Wann fühle ich mich sexy/attraktiv in meinem Körper?:
Wenn ich mit Menschen Zeit verbringe, denen er egal ist wie ich aussehe und die sich nicht anmaßen andere Personen in ihrer Abwesenheit oder generell ungefragt zu bewerten oder zu verurteilen und so mir das Gefühl geben dies auch über mich zu tun.
Ich liebe meinen Körper und versuche so gut es geht dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht, aber es ist anstrengend das zu tun, wenn ich den Eindruck habe, das dieser nicht ausreicht/zu dick/ zu dünn/ etc für andere ist und meine Selbstliebe meinem Körper gegenüber falsch sei oder ich was verstecken, ändern, tun muss damit man mir diese Zufriedenheit erlaubt. Früher hab ich mich in Diäten etc. gestützt um von anderen die Erlaubnis sozusagen zu bekommen mich selbst lieben zu dürfen.
Ein Beispiel:
Wenn ich damals vor meiner Transition die ganze Zeit über gehört habe, wie alle Kolleg*innen drüber früher gesprochen haben, dass z.b.“ fette Menschen super ungesund leben und nicht schön sind“ oder „Körperbehaarung ekelig ist“ oder „Bestimmte Kleidung nicht mit einer bestimmten Figur getragen werden darf“,
dann ist es mir schwer gefallen in einer Phase, in der ich mal etwas mehr gewogen hatte oder mich rasieren wollte oder schlichtweg nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entsprochen habe, nicht Schuldgefühle für meinen mangelnden Versuch den Attraktivitätsstandards zu entsprechen, zu entwickeln und diesen entsprechend meinen Körper auch weniger zu lieben.
WENN ich aber mit Menschen heute, nachdem ich aufgehört habe mir sowas zu Herzen zu nehmen, unterwegs bin und diese nie über andere so urteilen und eher Komplimente machen, ihren eigenen Körper eher wertschätzen für dessen Eigentümlichkeiten und Ambivalent bezüglich anderer Menschen und ihrem Aussehen sind, dann sind ein paar Kilos zu zunehmen oder sich nicht jeden Tag zu rasieren ODER nicht als attraktiv wahrgenommen zu werden, nicht mehr so schlimm für mich. Ein Pickel ist jetzt für mich kein Weltuntergang durch den mein Körper weniger gepflegt zu scheint mehr, sondern einfach nur etwas, was passiert. Kleidung wähle ich nicht mehr nach der Fähigkeit Problemzonen zu kaschieren aus, sonders ganz wie ich es gerade schön finde, ganz ohne dabei Kleidergrößen als Maßstab für meine Disziplin und Gesundheit zu nehmen und mich schlecht zu fühlen, wenn etwas mal nicht passt. Meine Körperbehaarung ist für mich inzwischen nicht mehr etwas, für dessen Sichtbarkeit ich mich entschuldigen oder schämen muss, sondern etwas natürliches, durch das ich mich theoretisch von einem Kind unterscheide.
Attraktivität und Selbstliebe kommt, entgegen dem, was einem von klein auf vermittelt wird, nicht dadurch denke ich, dass man versucht seinen Körper den gesellschaftlichen Schönheitsideal anzupassen, sondern viel eher dadurch, diesen so wie er ist, zu mögen und eigene Eigenheiten als etwas besonderes zu feiern. Kein Adoniskörper der Welt ist attraktiver und sexyer als ein Mensch, der sich nicht verstellen muss und dessen ganzes Auftreten ausstrahlt „Ich bin froh, dass ich genau so bin, wie ich bin und andere können daran nichts ändern“, oder?
Was mag ich besonders an meinem Körper?
Ich mag vor allem meine Zähne unheimlich, weil ich seit 30 Jahren nie wirklich Probleme mit ihnen hatte und ich sie wirklich brauche um zu essen. Was ich sonst glaub ich sehr gerne mag sind meine Augenfarben, weil ich sie aus allen Farben gleichzeitig zu bestehen scheinen. Fast genauso sehr mag ich meine Muttermale und all die kleinen Punkte, die sich überall auf meinem Körper verteilen und ihn so bissel interessant machen und bei Langeweile mit einen Stift zur super Beschäftigung werden.
Wie setze ich mich in Szene und für wen?
Mhm ich setze mich eher für Situationen, weniger für Personen in Szene. Immer dann, wenn die Social Anxiety kickt oder ich mich kreativ komplett frei stylen kann (Party oder Treffen mit Freunden) ziehe ich mich gerne sehr bunt und unkonventionell an oder spiele mit gesellschaftlichen Normen. Nicht damit andere mich mehr mögen oder sexy finden, sondern diese besser einschätzen können inwieweit sie mit mir als Person zurecht kommen. Ich spare mir also durchs „in Szene setzen“ oft Interaktion mit Menschen die mit mir als Charakter eher weniger anfangen können und ziehe Menschen an, die eine ähnliches Mindset haben. Das ist für mich oft stressfreier und ich bin weniger nervös wenn ich unterwegs bin oder trage zu einem positiven und freien Vibe beim feiern bei.
In Szene setzen heißt konkret z.b. für mich:
Unterwäsche die gut sitzt und bequem ist. Je nachdem auch ein Jock, wenn Sex im Raum steht, da dieser ganz praktisch ist dafür. Ein oft bauchfreies Top damit ich, wenn mir zu warm wird oder ich mich viel bewege nicht eingehe. Eine meiner bunten Lieblingshosen auf der Taille sitzend mit nem Gürtel oder auf der Hüfte, je nachdem ob ich mich viel bewege oder viel sitze. Dann ne Mütze oder nen Hut der zur Hose passt, bequeme Sneaker, Docś oder Heels und ne große Kette und mehrere Ohrringe, weil ich das klimpern mag. Knallige Liedschattenpunkte am Tränenkanal damit man auf etwas fokussieren kann beim sprechen mit mir … und joa… das Top kann zu nem Shirt, nem Netzoberteil, mit nem Hemd, etc noch ergänzt/ersetzt werden, aber grundsätzlich bediene ich da weniger die Vorstellungen des „male gaze“ von „in Szene setzen“ glaub ich, sondern eher der queeren Variante, wo nicht der Körper präsentiert und beworben werden soll, sondern der Charakter/die Persönlichkeit.
Uff…sorry für den Mammut-Text