Dankeschön für die Veröffentlichung dieses interessanten, aber in Anbetracht der psychologischen Tiefe auch äußerst intimen Themas.
Nicht mit Stolz, aber mit Ehrlichkeit zähle ich mich zum Kreis jener, die für sich wahrnehmen und zum Teil auch offen benennen können, dass sie kein besonders gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl haben. Ich habe in meinem Leben schon immer den Drang verspürt, Zusammenhänge verstehen zu wollen. Und somit wollte ich nicht nur andere, sondern auch das verstehen, was mir selbst im Kopf herumspukt. Auf diese Art und Weise durfte ich sehr viel hinzulernen und weiß demnach auch mit absoluter Gewissheit, dass quasi jeder Geist auf diesem Planeten mit gewissen Prägungen versehen wurde, die mal unverkennbar deutlich, oder nahezu unmerklich ausfallen.
Die Bandbreite an – ich hasse dieses Wort, aber es heißt nun mal offiziell so – psychologischen Störungen ist immens groß und wenn man sich damit mal etwas gewissenhafter auseinandersetzt, findet wahrscheinlich jeder eine gewisse Nuance von irgendetwas aus diesem Portfolio in seiner eigenen Psyche.
Thematisiert wird an dieser Stelle wohl hauptsächlich die sogenannte ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung – hier mal ein ganz nettes Video zu diesem Thema (
).
Im Übrigen weiß ich mit absoluter Gewissheit, dass sehr viele, die Psychologie studiert haben, studieren oder studieren wollen, dieses Interessenspektrum entwickelt haben, weil sie selbst etwas hinterfragt haben, was auf irgendeine Art und Weise Einfluss auf ihr Leben genommen hat. Und damit möchte ich in keinem Fall irgendjemanden abwerten, sondern gegenteilig behaupten, dass diese Leute manchmal sogar aufgrund von eigenen Erfahrungen viel empathischer gegenüber etwaigen Patienten sein können.
Nun aber noch mal zu mir: Trotz der Dinge, die ich über Psychologie erfahren durfte, muss ich aber auch zugeben, dass mir immer etwas verschlossen blieb oder ich mich an die Essenz dessen, was mich immer beschäftigt, nicht heranwagen wollte – vermutlich, weil ein Teil von mir sich nur sehr ungerne mit dem auseinandersetzen wollte, was die wahre und somit emotional schmerzliche Ursache für mein nicht allzu gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl ist. Ohne Frage ist dies einem Wunsch geschuldet, sich in einer Komfortzone aufzuhalten, was wiederum völlig normal ist.
Aber das löst natürlich keine Probleme. Und gerade, weil ich mich unter anderem auch viel für Psychologie interessiere, wollte ich unbedingt die Möglichkeiten wahrnehmen, die einem heutzutage zu Verfügung stehen. Und in diesem Zuge habe ich mich dafür entschieden, professionelle Unterstützung anzunehmen, und zwar in Form einer sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie.
Tipp an der Stelle für all jene, die sich für irgendeine Art von psychologischer Unterstützung interessieren: Schaut mal bei den Hochschulen/Universitäten in eurer Nähe nach den Fachbereichen, die sich mit Psychologie beschäftigen. In diesem Zusammenhang betreiben sehr sehr viele Hochschulen/Universitäten etwas, was vielfach als „Psychologische Hochschulambulanz“ bezeichnet wird. Dort bereiten sich äußerst engagierte und sehr qualifizierte ehemalige Studierende (abgeschlossenes Masterstudium, in der Promotion oder bereits promoviert) auf jene Fachbereiche vor, auf die sie sich qualifizieren möchten. Unter der Supervision von sehr erfahrenen Psychologen praktizieren diese Menschen dort mit viel Hingabe und ermöglichen es auf diese Art und Weise, in fast beispiellos kurzen Terminintervallen ihren Patienten, an dem zu arbeiten, was ihnen Probleme bereitet.
Ich habe mich für diesen Weg entschieden, ihn niemals bereut und würde ihn immer wieder als Empfehlung aussprechen.
Als Empfehlung spreche ich natürlich auch aus, in einem solchen Therapierahmen maximale Offenheit zu beweisen. An die Wurzeln dessen zu gelangen, was einem Probleme bereitet, ist keine leichte Aufgabe, aber eine Aufgabe, die man auf jeden Fall auf sich nehmen sollte. Aber… Egal welche Wunschvorstellungen man vielleicht haben wird… Jede Therapie ist letztendlich nur Hilfe zur Selbsthilfe, und das sollte man auf jeden Fall verstanden haben. Dort wird keine Festplattenformatierung ausgeführt, denn das, was Einfluss auf die eigene Psyche nimmt, verbleibt auf dem eigenen Speicher.
Eine Therapie hilft allerdings ganz immens dabei, diese Einflüsse unter Kontrolle bringen und besser einregeln zu können. Es ist wie eine Art Selbsthilfewerkstatt, wo jemand mit unverzichtbarer Distanz und Kenntnis analysiert, erklärt und motiviert – Die eigentliche Arbeit verbleibt jedoch bei einem selbst. Und eines ist dabei gewiss: Es wird immer wieder irgendetwas zu reparieren sein, weil das nun mal der Normalität entspricht. Durch die eigene Offenheit im Umgang mit den eigenen Problemen, durch die vorangegangene Hilfe zur Selbsthilfe und nachfolgende eigenständige Arbeit wird man aber besser und besser wenn es darum geht, notwendige Reparaturen auszuführen.
MfG