es um eine Sterilisation ginge. Diese Doppelmoral, gepaart mit der Entmündigung der operationswilligen Patienten, ist es, die mich so ankotzt.