„Was mich interessiert ist, wie Ihr BDSM auslebt. Ist es für euch eine 24/7 Angelegenheit oder Spielt ihr nur in einer Session die zeitlich begrenzt ist?
Ein Machtgefälle, das sich nur auf festgelegte, zeitlich begrenzte Sessions beschränkt, wäre nichts für mich. Nicht einmal in Spielbeziehungen traf ich mich nur "zum Spielen", sondern legte Wert auf ein Machtgefälle, dass auch außerhalb der sexuellen Intimität spürbar ist. Also ich mag das Machtgefälle auch im Alltag, ein rein sexuelles Machtgefälle würde mich nicht reizen, das ist mir schlicht zu wenig und ich bin auch nicht so gut darin, zwischen diesen Modi ständig zu switchen. Wenn ich jemanden dominant wahrnehme, tue ich das immer, nicht nur im Bett.
So gesehen ist BDSM für mich in der individuellen Beziehung tatsächlich bisher immer ein 24/7 Ding gewesen. D/s war die strukturelle Basis, Augenhöhe ein gezielt herbeigeführter und immer nur temporärer Zustand, wenn es wirklich nötig war.
Ich lege auch mittlerweile deutlich mehr Wert auf das beziehungsdynamische Machtgefälle, als auf Sadomasochismus. D/s brauche ich fast ständig, gehauen werden muss ich dagegen nicht mehr jedes Mal. Das war zu meiner Anfangszeit etwas anders, da wollte ich regelmäßig vermöbelt werden und war eine Weile sogar auf einem richtigen Endorphinentzug, wenn das nicht geklappt hat. Das hat sich mittlerweile gelegt.
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Für mich ist es aber sehr wichtig das in einer festen Beziehung aus zu leben.
Speziell D/s habe ich nie in einer festen Partnerschaft ausgelebt und muss auch ehrlich zugeben, dass mich das bis auf Weiteres eher abschreckt. Zu oft bekomme ich mit, dass nach einer Weile das Machtgefälle in einer Liebesbeziehung leidet, der Alltag den Kink killt und die einzigen, bei denen ich sehe, dass das über Jahre hinweg klappt, leben mehr oder weniger in TPE-Zuständen, mindestens aber mit einem sehr präsenten Alltagsmachtgefälle, also einer starken Asymmetrie.
Für TPE fühle ich mich aber (noch) nicht bereit, da sträubt sich einfach noch vieles in mir und ich weiß nicht, ob ich das überhaupt jemals zulassen werde.
Momentan jedenfalls trenne ich BDSM bewusst von Liebe und gebe ehrlich zu, dass mit der Gedanke, beides zu verschmelzen, im Augenblick eher Angst macht.
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Für mich ist Treue sehr wichtig, sowohl als Parnter als auch als Dom.
Ich lege Wert auf emotional-soziale Treue (und in manchen Belangen auch auf Exklusivität, wie zum Beispiel keinen Zweitherren oder eine Zweitsub), aber so gut wie gar keinen Wert auf sexuelle Exklusivität. Im Sexuellen wünsche ich mir lediglich einen großen Fokus, bin gerne Priorität, aber ich brauche keine sexuelle Monogamie.
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Für mich ist BDSM kein Spiel, sondern eine art zu lieben und zusammen zu leben.
Ich würde BDSM zunächst als essenziellen Teil meiner Sexualität betrachten, vielleicht sogar als die Art, wie meine Sexualität im Allgemeinen funktioniert. Speziell beim D/s ist das aber auch etwas, das stark in meinen Alltag greift, oder was ich zumindest im Alltag spüren möchte. Ich möchte daher sagen, dass es auch für mich eher eine Lebensart ist, als nur ein sexuelles Rollenspiel.