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Wie ist das für euch, ist die „Umgangssprache“ im BDSM ein deutliches Zeichen für Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Antifeminismus oder ist es lediglich Dirty Talk oder Szene-Speech?
Das kommt meines Erachtens auf das grundsätzliche Mindset der Beteiligten an und wie sie sich im Alltag verhalten. Im "Play" finde ich das nicht frauenverachtend, außerhalb schon.
Mir ist wichtig, dass jemand, mit dem ich spiele und diese Art von Erniedrigung und Objektifizierung auslebe, auch zu wertschätzendem Verhalten fähig ist und nicht grundsätzlich der Meinung ist, Frauen seien Ficklöcher.
Das ist wie der berühmte Unterschied zwischen "Schlampe" und "meine Schlampe".
Es kommt auf die Intention an, mit der Worte ausgesprochen werden, darauf, wer sie spricht und auch den Kontext.
Ich habe massive Probleme mit Menschen, die grundsätzlich der Meinung sind, dass Frauen weniger Relevanz und Wertigkeit haben als Männer und sich
deswegen im BDSM austoben, weil ihnen dort keiner was kann, "da sind ja alle so". (lol)
(Und ja, ich habe in den letzten Monaten auf einer überwiegend englischsprachigen BDSM-Blog-Plattform genau solche Kollektive beobachtet und es widert mich an.)
Ich habe dagegen gar kein Problem mit Menschen, die diese Spielerei gezielt in der individuellen Begegnung nutzen, weil beide das geil finden, oder weil sie einfach grundsätzlich diese Vorliebe haben, ohne das auf ein gesellschaftliches Wertesystem ausweiten zu wollen.
Ich zum Beispiel bin der Domestic Discipline sehr zugetan und meine Vorlieben, was sexuelle Männlichkeit und sexuelle Weiblichkeit betrifft, sind tatsächlich äußerst konservativ, fast schon archaisch. Die Sache ist aber, dass ich nicht denke, dass das so sein "muss", sondern dass ich das für mich so "will". Und wenn ich nicht mehr wollen sollte, habe ich die Möglichkeit, mich jederzeit umzuentscheiden und anders zu entwickeln.
Im Play habe ich sehr viel weniger Probleme damit, als Stück oder Schlampe oder sogar wertloses Fickstück bezeichnet zu werden, als damit, zum Beispiel als dumm bezeichnet zu werden.
Zudem kann ich diese Erniedrigung auch nur geneißen, weil mein Spielpartner mich auch seine Kleine, sein Mädchen, sein Schatz, seinen Hasen, seinen kleinen Liebling oder sein Babygirl nennt. Ich weiß auch aus Gesprächen, die wir miteinander geführt haben, dass er sehr viel Wertschätzung für die Tatsache aufbringt, dass er so erniedrigend mit mir umspringen darf.
Per se sind solche Worte erstmal nicht misogyn. Sie können es aber werden, je nachdem, welches Mindset/Weltbild der Aussprechende besitzt.