Zitat von **********effel:
„Nachdem das mit den Todesfällen in der Familie meiner Freundin schon öfter passiert ist, habe ich mir fest vorgenommen, sie von Anfang an zu unterstützen, damit sie eben nicht in dieses tiefe Loch fällt.
Nach dem Tod eines wichtigen Menschen in ein Tiefes Loch zu fallen ist Bestandteil eines gesunden Trauerprozesses. Eine Person ist eine Person durch andere Menschen. Der Wegfall einer wichtigen Bezugsperson, bringt die eigene Integrität ins Schwanken. Fähigkeiten, die wir unter anderen Umständen spielend leicht anwenden können, sind plötzlich blockiert. Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel:
Der Lebensgefährte hat immer den Müll runter gebracht. Nun ist er tot. Und man muss den Müll selbst runterbringen. An für sich eine leichte Aufgabe. Doch eine Zeit lang wird man beim Müll runter bringen jedes Mal an den schmerzlichen Verlust erinnert. Das macht es schwieriger, das Müll-runter-bringen wieder in den Alltag zu integrieren.
Ebenso ergeht es uns mit psychischen Fähigkeiten. Mein Opa hatte mit seiner Art von Galgenhumor immer seine und meine Selbstheilungskräfte angekurbelt. Eine doofe Situation, eine Bemerkung von Opa und ich konnte wunderbar über mich selbst lachen. Im Anschluss daran fand ich dann auch eine Möglichkeit, mit Situationen, die sich nicht ändern ließen, umzugehen oder einen Ausweg zu finden. Als ich aufgewachsen bin, gab es auch viele andere Vorbilder in meiner Familie, wie man seine Selbstheilungskräfte ankurbeln kann. Doch Opas Art, das über den Galgenhumor zu tun, passte einfach am allerbesten zu meinem eigenen Naturell. Also orientierte ich mich in diesem Punkt an ihm. Im Alltag brauchte ich ihn immer weniger. Doofe Situation, mein Galgenhumor, Lachen über mich selbst und zack kam mir eine Lösung in den Sinn. Manchmal kam ich alleine nicht weiter und dachte daran, Opa anzurufen oder zu besuchen. Zack! Beim Gedanken an Opa kam mir schon eine Opa-typsiche Bemerkung in den Sinn. Ich brauchte ihn deswegen gar nicht anzurufen oder zu besuchen. Aber wenn ich echt nicht mehr weiter wusste... Opa.
Mit Opas Tod ging nicht nur der Rückhalt flöten, mich im Worst-Case an ihn wenden zu können. Mein eigener Galgenhumor war völlig vom schmerzlichen Verlust blockiert. Und das für Monate.
Fürs Umfeld ist das oft schwer eträglich. Diese Ohnmacht, daneben zu stehen und nix tun zu können. Manche versuchen den Trauernden am Fall ins Loch zu hindern oder diesen so rasch wie möglich dort wieder raus zu holen und vom Leben zu begeistern. Das ist aber für den Trauernden kontraproduktiv, nervig, belastend.
Der Kontakt zu anderen Menschen ist anstrengend. Zu viel Nähe überfordert. Die eigene Persönlichkeit ist stark angeschlagen. In dem Zustand kann man sein eigenes Ich-Ideal vorn und hinten nicht erfüllen. Das geht auf den Selbstwert.
Und zu viel Hilfe, Unterstützung und "in Watte gepackt" werden und man hat kaum noch eine Möglichkeit, die Stärken, die man noch hat, auszuleben. Hilfe sollte nicht darin bestehen, mir die Dinge abzunehmen, in denen ich trotzdem noch Erfolge erleben kann.
Für einen Lebensgefährten ist der Trauerprozess natürlich besonders schwer zu ertragen. Einerseits außen vor gelassen zu werden und andererseits für gut gemeinte Hilfe keine positive Resonanz zu bekommen.
Ich denke, das Beste, was Du tun kannst, ist, das Tiefe Loch nicht als ihren Makel oder ihre Schwäche zu betrachten sondern als ihre Lebensaufgabe/ Herausforderung, der sie sich stellt. Besinn Dich auf ihre Stärken. Glaub daran - auch wenn sie in dem Zustand nicht verfügbar sind. Ihre Stärken sind ein Teil von ihr und diesen Teil wird sie früher oder später auch wieder zurück holen.
Bewahr Deine eigene Integrität und halte an dem alten Bezug zwischen euch fest - ohne allzu viel Nähe einzufordern. Wenn Du Du bleibst, kannst Du in dunklen Zeiten wie ein Leuchtturm Orientierung bieten. (Wer selbst herumirrt, wirkt allenfalls wie ein Irrlicht, das Reisende noch tiefer in den Sumpf lockt.)
• Frag sie, welche Unterstützung und/ oder Hilfe sie gebrauchen könne.
• Schau, ob Du diese geben kannst. Wenn nicht, fällt Dir vielleicht ein anderer Mensch oder Ort ein, wo sie das bekommen kann, was sie braucht.
Egal ob durch dich oder andere: Unterstütz sie dabei, die Hilfe zu bekommen, nach der sie verlangt.