Hmm, ok, ich berichte ja nicht, weil ich heute megaunglücklich mit mir und der Gesellschaft bin, sondern berichte aus meiner Vergangenheit, wo ja die "Gesellschaft" mit mir "hart ins Gericht" gegangen war.
Das ist Fakt. So sehe ich es heute in der Rückschau auf meine Vita. ABER, ok, vielleicht kommt es etwas rauh in meiner Ausdrucksweise herüber, da ich ja auch kein Blatt mehr vor den Mund nehme. Auch eine Eigenschaft, welche ich mir sehr hart erarbeiten musste. Nein, ich bin kein notorischer Meckerer, keineswegs, aber ich nenne die Dinge eben beim Namen, egal ob es die positiven Dinge oder eben die für mich negativen Dinge waren. Warum sollte ich es beschönigen.
Ja, mein Beispiel mit meiner BDSM-Auslebung hier, ok, da hat die Gesellschaft wohl schon ein bissel gelernt, was ich selbstverständlich auch begrüße, keine Frage.
Noch vor knapp 80 Jahren, ja ,da wär ich wohl in "Rauch aufgegangen", wenn ich dort schon so gelebt hätte. Auch keine Frage.
Aber mal wieder ins Jetzt gedacht. Wenn in meiner Dorf-Gemeinschaft jeder wirklich wüsste, was ich halt im erotischen Sinne mache, wie ich veranlagt bin usw., eben alles was eben mit der besonderen Erotik einhergeht, da kann ich Dir garantieren, das ich dort wo ich gegenwärtig lebe "keinen natürlichen Tod sterben werde".
Grosstadt vs. Dorf. OK, da haben wohl auch beide Lebensräume ihre Vor- und Nachteile. Wenn jeder jeden kennt, klar, kann das eine tolle und positive Sache sein, aber, glaube mir, das kann ich auch gemäß gemachter Live-Erfahrungen in Farbe und in Stereo, leider widerlegen. Wenn nicht jeder jeden kennt, wie in einer Grossstadt, ist das erstmal durchaus angenehmer, da man in der grossen Masse fremder Menschen "abtauchen" kann, wenn man das dann will. Klar ist auch, das in einer Grossstadt auch nicht unbedingt jeder jeden gut leiden kann. Klarer Fall. Ist mir auch so bewusst. Grausam und tragisch finde ich eben eine solche Konstellation, wenn man in einem Dorf von der ach so fortschrittlichen Gesellschaft "gebranntmarkt" wird. Dann ist das mitunter "die Hölle auf Erden". Es ist die Wahrheit und längst kein Mythos mehr. Wo sind denn dann die Vorteile, wenn jeden Tag Menschen mit dem Finger auf dich zeigen, dumm herumtuscheln, dich bespucken, dich nicht mehr als Individuum ernst nehmen, wenn man hereingelegt wird, bis hin zur Anwendung von körperlicher und seelischer Gewalt.? Ja, wo ist da der Fortschritt.?? In einer solchen Situation musst du erstmal stecken, mein Freund, und dann sprechen wir uns gerne mal wieder.
ERGO: Selbstwert/Selbstbewusstsein ist ein kostbares Gut für jedes einzelne Individuum, aber Selbstwert-Selbstbewusstsein ist in der Gesellschaft immer angreifbar, immer und überall und das gilt es zu verteidigen. Wohl dem, der dazu gut in der Lage ist.
Du hast auch Recht, das in jeder Zeitepoche-Ära die Gesellschaft ihre guten und schlechten Seiten hat. Einige Individuen kommen besser dabei weg und andere eben nicht. Aber da sehe ich eben den "Fehler im System". Stellt man sich mal vor, irgendeine Firma wirft ein Gerät auf den Markt, welches diverse Fehler aufweist, welche aber nicht ausgemerzt werden, um es zu verbessern. Wenn die Firmen-Chefs eben an den "alten Werten", oder an der alten Konstruktion, welche ja fehlerhaft ist, beibehalten, so entsteht in meinem Verständnis kein Fortschritt. So kann man es auf eine Gesellschaft übertragen, wo eben einige Menschen, eben die Aussenseiter, immer wieder vorkommen und immer wieder nicht ein akzeptierter Teil dieser Gesellschaft werden, weil sie keine Chance dazu haben. Wahrscheinlich würde ein Fortschritt in den Königs-Disziplinen Sozialwissenschaft, Psychologie, Erziehung usw. einhergehend mit Aufklärung in sozialen Gruppen, eintreten, wenn eben die Gesellschaft darüber gezielter informiert wird und das es eben reichhaltigere Hilfestellungen gibt, als beispielsweise vor 40 Jahren, wo ich aufwuchs. Das würde ich als gesellschaftlichen Fortschritt sehen.