„Hallo,
Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, das Mann sich nicht vergleicht; auch denen nicht, die sich wohl in ihrer Haut fühlen oder es geschafft haben, ihr Augenmerk einzig und allein auf ihre spirituelle Energie gelenkt haben.
Der einzige Unterschied ist in meinen Augen, dass sie sich tatsächlich weniger reflektieren als jene, die sich vergleichen.
In fast jeder Situation kommen wir mit anderen Menschen in Berührung. Wir müssen uns vergleichen, einzig und allein bereits aus dem Grund, damit wir uns von anderen abgrenzen können. Wenn wir das nicht täten, könnten wir nur sehr wenig über uns selbst aussagen. Der andere ist Spiegel unseres Selbst, er weist uns auf Unzulänglichkeiten, Erfolge, Sehnsüchte hin und bildet immer auch Quelle für die eigene Entwicklung. Erst durch den Vergleich mit anderen gewinnt unsere Identität an Bedeutung; hier wird sie bestätigt wie verletzt. Vergleichen ist kein Anzeichen von Unsicherheit, es ist eine Form der Selbstbestätigung. Die Scham oder Unsicherheiten entstehen erst durch eine gesellschaftliche Einmischung in die Vorstellung über das eigene Ideal. Derjenige, der behauptet, er vergleiche sich nicht, neigt eher zu einer Art Arroganz, weil sie die Notwendigkeit des Anderen zur eigenen Selbstbestätigung verkennt.
Ich für meinen Teil vergleiche mich jeden Tag aufs Neue. In der Regel bedeutet dies für mich, dass ich durch den Vergleich vor allem feststellen kann, wo ich mich weiterentwickeln möchte und wo nicht. Und ja, manchmal kriege ich auch Komplexe, bin neidisch oder schäme mich. Aber das hat nichts mit dem anderen zu tun. Es liegt einzig und allein an mir, denn der andere zeigt mir nur, wo und wie stark die Diskrepanz zwischen dem, wer und wie ich zu sein wünsche und dem, was ich zum Zeitpunkt bin, ist.
Jeder Adonis, Schwanzus longus (weil wir hier bei jc sind) jeder Einstein oder Barney Stinson kann noch sehr behaupten, er vergleiche sich nicht. Am Ende steht er vor dem Spiegel und sagt: ich bin der Größte. Und verkennt dabei, das genau das die Relation enthält.
Nur ganz kurz und knapp:
Generell war die Frage des TE beschränkt auf optische Vergleiche und nicht auf Vergleichen im allgemeinen und mit allem möglichen.
Speziell finde ich fragwürdig ....
1. die Meinung bzw. Behauptung "
dass Männer, die von sich behaupten sich nicht zu vergleichen sich tatsächlich weniger reflektieren als jene, die sich vergleichen."
... und auch eine steile, weil durch nichts belegte These sprich daher anmaßend um nicht zu sagen arrogant
2. exakt dasselbe gilt für die Meinung bzw. Behauptung "Derjenige, der behauptet, er vergleiche sich nicht, neigt eher zu einer Art Arroganz ..."
3. bedarf es nicht zwingend und ausschließlich des Vergleichens für Selbstbestätigung und Persönlichkeitsentwicklung ... es gibt da etwas das nennt sich Feedback und hat den Vorteil, dass es sich um Rückmeldung eines Ausstehenden handelt und damit m.E. einem subjektivem Vergleichens zwischen einem selbst und anderen vorzuziehen ist.
Zu guter letzt beinhaltet die o.a. Meinung meiner Ansicht nach eine zu große 'Portion Darwin' und negiert die Tatsache, dass man(n) mit zunehmender (Lebens)Erfahrungen zu anderen (ggf. besseren) Erkenntnissen gelangen kann und Mann keines optischen Vergleichs bedarf. Sprich auch hier wieder ein Stück weit Überheblichkeit und Arroganz gegenüber der Meinung anderer bzw der Verabsolutierung der eigenen Meinung.