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Geringes Selbstwertgefühl - Wie geht ihr damit um?

**********audia
4.914 Beiträge
Man wird ja nicht ohne Selbstwert auf die Welt geboren, denn es ist immer ein Entwicklungsprozess, welcher in manchen Fällen, incl. meinem Falle, manchmal schicksalshaft bedingt, extrem Einfluss auf den individuellen Selbstwert nehmen kann.
In meinem Falle war das schon echt unangenehm. Aufgewachsen in einem spießigen kleinen Ort mit vielen kleingeistigen Menschen, welche allerdings extrem diskriminierende Tendenzen hegten über Generationen hinweg. Es geht dabei jetzt nicht um eine andere Herkunft oder andere Religionszugehörigkeit, nein, es ging in meinem Umfeld noch viel einfacher, denn du brauchtest NUR z.B. ein anderes Hobby haben, um von der sog. Stadtgemeinschaft "gegrillt" zu werden. Damit kann es schon anfangen.
Selbst Kindergarten Grundschule usw. waren für mich "grausame" und "befremdliche" Orte, wo man normalerweise gerne wär.
Man stelle sich mal folgende Situation vor: Als Kind, ohne irgendwelches Mitspracherecht in diesem Staat, wirst Du z.B. an einen Ort gebracht, in meinem Beispiel Kindergarten, wo nur negative Schwingungen spürbar waren, wo widerliche Mitmenschen um einen herumwaren mit welchen man nicht zusammen sein wollte und du kannst nichts dagegen machen, da es ja eine vom Staat aufgezwungene Zwangsgemeinschaft ist. Ja, so habe ich auch mal meine Schulzeit gesehen.
Mit diesen Gefühlen und Emotionen in der Kindergarten- und Schulzeit manifestierte sich bei mir eine sog. "soziale Phobie" und damit ging auch das Phänomen des "selektiven Mutismus" einher. Damit ist man als Youngster "doppelt gearscht", wie ich es mal in meinem manchmal rustikalen Ostwestfälischen Slang sage.
Das wirklich grausamste an dieser Verkettung unglücklicher und unbefriedigender Lebensumstände ist eben die Tatsache, das man, damals zumindest vor ca. 40 Jahren, keinerlei Hilfestellung bekam. Die Eltern würde keinerlei Schuld treffen, denn die waren damit ebenfalls komplett überfordert. Andere Erziehungsberechtigte und Lehrer konnten mir damals auch nicht wirklich helfen, denn zu meiner Schulzeit gab es keine Vertrauens- oder Beratungslehrer und die Probleme diverser Schüler waren vielen Lehrern auch völlig "wurst".
Das kann NIEMALS einfach so spurlos an einem Menschen vorbeigehen, wer das behauptet, der lügt, ganz einfach. In meinem Falle musste ich quasi von NULL anfangen. Das begann mit der Auseinandersetzung im Erwachsenenalter mit dieser Vita. Dort fand ich dann aber Ansätze zur Aufarbeitung und Hilfestellung, was mir dann sehr gut tat. Durch den selektiven Mutismus hatte ich in der Schule eh nur mittelmässige Noten, aber eines muss ich einigen Lehrern hoch anrechnen. Auch wenn die zwar keinerlei Hilfestellung geben konnten, hatten die doch irgendwie an mich geglaubt, und mich zumindest im mündlichen Benotungsystem einfach mit durchgezogen, denn sie wussten schon, das vor ihnen kein dummer Mensch sitzt.
Ein Aussenseiter zu sein ist für mich heute nicht mehr schlimm, ich bin sogar froh darüber, das es so war. Das zeigt mir heute, wozu Menschen im Negativen Sinne fähig sind, und mit solchen Menschen möchte ich freiwillig eh nicht befreundet sein. Das ergibt doch keinen Sinn. Man findet im Leben immer wieder neue Freunde, Wegbegleiter, Vertraute usw. Die alten Verbindungen, welche in meinem unglücklichen Falle eh nur durch eine staatliche Zwangsgesellschaft (hier Schulklassen-Gemeinschaft) begründet war, sind mir eh nicht mehr wichtig oder gar wertvoll.
Der selektive Mutismus ist schon eine nicht so angenehme Krankheit, welche einem vielfach im Wege steht, sei es bei der Kommunikation, oder eben beim Erlangen guter Noten und damit einhergehend mit besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Nun ja, Sinatra würde wieder treffend singen "That´s life" und Knopfler würde sagen "There will be sunshine after rain, so why worry now". Sie haben Recht.
Ja, das alles hat definitiv und stark an meinem Selbstwertgefühl genagt, es auseinandergebracht, gar zerstört, aber mit eigener Kraft und unter Zuhilfenahme von Hilfestellungen im Jetzt, hat es sich wieder ganz gut entwickelt. Klar, hätte man einen solchen durchaus verachtenswerten Lebens-Ort auch schnellstens verlassen können, aber das war damals als Jugendlicher eh nicht möglich und als Erwachsener mit eben den gesundheitlichen und moneteren Defiziten auch nicht so wirklich. So bin ich geblieben, ABER, ich konnte mich mittlerweile mit dem Lebensort ein bissel aussöhnen. Klar, HEIMAT ist das für mich nicht, niemals, aber eben ein Lebens-Standort. Meine Heimat, oder eben die positiven Aspekte, ja, die finde ich eben anderweitig.
@****a7

Zitat:
Einen Job zu finden, der einen nicht körperlich/ seelisch krank macht, kann sich u. U. auch schon recht schwierig gestalten. So schwarz/ weiß ist es nicht.
Da sprechen wir aber von etwas ganz anderem. Denn wenn ich mich in das soziale System aus psychischen oder körperlichen Gründen nicht einfügen kann, sprechen wir ja von Menschen die quasi krankheitsbedingt nicht arbeiten können.
*********kend Paar
14.113 Beiträge
Zitat von *****e77:
@****a7

Zitat:
Einen Job zu finden, der einen nicht körperlich/ seelisch krank macht, kann sich u. U. auch schon recht schwierig gestalten. So schwarz/ weiß ist es nicht.Da sprechen wir aber von etwas ganz anderem. Denn wenn ich mich in das soziale System aus psychischen oder körperlichen Gründen nicht einfügen kann, sprechen wir ja von Menschen die quasi krankheitsbedingt nicht arbeiten können.

Ich sehe darin einen Bezug zu den Arbeitsbedingungen denen viele Leute unterworfen werden. Keine Ahnung ob das Thema im JC erlaubt ist aber diese ganzen prekären Beschäftigungsverhältnisse in denen ein AN für 2 Dienstherren Gewinn einfahren muss halte ich für besonders schlimm. Und welche Stellenangebote bekommt man wohl von der Arbeitsagentur vermehrt? Genau solche bei Zeitarbeitsunternehmen. Die Leute schuften, müssen mehrere Ansprüche erfüllen und kommen nicht auf einen grünen Zweig. Im Gegenteil bei Engpässen fliegen sie als erstes.

G/w
@*********kend
Ja da bin ich auf jeden Fall bei Dir. Es gibt jede Menge schlechter Arbeitsbedingungen und Ausbeuterbetriebe.

Und da muss man gar nicht weit schauen...
@*******uck
Das Problem mit dem niedrigen Selbstwertgefühl hatte ich auch in jüngeren Jahren. Was mir sehr geholfen hat, war ein Buch aus dem Jahr 1960 (!) "Psychokybernetik" von Maxwell Maltz. Es gibt viele modernere Bücher zum Thema, aber das Buch hat meine Augen geöffnet und ermöglicht, die Ursache des Problems zu sehen.
Ich habe nicht nur Bücher gelesen, sonden auch praktische Übungen gemacht und viel mit Menschen gesprochen, die das Problem für sich gelöst hatten.
Persönlich würde ich dir empfehlen, dich ehrenamtlich für andere Menschen zu engagieren, dadurch kannst du tatsächlich was Wertvolles für dich und andere machen und dein Selbstblick dadurch ändern.
******i63 Frau
10.261 Beiträge
Man kann daran arbeiten, aber jeder Mensch ist nun mal wie er ist.
Ob Büche und Psychologen da hilfreich sind. ich weiß es nicht.
Mir hat der Joyclub viel geholfen, speziell Gruppen wie die Rubensgruppe z.B.

Und ich überwinde mich ab und zu über meinen Schatten zu springen
Am Anfang wollte ich gerne mal an einem Stammtisch teilnehmen, aber als ich die Teilnehmerliste sah...die Profile mit den tollen Fotos, die meisten Frauen schlank.....puhhh ich hab mich dann doch nicht angemeldet.
Dann habe ich doch mal an einem teilgenommen...mit Begleitung. Immer die Sicherheit das ich dann zumindest jemanden zum reden habe und nicht alleine herumsitze.
Schließlich habe ich mich auch alleine getraut.
Auch mal Stammtische wo ich etwas weiter fahren musste.

Am liebsten gehe ich immer noch mit Begleitung, es gibt mir einfach mehr Sicherheit.

So bin ich eben.
Ein guter Einstieg ist vielleicht auch das recht neue (Hör)Buch "Jedes Kind muß Heimat finden". Die Autorin vertritt keine eigenwilligen Thesen, sondern vermittelt, was unter Psychologen weitestgehend Konsens ist und findet dafür eine eingehende Sprache.

Ich finde es für eine Betroffene heilsam, zu erkennen, dass ihr Problem ernst, aber weder außergewöhnlich noch unheilbar ist. Sondern dass sogar die meisten Menschen als Kinder irgendeinen "Knacks" erlitten haben, der sie veranlasste, eine Erklärung dafür zu finden ("Ich bin halt hässlich." zb). Und dass sich das mit der Zeit zu einem Leitsatz derart verfestigt, dass später dagegenstehende Erfahrungen diesen nicht auflösen (Ich muss mich wohl getäuscht haben, wenn mich gar keiner als hässlich ablehnt.), sondern der Leitsatz die Wahrnehmung trübt (Die wollen mich sicher nur schonen.).
Heilsam kann auch sein, zu erfahren, dass man diesen Leitsatz loswerden kann, dass es bewährte Methoden gibt und das ungezählte Menschen es damit geschafft haben, einen neuen, fröhlicheren Blick auf sich und das Leben zu bekommen.

Es gibt aber auch zahlreiche andere Autoren/innen und Titel. Die meissten sagen ähnliches mit leicht anderen Schwerpunkten. Die einen gehen weit zurück an die Wurzeln in der Kindheit, die anderen zielen mehr auf schnelle Verhaltensänderung, andere arbeiten eher spirituell. Es kommt auch darauf an, was man als Leser/in mag. Letztlich geht es immer darum, sich selbst wertschätzen zu lernen und sich von der quälenden Angst vor dem Urteil anderer zu emanzipieren.
Alle erfordern aber auch, dass man an sich selbst arbeitet und sich zb als Erwachsener endlich mal vom Urteil der Eltern abnabelt.
Vielleicht hilft auch dreimal täglich Johannes Oerding "Wenn du lebst" auf volle Lautstärke zu hören *g*
Zitat von *******uck:

Und wie ihr damit umgeht?

Versucht ihr Bücher darüber zu lesen und die vorgeschlagenen Tipps anzuwenden?

Seid ihr in Therapie? Falls ja, ist sie hilfreich?


Vor ungefähr 30 - 40 Jahren hatte ich kaum Selbstwertgefühl, ich fühlte mich als Abschaum. Wie bin ich damit umgegangen: zunächst überaus aggressiv, ich war jugendliche Straßenkatze und habe mich im Notfall im wahrsten Sinn des Wortes "durchgeschlagen".

Als ich anfing, auf eigenen Füßen zu stehen und damit erstmal grandios auf die Schnute gefallen bin, habe ich diverse Therapien durchlaufen, das ging über viele Jahre. Einige der Therapien waren lebensrettend, andere ziemlich grenzwertig (im Rückblick haben mich allerdings auch die "schlechten" oft weitergebracht). In der Zeit las ich auch etliche Bücher in Sachen Persönlichkeitsentwicklung, bin allerdings zum Ergebnis gekommen, daß das nicht immer zielführend ist.

Irgendwann war ich in der Lage, mich selbst weiter zu entwickeln, d.h. ich betreibe so eine Art "Seelenhygiene", mal mehr, mal weniger intensiv. Zum Beispiel in Form von "Einkehrtagen" - ich ziehe mich dann zurück, lebe eine Weile ohne Kontakte, möglichst geräuscharm, ohne TV oder Musikbeschallung und konzentriere mich auf das, was in mir drin arbeitet.

Ich stelle mich Ängsten, bin inzwischen in der Lage, immer noch vorhandene Defizite pragmatisch zu sehen und zu akzeptieren.

Heute würde ich mein Selbstwertgefühl als gut bezeichnen. Klar gibt's ein paar Punkte und gelegentliche Momente, in denen ich mich klein fühle, aber im Großen und Ganzen halte ich mich für ein ziemlich gelungenes Exemplar.

Rückblickend kann ich sagen, daß mich in den Zeiten, in denen ich mich selbst am wenigsten wertvoll fand, ehrenamtliche Tätigkeiten am besten vorangebracht haben. Das Gefühl, für jemanden nützlich zu sein, gab mir ein gutes Gefühl, außerdem fand ich's sehr erholsam, den Blick von meinen eigenen Befindlichkeiten weg auf die Bedürfnisse anderer zu richten.
**du Mann
1.101 Beiträge
Für mich ist es gar nicht einfach, darauf zu antworten.. Ich versuch's trotzdem.. Was mir geholfen hat:
a) Mir klar zu werden, was mir auf welche Art und Weise gut tut und was nicht. Aber auch, was mich interessiert, was ich ausprobieren möchte und was nicht. Selbstliebe hat in dem Sinn bestimmt auch eine Bedeutung. Auf dem Weg haben mir bestimmt Erfahrungen und Erlebnisse geholfen, Prägungen durch Menschen, denen ich in meinem Leben begegnet sind, womöglich auch Prägungen durch den Job usw.
b) Zu realisieren, dass ein Stopp, ein "nein" wichtig sein kann und ich es nicht allen Leuten recht machen kann.
c) Mit b) verbunden: Zu lernen, wie ich auf eine möglichst gute Art "nein", aber auch "ja" zu etwas oder zu jemandem sagen kann. Und nicht allzu enttäuscht sein, wenn die andere Person damit nicht klar kommt. Ev. ist es dann ihr Problem und hat nicht so viel mit mir zu tun.
d) Zu versuchen, mich möglichst wenig mit Anderen zu vergleichen.

Lg allseits Pidu
*****976 Mann
30 Beiträge
Jeder von uns hat etwas wo er ein geringeres Selbstwertgefühl hat. Mal mehr, mal weniger.
Was immer hilft ist Abstand gewinnen von Energiefressern, das können Orte aber auch Personen sein.
Mir hat geholfen zu lesen, ganz viel lesen. In sich selber horchen und die Dinge die ich ändern wollte und die mir zu schaffen machten zu lokalisieren.
Diese dann gezielt angreifen, nicht alle auf einmal. Es darf einen nicht überfordern.
Es gibt heute so viel Literatur, Foren und Seiten im Internet zu allen Themen. Sich trauen mit guten Freunden, dem Partner oder der Familie darüber zu reden. Wenn man das Glück hat dass diese einem zuhören. Also richtig zuhören. Wenn das nicht der Fall ist eine Therapie. Warum nicht? Alles was hilft ist richtig.
Selbstwertgefühl


Mir fällt da nur eins ein.
Ich empfehle das jedem Mädchen, Jungen oder Frauen, Männer.
KAMPFSPORT

Das ist das beste überhaupt. Die Konzentration bezieht sich auf den Körper, Spannung, klare Haltung, Nein sagen lernen.

Ich habe mit 14 Jahren angefangen Kampfsport zu machen. Ich hatte dadurch ein ganz anderes Körpergefühl, meine Stellung und Wahrnehmung als Person ist eine andere.

Mittlerweile bin ich zu Tai Chi gewechselt.
Es entspannt mich und bringt mich zur Ruhe.


Sollte das alles nicht fruchten, kann man immer noch Bücher lesen ggf. zum Facharzt gehen.

P. S. Mein Orthopäde der wusste, dass ich Probleme mit dem Rücken habe, erzählte ich, vielleicht wäre es besser Tai Chi zu machen statt Medikamente zu nehmen.
Er meinte nur TOP.
*****976 Mann
30 Beiträge
Bin ganz bei dir. Aber es muss nicht unbedingt Kampfsport sein, ich spiele Rugby und es hat grosse körperliche und mentale Veränderungen bei mir bewirkt.
Aber vom Prinzip ist es ja das Gleiche. Da hast du schon recht.
Am Ende ist es eine Frage, ob Dir Nähe oder Distanz gut tut - schließlich geht es ja um den Sex.

Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl beobachten und betrachten andere Menschen und sind mit sich selbst nicht einverstanden. Wenn Du Dir noch nicht darüber im klaren geworden bist, wer oder was Dir diese Minderwertigkeitsgefühle vermittelt hatte, dann wäre eine Therapie hilfreich - muss aber nicht sein, weil Therapeuten ja von solchen PatientINNEN leben.

Was würdest Du denn tun, wenn Du voller Selbstbewusstsein wärst???

Ich habe das alle hinter mir - ich habe mich zurückgezogen in meine eigene Welt, bin ab und zu aus meinem See aufgetaucht und habe Luft eingeatmet, bevor ich wieder auf Tauchstation gegangen bin. Wenn Du anderen Menschen ein Rätsel - ein NOVUM - bist, entscheidet sich schon alles FÜR und nicht mehr nur gegen Dich.
Richtig, von mir auch Eishockey.

Aber ich spreche aus der Praxis. Vielen hilft es ungemein.
**********audia
4.914 Beiträge
Bei mir war es so das mir die "soziale Phobie" ja tatsächlich diagnostiziert wurde, habe sie soz. "schriftlich" und "amtlich". GRINS. Ok heute kann ich darüber grinsen, aber damals gewiss nicht. Teil des Therapieansatzes war auch sich selbstständig mit der Problematik auseinanderzusetzen, sich Informationen zu beschaffen, welche dann in der Einzeltherapie besprochen wurden. Bei mir wurde ja auch um den "selektiven Mutismus" zu therapieren, eine mir Unbehagen machende Situation "konstruiert" in dem ich vor verschiedenen fremden Menschen ein Referat halten sollte, genau zu meinem Problem. Das fand in der Gruppentherapie statt. Selektiver Mutismus ist, platt gesagt, das Unvermögen in einer bestimmten Situation, wo einen verschiedene Menschen umgeben, zu sprechen, obwohl man ja in der Lage ist zu sprechen. In meiner Vita hatte sich das ja schon im Kindergarten über die Schulformen manifestiert. Ich war nicht in der Lage, vor der Klasse zu sprechen, bzw. mich mündlich in der Klasse, egal in welchem Fach, mitzuteilen. Soz. ist es eine situationsbedingte Sprachblockade. Somit kassierte ich regelmäßig nur durchschnittlich bis schlechte Noten in der mündlichen Mitarbeit, obwohl die Lehrer ja wussten, das ich den Lehrstoff beherrschte. Ansonsten hatten sie damals für mich keinerlei Lösungsvorschläge parat. Pech gehabt.
In der Therapie wurde ich systematisch immer wieder mir Unbehagen verursachenden Situationen ausgesetzt. Konfronationstherapie war das eben. Diese Art der Therapie in Kombination mit der Gesprächstherapie, war für mich sehr anstrengend, aber ich habe es durchgehalten 5 Monate und nochmals 12 Monate, regelmäßig ein bis zweimal in der Woche.
Die Erkenntnisse welche ich dadurch ja auch gewann, halfen mir schon, mein Selbstbewusstsein wieder Stein für Stein aufzubauen. Schuldige suche ich nicht, auch gibt es bei mir keinerlei Hass- oder Grollgefühle, auch den damaligen negativen Menschen gegenüber. Denn das wär wieder energieverbrauchend und bringt mir nix ein. Die damaligen Menschen sind mir heute egal, auch wenn ich noch so einige in meinem Lebens-Wohnort immer mal wieder sehe, aber es berührt mich nicht mehr. Bei manchen reicht nur ein einfaches Hallo und Tschüss, und bei anderen eben keinerlei Kommunikation. Es sind eben mir völlig fremde Lebewesen geworden. Dahinzukommen verlangte mir eine Menge Kraft an mentaler Stärke ab, aber ich fühle mich jetzt richtig frei. Der Weg dahin war allerdings sehr schwer. Bei solchen Therapieansätzen muss man auf jeden Fall viel Geduld mitbrigen und eben Wissbegierigkeit um über die Krankheit eben selbst etwas zu erfahren. Neugierig sein ohne Scham oder Zweifel. Ich muss allerdings schon auf eventuelle Gemütsschwankungen aufpassen, welche ab und zu mal auftreten können.
Später machte ich privat nochmals eine Therapie mit einem anderen Ansatz. Platt gesagt ging es bei dem Ansatz um das Erkennen von negativen Gedanken, dem Aufspüren derer Gründe und dem systematischen Brechen der unglücklichmachenden Gedankenkonstrukten und dem Ersetzen durch positive Gedanken- und Gefühlswerten.
Es nennt sich die "Ellis-Method", benannt nach Albert Ellis, einem amerikanischen Psychologen, welcher die Rational Emotive Verhaltenstherapie entwickelte. Es gibt im deutschsprachigen Raum folgendes Buch dazu: Vernunft und Emotion von Dieter Schartz. Das war für mich ebenfalls recht anstrengend, aber durchaus interessant und auch hilfreich.
*********lich Frau
2.266 Beiträge
@**********audia : Dieter Schwartz heißt der Mann und befasst sich in dem Buch mit der Rational-Emotiven Methode nach Albert Ellis.

Nur, falls jemand das Buch sucht, ich empfehle es immer wieder gern: https://www.amazon.de/dp/386 … 3-21&linkCode=osi&th=1&psc=1

FunFact: Johnny Depp hat die Kernaussage in "Fluch der Karibik" wunderbar auf den Punkt gebracht in der Szene, in der er mit
Keira Knightley auf einer Insel strandet:

"Das Problem ist nicht das Problem - das Problem ist Deine Sicht auf das Problem!"
**********ressa Frau
3.533 Beiträge
Die Lösung kann dabei die Lösung sein *klugscheisser* *zwinker*
*********lich Frau
2.266 Beiträge
Um das zu entknoten: Der griechische Philosoph Epiktet sagte sinngemäß, es seien nicht die Dinge, die die Menschen ängstigten, sondern die Vorstellungen, die die Menschen von den Dingen hätten, machten ihnen Angst - und auf den hat Albert Ellis sich bezogen; Dieter Schwartz geht darauf im genannten Buch näher ein.

Worauf das Ganze abzielt: Wenn ich die Dinge, die mich ängstigen, die mir Sorgen oder mich wütend machen, nicht ändern kann, so kann ich aber doch die Haltung ändern, die ich selbst dazu habe.

Das meint nun nicht, ins Gegenteil hinein zu rennen a lá "Istmirdochscheißegalderandereistsowiesoeinarschloch", sondern "nur", aus der Situation heraus zu kommen, von einem destruktiven Gefühl/Gedanken vollständig beherrscht und dadurch womöglich handlungsunfähig zu sein.

Beispiel: Es kann sein, dass ich bei dem zu haltenden Referat vielleicht ausgelacht werde und das wird sich verdammt scheiße anfühlen und das ist dann echt unangenehm - ich werde es aber ganz sicher überleben!
**********ressa Frau
3.533 Beiträge
Zitat von *******uck:
Geringes Selbstwertgefühl - Wie geht ihr damit um?
Ich habe mich mal gefragt, ob es auch hier Leute mit dem Problem des geringen Selbstwertgefühls gibt.

Und wie ihr damit umgeht?

Versucht ihr Bücher darüber zu lesen und die vorgeschlagenen Tipps anzuwenden?

Seid ihr in Therapie? Falls ja, ist sie hilfreich?

Das Thema ist definitiv nicht leicht, aber ich denke besprechenswert.

Liebe Grüße

Tough_Luck


Das geringe Selbstwertgefühl kommt manchmal zu Besuch, dann wird es getröstet und ich nehme es an die Hand.

Ich habe beschlossen, dass das geringe Selbstwertgefühl mit mir den Weg der Würde geht.
Vorbei an Erniedrigung, Gewalttätigkeit, Missachtung und Beschämung.
Dazu braucht es auch Andere, die mich unterstützen. In erster Linie braucht es allerdings mich selbst mit der Entscheidung, für mich einzustehen.

Das geht nicht "mal eben". Diese Instant-Lösungen sind nicht realistisch...es braucht Training, alte Verhaltensmusterpfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.
Das Gefühl der Würde hilft mir dabei.
Du musst (im besten Sinne) es fühlen (lernen), sonst hast du es nicht verstanden und kannst es nicht ändern.
Ob du das durch ein gutes Buch, eine Therapie oder Krisen lernst ist nicht wichtig...sobald du deine Aufmerksamkeit darauf lenkst und die Automatismen darin erkennst, kannst du dich (für dich) entscheiden.
Das heißt aber nicht, das du wie *superman* nur noch durch die Gegend powerst.... sei achtsam!
Geringes Selbstwertgefühl hat nämlich auch eine helle Seite...sie lädt dich dazu ein, deine Bedürfnisse wahrzunehmen. Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug, Regeneration, Trauer zulassen, Gefühle zulassen, die sonst halt nicht so beliebt aber auch wichtig sind!
Dieses Leistungsding kann sonst auch nach Hinten losgehen...
Wir sind Menschen... es gibt keine Schwäche und keine Stärke...wir betrachten sie nur als solches.
Beides gehört zum Leben dazu, das will nicht "wegtherapiert" werden...das will mitspielen.
Wir können lernen, diesen Anteilen den rechten Platz in unserem Leben zu geben.

Zum Abschluss das Beispiel mit dem 100EuroSchein: egal ob der Schein zerknüllt, verdreckt, getreten, angerissen oder auch hochglanzpoliert in einen goldenen Rahmen gesteckt wurde: es bleiben 100Euro.

Geld ist toll. Ein Mittel zum Zweck. Auch ein Ausdrucksmittel für deinen Selbstwert...tief unbewusst. Dabei ist nicht entscheidend, wie viel oder wenig die arme Sau auf dem Konto hat. Manche sind ja so arm, die haben nur noch Geld *zwinker*
Das Thema dahinter ist das gleiche, egal ob zu viel oder zu wenig.

Ergo: das stimmige Maß ist die Lösung.
Mal bin ich selbstbewusst, mal bin ich mein selbstlos... *zwinker*
Und Alles gehört dazu.
Wir müssen uns nicht immer toll,super,geil fühlen...wenn wir nie traurig, verletzt, enttäuscht etc wären, wüssten wir das andere ja nie zu schätzen.

MIT meinen manchmal geringen Selbstwertgefühl bin ich ein liebenswerter Mensch. Bin ICH ICH.
Und MICH gibt's nur EIN MAL *anmach*

*regenbogen*
*******ust Paar
5.834 Beiträge
Zitat von ***12:
Als durchaus selbstbewusster Mann kann ich sagen, ich gehe ein, auf eine Frau mit mangelndem Selbstbewusstsein. Ich mag es Frau zu stärken, ihre Stärken hervorzuheben. Das liegt mir, glaube ich.

das ist wohl der beste Weg
um das geringe Selbstbewußtsein
auf unbestimmte Zeit fortzuschreiben.

Suchst du jemanden,
dessen Unterstützung du brauchst,
wirst du immer abhängig von anderen Menschen sein.

Das Selbstbewußtsein muß aus dir heraus kommen.
Insofern nützt dir nur eine Therapie.

Und:
umgib dich nicht mit Menschen,
die dich als klein ansehen,
dir helfen wollen
oder dich klein halten wollen,
sondern mit Menschen,
die dich als absolut gleichwertig ansehen.
Chor oder Tanzkurs o.ä.
@*******ust das kann ich nicht unterschreiben, was du da beschreibst.

Es funktioniert, wenn man dieses Selbstvertrauen übt. Das einzige was passiert, wenn man irgendwann evtl. getrennte Wege gehen sollte, ist Dankbarkeit. So meine Erfahrungen. Niemand war danach von mir abhängig.

Im Gegenteil, man redet auch Jahre später noch darüber, da nichts von heute auf morgen passiert.

VG Bee *wink*
Ein geringes Selbstwertgefühl kann man nicht abstreifen, wie einen alten Mantel; man muß mühevoll lernen, dass es keinen guten Grund hat, sich selbst nicht lieben zu dürfen. Ein großes Problem dabei ist, dass es schnell passieren kann, dass das geringe Selbstwertgefühl in eine Art narzistische Selbstliebe umkippt, was keinen Deut besser ist.

Ich würde sagen, dass man auch mit zunehmender Erfahrung lernt, dass kein Mensch weniger Wert ist als ein anderer, also auch andere nicht wertvoller sind als ich. Sollte das Gefühl über einen langen Zeitraum schmerzen, wäre eine Therapie anzuraten. Von Ratgebern ist eher abzuraten, weil die in der Regel stark vereinfachen und man an der Umsetzung des geratenen scheitert, was dann dazu führen dürfte, dass man sich noch schlechter fühlt. Bei mir persönlich war es so, dass ich früher ein geringes Selbstwertgefühl hatte, und irgendwann verstanden habe, dass andere auch nur mit Wasser kochen - egal was sie vorgeben zu sein.
*******elle Frau
35.853 Beiträge
Ich bin sehr früh für meine Dinge eingetreten, habe mich dann vom ersten festen Freund klein machen lassen.
Nach dem Aus habe ich mir geschworen ,das passiert mir nie wieder.

Danach habe ich mich durch alle Unwegsamkeiten des Lebens geschlagen , immer so, dass es mir wieder gut geht.
Hilfe , von ausserhalb, hatte ich nie.
@*******elle es war für dich der richtige Weg. Toll *top*

Ich bin auch der Meinung, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt um sich selbst mehr zu trauen. Damit man sich nicht mehr so einfach unterbuttern lässt.

VG Bee *wink*
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