Ich denke, dass die direkte und unmittelbare Konfrontation der beste Weg ist, Trauer zu verarbeiten.
Zum Beispiel, in dem man in alten Fotoalben kramt oder Orte aufsucht, die einen an das Verlorene erinnern.
Außerdem ist es wichtig, dass der Verarbeitungsprozess gleich beginnt, also direkt nachdem das Unfassbare geschehen ist. Aufschieben bringt gar nichts, es macht nur alles um so schlimmer.
Das ist hart und sehr sehr schmerzlich, aber hilft meiner Meinung nach am besten.
Verdrängen bringt überhaupt nicht weiter. Die Dinge rutschen ins Unterbewusstsein und kommen dann plötzlich in den unmöglichsten Situationen wieder hervor und fressen einen auf.
Vor allem aber darf man nicht in Trauer versinken.
Am Anfang ist man wie betäubt, zu nichts mehr fähig und unendlich hilflos. Für einige Zeit sollte man sich diesem Schmerz auch hingeben, mit allem, was dazugehört.
Aber nach einer gewissen Zeit muss aus dem Kummer Aktivität entstehen, man muss sich dagegenstellen, auch wenn einen erstmal alles niederdrückt.
Die Trauer ist etwas sehr Mächtiges, dem man sich erst hingeben und dann dagegen kämpfen muss.
Wichtig ist auch: Reden, reden. reden. Am besten jemanden zum Zuquatschen und Ausweinen suchen.
Ich könnte mir vorstellen, dass man in einer Selbsthilfegruppe gut aufgehoben ist. Weil Menschen, die das gleiche erlebt haben, die eigene Situation einfach am besten verstehen und nachvollziehen können. Dort gibt es auch jemanden, der die Gruppe leitet uns psychologisch geschult ist, wobei die eingentliche Therapie durch die Teilnehmer erfolgt, mit denen man im Idealfall auch über andere Dinge als Trauerbewältigung reden kann.
Hier ist es sicher auch sinnvoller, sich eine reale Gruppe zu suchen, also keine Community im Internet, wobei das wohl auch helfen kann, aber ich denke, dass es ein wesentlicher Unterschied ist, wenn man die Menschen - denen man immerhin viel Persönliches offenbart - direkt vor sich sieht.
Schließlich glaube ich, dass einem im Leben nichts aufgebürdet wird, was man nicht zu tragen fähig wäre.
Am Anfang steht man vor einer rießigen Mauer, die man anscheinend nie überwinden kann. Aber nach und nach findet man Menschen, die einen ein Stück weit tragen, Seile, an denen man sich hochziehen kann, Lücken zwischen den Steinen.
Im Moment fühle ich mich wie eine kleine Ameise, die das x-fache ihres eigenen Gewichts tragen muss und dann noch über unzählige Hindernisse klettern soll.
Aber ich merke jetzt schon, wie die Last allmählich kleiner wird, weil man auf dem Weg weiter vorankommt, weil man Menschen begegnet, mit denen man nicht gerechnet hat, weil sich Dinge klären, die eben noch unüberwindbar schienen.
Sicher kann einen niemand den Verlust ersetzen. Aber man kann lernen, mit dem Verlust zu leben.
Am Ende wächst man an jeder Herauforderung, vor die einen das Leben stellt.