hard stuff
Hallo !
Ich verkehre seit nunmehr 15 Jahren in dieser "outdoor"-Szene. Die locations sind vor allem die hinteren, buschwerkbewachsenen, abgelegenen Ecken der Baggerseen, die Parkplätze der BABs und die Pornokinos. Natürlich gibt es auch andere - ihr müsst konkret die Region angeben, in der Ihr "einsteigen" wollt. Meiner Erfahrung nach gibt es kaum einen Punkt in Deutschland, von dem aus man nicht in 50 km (Luftlinie) an so einer location wäre - es ist mehr los, als man denkt.
Die Szene ist jedoch recht hart. Zunächst einmal gibt es einen krassen Männerüberschuß. Auf ein Paar kommen mindestens 3-5 Einzelmänner. Die Männer sind teilweise schwul, teilweise bi. Von den Bi-Männern wiederum sind etwa die Hälfte "knastschwul", dh sie treibens mit Männern nur wegen der leichteren Gelegenheit dazu, stehen aber vornehmlich auf Frauen.
Die Annäherung an ein Paar, daß sich dort anschickt, Sex zu haben, erfolgt sehr direkt. Die "Profis" halten sich zwar im großen und ganzen an die Regeln, dh kommen auf "Griffnähe" nur auf Einladung, und spielen nur in dem Rahmen mit, dem man ihn angibt - was aber notwendig in sehr direkter Form erfolgt: "Anfassen ?" - "Blasen?" - "Ficken?" Das muß man abkönnen, ebenso wie nackte und/oder wichsende Spanner, die nicht unbedingt immer den persönlichen Vorlieben entsprechen - es gab da unlängst einen Parallelthread dazu.
Das ganz große Übel dieser Szene ist jedoch ein Typus, den ich "notgeilen Einzelmann" nenne. Meist sieht er grottenschlecht aus, ist nicht sexuell offen, sondern verklemmt, hat den Kopf voll mit pornographischen Phantasieen und gehört den sogen. bildungsfernen Schichten an. Und er ist randvoll mit Testeron, hat mitunter jahrelang keinen "richtigen" Sex mehr gehabt, und steht in Überschuß-Clubs (sofern er überhaupt reingelassen wird) in der hintersten Reihe.
Dieser Typus Mann ist völlig schmerzfrei, und kennt keine Regeln. Er meint, es liefe in der Realität genauso, wie es einem viele Pornos vorgauckeln: die Frau, die sich da zeigt, ist eine willenslose, hemmungslose Schlampe, die es mit jedem macht und sich von jedem nehmen lässt. Er fühlt sich zu einem gangbang eingeladen, und glaubt das Recht zu allem zu haben. Abwehrende Handzeichen interpretiert er als "komm doch näher" und ein "Nein" heißt für ihn: "Ja - mach mich fertig !" - Das, was bei ihm an Großhirn vorhanden ist, ist "tilt" - out of order, überlastet, von der Situation überfordert. Er kann weder mit seiner eigenen Geilheit umgehen, noch der Geilheit der anderen. Im Grunde genommen ist er ein armer Mensch. Nachhaltige Gutmenschen unter den Swingerpaaren mit sozialer Verantwortung sind herzlich aufgerufen, ihn aus seinen Nöten durch Gewährenlassen zu befreien ! Leider macht das nur niemand, noch nicht einmal die Grünen-Wähler. Ich weiß nicht warum, und da ich kein Gutmensch bin, werde ichs wohl auch nie erfahren.
Er erscheint zwar nicht immer und überall auf der Szene, aber doch häufiger, als es einem lieb sein kann, und manchmal auch in mehrfacher Ausführung. Seine Zudringlichkeit führt öfters dazu, daß eine Aktion unterbrochen werden muß, und er mit sehr harten Worten verscheucht werden muß, was auch nicht immer gelingt - manchmal zieht er sich nur auf eine gewisse Distanz zurück, und ist allenfalls mit körperlicher Gewalt entgültig zu vertreiben. Doch meistens führt ein Abbrechen der Aktion und ein derbes Ansprechen dazu, daß er aus seinen Testeronwolken heraus und in sich zusammenfällt. Aus einer hemmungslos geilen Sau wird manchmal binnen Sekundenbruchteilen wieder ein armes Würstchen, daß sich überhastet wieder in seine Klamotten zwängt, und fluchtartig das Weite sucht: sein bischen Verstand hat ihn wieder eingeholt, und ihm begreiflich gemacht, was für eine Scheisse er da gebaut hat - immerhin sind öfters Straftatbestände verwirklicht. Auch auf dem Parkplatz oder im Pornokino bleibt eine sexuelle Nötigung eine Nötigung und eine Belästigung eine Belästigung ...
Nunja - damit muß man fertigwerden können, wenn man entsprechend drauf ist, hat die Begegnung mit solchen Typen auch einen gewissen thrill ...
Für den Anfänger jedoch sind sie ausserordentlich belastend - auch für einen Bi-Einzelmann wie mich, der in dieser Szene vornehmlich schwule Kontakte sucht bzw. sich zeigt. Auch dann kann man diese Typen am Wickel haben, und wird sie nicht mehr los ...
Ich kann jedem Anfänger(-paar) nur empfehlen, sich in die jeweils regionale Szene von einem Insider(-paar) einführen zu lassen. Der oder die Insider können einem die locations zeigen, und die Rituale der Szene erläutern, die für den Aussenstehenden verwirrend sein können. Einen solchen Insider - oder ein Insiderpaar - kann man wohl hier oder ansonsten online kontaktieren, und sollte dann auch nicht allzu wählerisch sein. Es geht ja nicht um gemeintschaftlichen Gruppensex, sondern um die Einführung in eine harte Szene. Ich glaube, daß die "Profis" für so eine Einführungstour immer zu haben sind, und sich im Zweifel auch darauf einlassen, wenn ein Anfängerpaar sagt: wir wollen aber mit Dir / mit Euch keinen Sex haben. Der oder die "Profis" lassen sich darauf u.a. gerne ein, weil sie sich natürlich stets über "Frischfleisch" auf der Szene freuen - das ist also durchaus nicht ganz uneigenützig.
Wenn man dies nicht möchte, oder keinen geeigneten 'guide' auftreiben kann, sollte man sich die locations und den Betrieb ruhig mal öfters ansehen, ohne aktiv zu werden. Das ist aber auch nicht so einfach, weil ein Paar auf der Szene, daß nicht aktiv wird, als verirrtes "Normalo-Paar" identifiziert werden kann, was zur Einstellung aller Aktivitäten führt - zumindest von denen, die sich an die "althergebrachten Regeln" halten.
Wenn man Lust auf Baggersee, Parkplatz und Kino hat, sollte man sich auch darüber klar werden, ob man der Typ dazu ist.
Man sollte natürlich sehr zeigefreudig sein, und seine Scham weitgehend überwunden haben. Man sollte sehr tolerant sein - auch ganz konkret körperlich, und nicht bei jeder unerwünschten Annäherung oder Berühung "die Krise" bekommen. Gruppensex- und Swingererfahrungen sind auf jeden Fall sehr von Vorteil. Man sollte sich auch im klaren darüber sein, daß man den Traummann oder das Traumpaar kaum an solchen locations findet, und daß man sich an solchen locations nicht hemmungslos gehen lassen kann. Man muß die Kontrolle über die Situation und die Lage im Auge behalten. Das kann als reizvoll empfunden werden, aber auch als belastend. Dies schränkt auch die sexuellen Möglichkeiten nicht unerheblich ein: Mann (kein Schreibfehler !) muß handlungsfähig bleiben - unter seiner Partnerin liegend ist das beispielsweise nur schwer möglich, auch die übrigen Stellungen des Geschlechtsverkehrs schränken die "Wehrfähigkeit" und auch die Fähigkeit zur Kontrolle der Umgebung mehr oder weniger ein. Ich habe mit meiner Frau, als wir noch gemeinsam am Baggersee aktiv waren, nur dann Geschlechtsverkehr praktiziert, wenn wir uns sicher sein konnten, daß aufgrund der konkreten Umstände, vor allem: der Männer, die mitspielten, und als Spanner um uns herum waren, Sicherheit gewährleistet war. Und das war verhältnismässig selten der Fall.
Ich persönlich halte übrigens die Baggersee-Szene für den Einstieg am geeignetsten. Es ist die "softeste" Szene - ob Kino oder Parkplatz die härtesten sind, darüber kann man wohl streiten.
Abschließend entschuldige ich mich für den etwas oberlehrerhaft gewordenen Ton - aber ich hab halt versucht, soviel Information wie möglich in so wenig Worten wie möglich unterzubringen.
Gruß vom
Nacktzeiger