Ich bin froh, dass ich seinerzeit mal auf der passiven Seite stand (Ich wusste es nicht besser und maso bin ich ja tatsächlich): Auch bei mir wurden schon mal Tabus gebrochen und massiv über Grenzen gebrettert. Ich kenne das Gefühl also und kann mich gut in so eine Situation hineinversetzen.
Wer behauptet, dass der passive Part doch Bitteschön einfach den Mund aufmachen solle, wenn gerade ein Tabu gebrochen wird, hat entweder den Zustand des Fliegens noch nicht erlebt und / oder kein Gefühl für Missbrauch.
Es gibt einmal die Situation, dass man so weggeschossen wird, dass man tatsächlich weder im Erleben, noch im Nachhinein einzelne Handlungen nachvollziehen oder auseinanderklamüsern kann. Wenn man dann z. B. Analverkehr als Tabu hat und halb im Dschumm merkt, dass einem am Arsch gekrabbelt wird, ist da vielleicht noch eine nebelige Stimme im Kopf, die einen warnt - aber man hat es schließlich als Tabu hinterlegt, das würde er nicht tun, das kann es nicht sein. Und heißt es nicht immer, man solle sich fallen lassen?
Ist der Schwanz dann plötzlich drin, ist es zu spät.
Oder man ist im Beschwichtigungsmodus, weil man völlig überstimuliert und überfordert ist. So ist es mir passiert. Meine Ratio war völlig weggedrückt, vom Versuch, seelisch unbeschadet die Situation zu überleben. Ich reagierte nicht logisch, ich kam gar nicht auf die Idee, ein Safewort zu verwenden, weil mein Gehirn voller Watte war. Im Normalfall ein wundervoller Zustand, hier aber extrem gefährlich.
Habe ich nun als Aktive einen Mann am Haken, möchte ich, dass er loslässt. Völlig. ICH entscheide, wann genug ist. Ich taste mich lange genug heran, lerne mein Gegenüber erstmal kennen und weiß dann schon, was geht und was nicht.
Wie soll er sich fallenlassen, wenn ich ihm bei der ersten (oder zweiten oder dritten) Gelegenheit ohne Vorwarnung ne Gurke in den Hintern ramme / nen Strohhalm in der Harnröhre witzig finde, ohne seine von ihm angesprochenen Ängste dahingehend ernst zu nehmen und das vorher (irgendwann mal!) mit ihm abzustimmen?
Ich spiele echt gerne hart und unfair, noch lieber mit Ängsten und gerne über seine Grenzen hinaus. Aber wenn ich höre, dass ein - auch noch logisches, nicht irrationales - Tabu übertreten wird (und dann auch noch eines, das gesundheitliche / seelische Probleme schafft) und dem / der Passiven auch noch die Schuld gegeben wird, könnte ich im Strahl 🤮
BDSM ist kein Freibrief für Übergriffe oder Missbrauch. Weder von weiblicher, noch männlicher oder diverser Seite ausgeführt.
So. Schnauf. Ausgekotzt.