Das Problem liegt darin, dass die Fragen nach Schuld und Verantwortung bei BDSM komplexer sind als bei Vanilla-Sex.
Bei Vanilla-Sex gibt es sozusagen gesellschaftliche Vorgaben, "was man so macht", und wenn dann sexuelles in Gang kommt, brauchen beide "nur" zwischendurch zu zeigen/sagen ob/wie es weitergehen soll, also konkret: Wenn sie es bei Küssen und Fummeln belassen will und er aber weiter gehen will, muss sie das zeigen/sagen, und wenn er sich darüber hinwegsetzt und mit Gewalt weiter macht, nennt man das Vergewaltigung.
Bei BDSM ist das insofern konplexer, weil es zum einen keinen "Katalog der üblichen BDSM-Praktiken" gibt, und jede(r) unterschiedliche Vorlieben und Tabus hat. Und zum andern, weil es zum BDSM gehören kann, dass Sub gefesselt/wehrlos ist oder "Nein, bitte nicht!" sagt, das aber nicht so meint. Und deswegen haben BDSM-Partner die Pflicht, sich vorher abzusprechen, und zwar:
Es muss entweder vorher klar abgesprochen sein, was gewünscht ist und was Tabu, und man vereinbart ein Safeword, also am besten macht man beides, weil es ja auch passieren kann, dass man spontan etwas abbrechen möchte. Die Verantwortung liegt hier bei Dom und Sub und der Schlüsselbegriff ist Kommunikation.
Dass die Frage nach Schuld und Verantwortung bei BDSM komplexer ist, heißt aber nicht, dass sie uneindeutig oder nicht-beantwortbar ist. Es ist nur mehr Kommunikation und Absicherung nötig als im Vanilla-Fall. Aber Tabubrüche, Nötigungen, Vergewaltigungen etc. gibt es in beiden Fällen.