Ich stelle mir grad vor, meine Frau wär sexuell unzufrieden mit der Häufigkeit oder dem sexuellen Arrangement. Vielleicht stört sie etwas schon länger, kann das aber nicht genau verorten. Muss dann meine Frau befreit werden?
Auf der Anderen Seite ist es bei mir auch so, das ich mich manches an der Sexualität stört, ohne es genau verorten zu können. Wenn ich genau weiß, was mich stört kommuniziere ich es. Weiß ich es nicht, hab ich Sex. Nicht als Zeichen der Selbstaufgabe, sondern schon allein um herauszufinden was mich stört. Mit manchen "Störungen" lebe ich sogar einfach, weil sie zum Wesen meiner Frau gehören und Konsequenz meiner Partnerwahl.
Mich stört schon der neoliberale Umgang miteinander hier. Klappt mal was nicht so ganz, wird mit Rückzug reagiert. Hätte ich eine Partnerin wie Blue velvet, würde ich mich immer erzogen fühlen. Weil sie nur dann Präsenz zeigt, wenn ich alle Kriterien erfülle, was schon einen Leistungsdruck auslöst. Und eigentlich ist doch klar, das sie mit ihrer Art die immergleichen Männer wie ein Magnet anzieht. Was dazu führt, das sie die immergleichen Erfahrungen machen wird.
Partnerschaft, und erst recht Langzeitpartnerschaften, ist immer ein Abwägen der Interesse. Es gibt nicht meine Interessen und deine Interessen. Sie gehen ineinander über, sind miteinander an einigen Stellen verwoben. Hab ich eine Frau die lustlos ist, um wessen Interesse geht es da? Um die des Mannes? Ja. Aber warum nicht auch um die der Frau? Wenn ich mir wünschen würde, das meine Frau lustvoller beim Sex ist, warum ist das ein rein egoistisches Motiv? Ziel ist doch auch die verbesserung der Situation für die Frau?
Egoistisch wäre es, wenn der TE die Lösung bereits kennt ohne sie von der Frau bestätigen zu lassen, sie ausprobiert, es fehlschlägt und dann die Meinung vertritt, das bei seiner Frau Hopfen und Malz verloren ist. Ist kaputt die Frau.
Nein. Er bemüht sich auch für seine Frau. Versucht ihr Hilfe zu geben, damit sie für sich sich weiterentwickeln kann. UND GANZ WICHTIG: Er gibt ihr keine Richtung vor. Seine Frau ist frei zu entscheiden wie sie sich weiterentwickeln möchte. Und das hat sie sich ja schon. Sie hat sich gegen eine Öffnung entschieden. Fände sie andere Typen megalecker, würde sie es tun. Für einen Typen, den man eklig findet auf Typen zu verzichten, die man lecker findet erscheint mir nicht sehr logisch.
Ist so als wäre man auf der Weide und die Hälfte des Zauns ist entfernt worden. Ich kann dann nicht mehr von mangelnder Freiheit sprechen. Sie kann gehen, sie kann probieren, sie kann sich weiterentwickeln. Das tut sie nicht. Und ich finde es unlogisch dann aus alten Vorurteilen den Zaun imaginär wieder zu schließen um so zu erklären, warum die Frau sich nicht von der Weide bewegt.
Jetzt wär der Punkt zu fragen, warum sie aus sich heraus motiviert stehen bleibt. Anstatt immer wieder imaginär den Zaun hochzuziehen, damit ja wieder mit außenerklärungen ihr Stehenbleiben erklärt werden kann. Obwohl die Hälfte des Zauns weg ist, ist der Zaun schuld, das sie sich nicht bewegen kann. Und wenn auch nur ein Pfosten noch steht, lähmt er sie.
Auch da fände ich es aus empathischer Sicht lobenswert, das der TE die Zäune geöffnet hat. Die Kuh könnte dankbar sein für seine Entwicklung und die entstandene Freiheit genießen. (P.S.: Ja die Kuh war eingesperrt, der Ochse aber auch.)
Wie sinnvoll ist es dann, wenn beide ihre Möglichkeiten nutzen, weil sie gefesselt am Ort stehen bleiben, bis auch der allerletzte Pfosten entfernt wurde? Und genau da sehe ich die Argumentation des TE´s. Es war kein Lob für ihn übrig um seine Entwicklung und Öffnung durch die Zeit der verändernden Partnerschaftsphilosphien hindurch. Sondern nur Kritik und aufzeigen von Defiziten. Und das in narzistischer Grundhaltung: nur 100% sind 100%. 60% sind nicht 100% also fast 0%. Wie die Sith, die nur Extreme kennen. Entweder du kannst alles oder nichts. Dazwischen gibt es nichts. Erfüllst du alles bekommst du Lob. Erfüllst du nicht 100% gibt es nur Kritik. Hast du nur ne Zwei in der Schule gibts Ärger, weil noch was falsch war.
Und der TE erfüllt keine 100%, deswegen wird ihm nur Kritik zuteil. alles wird ihm aufgebürdet. Seine Situation und alle Mißbräuchlichkeiten männlicher Interaktionen auf dem Planete. Alles Schlechte, was auch nur irgendwie passen könnte wird ihm zugeschustert. Deswegen ist der TE per se gegen einige, weil sie in ihm nur gewillt sind alles Schlechte zu sehen.