Beziehungs-Anarchie und BDSM?

P.S. zum Thema "Allgemein"

Jeder Mensch der mit den allgemeinen un kollektiven Werte-, Ehtik- und Moralvorstellungen nicht so richtig klarkommt wird seine eigene Werte- und Ethikwelt basteln müssen. Auch ich musste das vor 45 Jahren tun um meine Neigungen überhaupt in mein pazifistisches Weltbild integrieren zu können. Diese Werte- und Ethikvorstellung stellt aber lediglich eine für mich passende Erweiterung dar, ohne die allgemeinen und kollektiven Vorstellungen grundsätzlich in Frage zu stellen.
Ich bin ja derjenige gewesen für den es nicht gepasst hat, nicht die anderen ... .


LG BoP (m)

Meine allgemeine, kollektiven Werte stelle ich hinten an, wenn es mir um persönliche Werte geht...und trotzdem scheinen die gleichen Werte so weit auseinander zu gehen...

Das ist ein Spagat, ja.
Trotzdem gehen Werte wie "mit Herz" und "Liebe" zumindest in die gleiche Richtung und sind nicht von Grund auf gegensätzlich.

Bei mir waren es Dinge wie Sadismus, meine Lust am quälen und beherrschen und eben mein völlig pazifistisches und gewaltfreies (... teilweise fast anarchisches) Weltbild. Diese Werte waren total gegensätzlich. Das war vor 45 Jahren sowas wie den "eisernen Vorhang" ignorieren.


Es hat einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und souveränem Denken bedurft, um diese Gegensätze zu vereinen, aber es hat letzlich funktioniert und mein Weltbild hat sich bis heutre und trotz sehr vieler Erfahrungen mit anderen politischen Sysremen, Kulturen und Weltreligionen nicht wesentlich verändert.
Ich habe es mehrfach angepasst, im Sinne von "erweitert für neue Aspekte", aber die Grundausrichtung ist immer dieselbe geblieben.

LG BoP (m)

Liebe @**********ain79 , ich kann Dir immer weniger folgen. Warum schlließt Poly das Herz aus, aber Herz muß nichts mit Liebe zu tun haben?
Aber egal.
Ich will gerne versuchen, Deine Frage nach persönlichen Erfahrungen zu beantworten.

Nach meiner (!) Erfahrung sollte man jede Beziehung so führen, daß jeder für sich und beide miteinander wachsen und lernen können.
Das schließt ein, daß ich heute nicht weiß, wo (und wer) ich morgen sein werde.
Ich bin wesentlich mehr, als meine Neigungen. BDSM ist super, aber weder entscheidend, noch die Grundlage einer Beziehung.
Wenn ich aufrichtig mit mir selbst bin und ich tatsächlich aufrichtig zwei Menschen zärtlich und sexuell liebe, dann kann ich auch mit beiden BDSM in der Weise haben, die mir und ihnen entspricht.
Sofern die mitspielen...
Kann ich das nicht, muß ich es auch nicht.
Und egal, was ich mache, ich brauche für mich, das Leben und die Liebe ziemlich viel Fehlertoleranz.

Tut mir leid, wenn ich Dich komplett mißverstanden habe. Kommunikation ist Glückssache. Viel Segen für was immer Du tust!

ich sage mal, wenn das o.g. "anarchie" bedeutet
und bdsm immer? ein machtgefälle hat

ein widerspruch in sich?

Kein Widerspruch, denke ich.
Pazifisten können in den Boxring steigen, so lange sie wissen, wo die Grenzen des Rings sind.
Und Anarchisten können BDSM mit Machtgefälle praktizieren.
Letzteres klappt bei mir ganz gut.

Landläufig das Suffix zu unterschlagen sorgt allenfalls für Missverständnisse.
Polygamie bedeutet Vielehe bzw auch eheähnliche Beziehungen.
Polyamorie bedeuten mehrere offen geführte Liebesbeziehungen.
Das kann dann doch schon den entscheidenden Unterschied machen.

Und das kann je nachdem zu einigen Verquickungen führen!
So bin ich monogam, aber (als Single) auch offen für Spielbeziehungen. Und da fängt es schon an. Hätte meine Sub mehrere Doms/Sads, käme ich damit schon nicht mehr zurecht. Gleiches gilt für offene Beziehungen, da muss es reichen, die zweite Geige zu spielen, mehr kann ich da nicht mitgehen. Umgekehrt könnte ich als Single auch mehrere Spielbeziehungen haben, neige aber zum Fokus auf die eine. Ebenfalls nicht unproblematisch ist eine dritte Person innerhalb der Monogamie, z.b. bei bestehender Bi-Neigung. Die muss natürlich sex. passen als auch zwischenmenschlich, sollte aber nicht herzergreifend sein. Meine Emotionsküche lässt einige Experimente zu aber hier ein tragbares Ideal zu finden, ist sicher nicht leicht. Monogamie empfinde ich eh als das stringenste Ideal, das zu lockern wohl am ehesten schwer fällt. Aber wer weiß- wenn ich mit 50 noch immer nicht unter der Haube bin, werfe ich vlt alles über Bord und werd halt mit nem Harem glücklich. Sicher nicht die schlechteste Perspektive.

Anarchie ist Selbstverantwortung und Kommunikation pur. Sie verlangt nach Regeln und Verlässlichkeit. Gelingt das, bringt sich jeder Beziehungspartner so ein, wie er mag und wie er kann. Beziehungs-Anarchie scheint mir für selbstsichere, intelligente Zeitgenossen zu sein.

Spannende Frage. Wobei ich "anarchistisch" nicht so wirklich verstehe in diesem Zusammenhang - du meinst vermutlich ohne allgemeingültige Regeln?

Für mich gelten meine Regeln. Und die sind relativ einfach: ich bin verheiratet, ich kann fallweise weitere Beziehungen eingehen.

Ich würde mich niemals von einer Frau dominieren lassen.
Ich würde niemals einen Mann dominieren.
Ich kann mich in beide Geschlechter verlieben, vorausgesetzt, sie sind "maskulin" (typisch feminine Attribute lassen mich schlicht und ergreifend kalt - das gilt auch und besonders im BDSM-Kontext).
Wenn ich eine D/S-Beziehung mit einem Mann eingehe, dann gestehe ich ihm ohne weiteres zu, daß er sexuelle Treue verlangt - das bedeutet: ich gehe dann auch keine weiteren Techteleien ein, obwohl ich kein besonders monogam fühlender Mensch bin. Falls das widersprüchlich klingt: ist es nicht.

Ob das "anarchistisch" ist: keine Ahnung. Lebbar ist es, wenngleich u.U. etwas koordinierungs-intensiv.

Wenn alle Beteiligten ihren Platz kennen und sich an die vereinbarten "Regeln" halten, sehe ich allerdings nix Anarchisches darin, sind halt nur vom allgemein Üblichen abweichende Übereinkünfte.

wenn ich dem sex in einer bdsm-beziehung einen völlig eigenständigen raum gebe

kann ich mich sehr wohl in einem anarchischen beziehungs-geflecht bewegen...

hatte ich auch schon mit meinem ex - mit dem ich alle 14 tage ein we verbracht habe
die restliche zeit gehörte ausschliesslich mir und ich hatte alle freiheiten
hätte mir noch einen 2. Dom anlachen können - oder was auch immer

dann hätte ich - nach meinem verständnis - eine beziehungs-anarchie gehabt

wenn alle beteiligten da mitspielen und keine exklusivität beanspruchen

Vielen Dank für die vielen Beiträge.

Ich habe dieses Thema eröffnet, weil einfach mehr daüber erfahren wollte und bin zu dem Entschluss gekommen, daß ich einfach wie bisher, dem Kind keinen Namen mehr geben brauche.

Manchmal hat man so seine Punkte im Leben, wie eine Trennung oder eine neue Beziehung, die den Anstoß geben über manche Dinge nachzusehen.

Entwerder bringt es eine Weiterentwicklung oder die Erkenntnis, daß doch alles erstmal beim Alten bleiben kann.

Natürlich darf gerne weiter diskutiert werden

@**********ain79

da läuft gerade noch ein anderes thema im bdsm-bereich

aus sicht eines Dom´s - dessen sub anarchisch lebt
(bzw macht was sie will)

vielleicht interessieren Dich ja dort die sicht-weisen?!

Habe ich auch entdeckt... Hat meiner Meinung nichts mit Anarchie zu tun. Aber trotzdem interessant.