@leif:
Korrigiere mich, aber: Ist nicht so gut wie jede Beziehung im sexuellen Bereich ein kleines Stück Kompromiss?
Ich kenne nun genug Frauen mit denen ich über das Thema Sex schon reden konnte. Und jede sagt mir dasselbe: Den Sex wo sie den Himmel geküsst hatten, gab es bislang entweder noch gar nicht oder nur mit einer einzigen Person. Entweder sie sind mit demjenigen zusammen oder -was häufiger vorkommt- mit demjenigen hätte nie im Leben eine Beziehung funktioniert, aus tausend anderen Gründen.
Die Kernfrage ist, wie groß der Kompromiss sein muss. Und das weiß der Threadersteller ja selbst noch nicht einmal, wie stark seine devote Seite ihr Recht einfordert, gehört zu werden.
Wenn eine Punkerin auf einen Börsenspekulanten trifft und beide ihre Lebensphilosophie absolut verinnerlicht haben ("nieder mit den Bonzen!" vs. "Geld macht Leute"), dann würde eine Beziehung kaum bis gar nicht funktionieren, weil der Kompromiss den beide schließen müssten unüberwindbar groß ist.
Wenn aber nun eine Punkerin die BWL studiert auf einen Banker der gerne in seiner Freizeit Metal hört trifft, ist die "Fallhöhe" der Kompromisse schon deutlich kleiner. Und auch da würden ja beide von vorneherein wissen, dass sie Kompromisse schließen müssen.
Wenn nun eine Frau eine Fußballmannschaft als Kinder will, der Mann aber eher Globetrotter ist der absolut keine Kinder will und lieber sein Leben lang die Welt bereisen, dann haben die beiden, was eine Beziehung angeht, gepflegt mal Pech gehabt. Dann wäre es so wie du sagst, leif.
Ebenso wenn titulia jetzt z.B. 24/7 nicht nur vorhat, sondern dringend braucht und diejenige mit SM aber so gar nix anfangen kann. Für den Fall wäre es auch Unsinn, genau so wie du sagst, leif.
Aber vielleicht ist der Kick ja schon da wenn sie ihm zuhause vorschreibt was er zu tun hat? Und für sie auch einer ihn unter Kontrolle zu haben, selbst wenn sie behaupten sollte "SM, bääh, weg damit, das ist ja pervers!"? Da machen beide auch einen Kompromiss, indem Hundeleine etc. im Schrank bleiben, aber dennoch gibt es eine Schnittmenge mit der beide glücklich werden.
Dieses "ich könnte nicht mehr ohne BDSM" belustigt mich immer ein wenig, weil ich einfach weiß, dass es kein Schwarz und Weiß gibt. Wenn du jetzt auf einen alltagsdominanten Menschen triffst der es genießt zu führen, dann kann dieser Mensch trotzdem BDSM aufs Tiefste verabscheuen - und dabei gar nicht merken dass er/sie schon mittendrin ist.
Das wird ja auch immer empfohlen, einen "Stino" dafür auf diese Weise zu begeistern: Nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, also eben
nicht gleich zu sagen "ich bin devot", sondern z.B. "ich finde es toll, wenn du im Bett oben liegst" und Ähnliches. Sich eben Stück für Stück heranzutasten, wo die Schnittmenge liegt.
Da mehr Leute drauf stehen ohne es selbst zu wissen, ist dein Fall, leif, dass die Fallhöhe des Kompromisses sehr groß ist, glücklicherweise häufig doch recht klein.