Die antiken Dramen handeln vom göttlich vorbestimmten Schicksal des Menschen, seiner Vorhersagung durch ein Orakel, der uneinsichtigen Weigerung des Menschen, dies anzunehmen, seinem vermessenen ("Hybris") Versuch, dem zu entgehen, dem gnadenlos zuschlagenden Schicksal, dass dem Menschen alles raubt, was ihm lieb und teuer ist und der zerknirschten Einsicht des Menschen, dass bestraft wird, wer versucht, sich der ordnenden Macht der Götter zu widersetzen.
Die modernen Dramen handeln von Menschen, die ihren Charakter und ihr Handeln als Schicksal weitgehend vorherbestimmt sehen, nicht erkennen, dass sie in ihrem Fühlen und Denken zwar von ihrer Herkunft und den sie umgebenden Menschen beeinflusst werden, aber dennoch in jedem Moment frei und damit selbstverantwortlich (!!) für ihr Handeln sind, nicht mutig genug sind, die Unannehmlichkeiten der schonungslosen Ehrlichkeit in Beziehungen zu tragen, ihre Liebsten verlieren und hinterher das Schicksal für ihr Leid (mit)verantwortlich machen.
Mancher bemüht die Sterne (so bin ich halt), andere den Glauben (das ist meine Prüfung, die ich ertragen soll) und wieder andere die Naturwissenschaft (Ich kann nichts für meine Untreue, ich habe zu viel Testosteron.). Es entlastet unser Gewissen, vermeintlich nicht jederzeit eine Wahlmöglichkeit zu haben und damit verantwortlich zu sein.
Und es lindert die schwer zu ertragende Erkenntnis, dass manchmal Dinge im Leben ohne unseren Einfluss aber völlig zufällig, ohne erkennbaren "guten" ordnenden Zweck geschehen: eine Krankheit raubt z. B. ausgerechnet uns einen gelieben Menschen. Dann suchen wir in unserer Verwirrung einen "höheren" Sinn.
Denn nur dafür hat die Evolution unser Gehirn mit seinem enormen Energieaufwand geschaffen: einen Überlebensvorteil zu erlangen, indem es im Wirrwarr der Natur eine Ordnung und Vorhersehbarkeit erkennt, Planung möglich macht.
Im Bild der Sterne haben die Menschen früh Ordnungen entdeckt. Und da viel Unerklärliches mit Macht von oben kam, lag es nahe, dort die Quelle der Erscheinungen zu suchen. Und wer akkriebisch Daten durchforstet, findet irgendwo eine Korrelation. Die verwechselt man dann gerne mit Kausalität.