Schon als Kind ist mir an mir selbst aufgefallen, dass ich einen leichten Buckel habe. Später habe ich bemerkt, dass ich untergewichtig bin und fand das gar nicht lustig. Ich habe mich dann in meiner Bundeswehrzeit während der Grundausbildung von 68 kg auf 75 kg hochgefuttert, bei 190 cm Größe. Das war natürlich immer noch viel zu wenig, aber eine Freundin hatte ich trotzdem, die mich so liebte, wie ich war. Etwa 15 Jahre waren wir bis zur Scheidung zusammen, viele Jahre auch sehr glücklich.
Ich war immer noch zu dünn und zusätzlich verlor ich sichtbar die ersten Haare auf dem Kopf. Aber noch nicht einmal geschieden, hatte ich schon die nächste Freundin. Einen Kopf kleiner als ich und eher mollig, mochte sie gerade den Größenunterschied, meine vergleichsweise breiten Schultern, meine (dezente) Sportlichkeit, meine blauen Augen und überhaupt meine Art. Was ich an mir selbst auszusetzen hatte, konnte sie gar nicht nachvollziehen. Sie hatte mit ihrem Körper selbst viel größere Sorgen. Aber natürlich liebte ich auch sie, so wie sie war. Auch das ging nach knapp 10 Jahren vorbei.
Mein Gewicht liegt jetzt eher bei 85 kg, ich bin jetzt nicht mehr so mager im Gesicht und sehe damit gesünder aus, aber dafür konzentrieren sich die meisten Pfunde jetzt am Bauch. Das finde ich extrem unschön an mir selbst. Der leichte Buckel ist immer noch da, die Haare auf dem Kopf werden immer weniger, die Sportlichkeit lässt nach und der Haut sieht man die 55 Lebensjahre inzwischen auch an. Exakt 10 Tage nach der letzten Trennung hatte ich vor knapp zwei Jahren ein wunderschönes Date über gut 11 Stunden, bei dem ich eine wunderbare Frau kennen lernen durfte. Die meisten sagen, dass wir ja eigentlich gar nicht zusammen passen würden, so unterschiedlich wir doch sind. Tatsächlich sind wir in vielen Interessen sehr unterschiedlich, aber wir interessieren uns für die Interessen des anderen. Wir finden es spannend zuzuhören und etwas über die jeweils anderen Welten zu erfahren. Wir nehmen einiges gemeinsam wahr, haben neue gemeinsame Interessen entdeckt, lassen uns aber unsere Freiheiten und unterstützen den Partner in dessen eigenen Interessen. Äußerlich sind wir ebenfalls sehr unterschiedlich. Zwar gleich alt, Sie aber klein und mollig, ich trotz allem schlank und groß. 30 cm trennen uns in der Länge. Trotzdem ist sie für mich die Größte. Ich bin ganz vernarrt in ihren Bauch. So schön mollig und weich, und da ist so eine herrliche Falte quer über den Bauchnabel - Hammer! Ich liebe es mit dem Gesicht darin zu versinken. Sie liebt es, wenn ich mit dem Gesicht darin versinke. Trotzdem würde sie mir gerne mindestens die Hälfte ihres Bauches abgeben und findet sich auch sonst zu schwer. Das kann wiederum ich gar nicht nachvollziehen. Meinen Bauch dagegen findet sie toll. Meine Potenz will auch nicht mehr so, wie ich das lieber hätte. Trotzdem haben wir wundervolle zärtliche Stunden zusammen, gehen praktisch nur Händchen haltend durch die Welt und finden uns unwiderstehlich. Sie liebt mich genau so, sie ich bin. Ich liebe Sie genau so wie sie ist. Unsere junge Beziehung war schon überschattet durch dunkle sehr schwere Wochen, verursacht durch Psychosen bei ihr. Ich wusste frühzeitig von dieser Krankheit. Aber das es so schlimm kommen kann, ahnte ich nicht im entferntesten. Ich habe um sie gekämpft, hatte viel Geduld und Ausdauer. Und ich habe sie immer wiedergewonnen. Sie ist mir sehr dankbar dafür. Wir genießen jede Stunde miteinander, dieses Sommers, der gemeinsamen Zeit. Wir genießen auch die schönen Kleinigkeiten, die normalerweise in dieser schnelllebigen und konsumorientierten Zeit keine Beachtung mehr finden.
Warum schreibe ich das ganze? Weil die Fragestellung des TE sicher viele beschäftigt, aber am Ziel vorbei führt. Auch ich hätte manchmal gerne etwas von anderen männlicheren Männerkörpern. Aber wir streben doch in Wirklichkeit nach Glück! Und wir sind miteinander glücklich, weil wir so sind, wie wir sind. Sie liebt an mir die zärtlich und sanfte Art. Trotzdem fühlt sie sich wohl behütet und beschützt durch mich. Die Figur von Laufsteg-Models sind mir ein Graus, finde ich wirklich nicht schön. Ich liebe meine Freundin, weil sie diese wunderbar sanfte Art hat, diese unwiderstehlichen Rundungen, diese natürliche Schönheit, die ohne Kosmetik auskommt. Wenn sie morgens wach wird, sieht sie genauso schön aus, wie am Abend zuvor. Sie weiß, wie ich sie sehe und liebt mich dafür. Die Blicke, die sie mir beim Gehen Hand in Hand 30 cm höher zuwirft, flashen mich wie am ersten Tag. Es ist herrlich, sich bei diesen Gelegenheiten immer wieder auf's neue zu verlieben, Tag für Tag, sie immer wieder zu erobern, Tag für Tag, sie immer wieder anzuflirten, Tag für Tag.
Kennt Ihr die Dove-Werbung? Es ist nur Werbung, ganz klar. Aber ist Euch mal aufgefallen, wie wunderbar natürlich glücklich DIESE Models wirken? Das ist in der Werbung selbstverständlich beabsichtigt, keine Frage. Aber es drückt das aus, was ich empfinde. Diese mitreißend glückliche Ausstrahlung mach diese Frauen so attraktiv. Nicht die Beauty-Behandlung oder Laufsteg-Maße.
Ich schreibe das auch, weil es mir selbst zeigt, wie unbedeutend es ist, wie andere aussehen, was die haben oder können.
Wir sind einzigartig. Deshalb haben wir uns gefunden. Deshalb sind wir unzertrennlich.