Warum jemand seine bzw. irgendeine Neigung hat, ist zunächst mal irrelevant für mich. Entscheidend für mich ist, dass die Person als ganzes auf mich authentisch wirkt! Und gerade neigungsspezifisch weder affektiert noch aufgesetzt wirkt. Ausserdem vertraue ich ja auch darauf, dass die für mich passende mich schon findet- Counterpart und Komplementär in einem. Welche Rolle spielt es dann, warum Sie so ist wie Sie ist?
Als Grenzländer ziehe ich aber zwangsläufig aber auch jene an, die ggf. auch neigungsunabhängig schon Grenzgänger sind. Wie z.b. Borderliner, manisch-depressive und- ich sag mal Abenteuerlustige. Diese Subs haben ihre Neigungen allerdings unabhängig ihrer auffallen Psyche und verstehen BDSM auch nicht als Therapie(ersatz), wenngleich sich nicht leugnen lässt, dass gewisse Grenzgänge ihnen eben gut tun. So sehe ich mich auch nicht als Therapeut/Psychologe, ich finde allein die Vorstellung schon schrecklich, dass mein BDSM eine Art Therapie darstellen könnte, inkl. gewissen Psychospielchen.
Diese Damen haben mich aber auch recht schnell über ihre Besonderheit informiert, schließlich würde es ohnehin bald auffallen und da sollte man schon ehrlich sein. Dennoch kamen mir hin und wieder Zweifel auf, inwiefern nicht doch eine traumatische Prägung dahinter stehen würde und ihr BDSM nicht doch eine Art Kompensation darstellt? Es wäre mir so vorgekommen, als würde ich mich plötzlich mit den Missetätern von einst auf gleicher Stufe befinden und würde zu diesem Zweck auch instrumentalisiert werden. Schließlich habe ich dadurch auch Wut, Trauer und Schmerz mit zu erfahren, dessen ich nicht schuldig bin. Da fragte ich mich schon ob ich damit nicht die Büchse der Pandora öffne, denn ich meine auch, dass verdrängtes oder verschlossenes auch genau dort bleiben soll- im tiefen Keller. Zu ihrem Selbstschutz. Aber wenn es dazu dient, innere Spannungen abzubauen und es sich im großen Ganzen konstruktiv zeigt, kann es so verkehrt nicht sein. Das ist schon ziemlich zweischneidig.
So hat halt jeder sein Päckchen zu tragen und man kann sich darauf einlassen oder eben nicht. Damals hatte ich noch ein recht ausgeprägtes Helfersyndrom (Sadisten sind ja stets in Sorge und wollen beschützen!) und ich dachte- besser Sie leben es mit mir aus als mit irgendeinem durchgeknallten....
Gewisse Dinge spreche ich schon an und hinterfrage sie auch (z.b. Tabus), natürlich nicht als eine Art Fragenkatalog, das ergibt sich meist ganz zwanglos in lockeren Gesprächen in heimeliger Atmosphäre. Statt viel zu fragen ist es immer besser reden zu lassen. Fast alles was man wissen muss (will) kommt so von allein zur Sprache. Und ja- manchmal bin ich auch einfach nur neugierig- aus Interesse.
Und wenn man dann so zusammen findet und dann auch Dinge erfährt, die einem nicht froh und stimmig machen, ist es doch entscheidender, dass man hier und heute zusammen passt und das beste aus dem macht, was beide zusammen zustande bringen. Da schaut man halt nach vorne, nicht nach hinten. Eine gemeinsame Perspektive ist immer wichtiger als unterschiedliche Retrospektiven.
Und ja, manche Dinge sollte man wirklich auch nicht wissen (wollen), vergangenes ist vergangen, damit will man sich den Blick in die Zukunft nicht trüben wollen.