„ Ich finde, solche Wertungen der Angst Anderer (ob sie begründet sind oder nicht) lassen tief blicken. Es hat etwas ausgesprochen neoliberales, wo es unter dem Banner der Freiheit eigentlich nur um eins geht, meine Freiheit. Und nicht die Freiheit aller, die wäre nur ein unerwartetes Nebenprodukt.
Es ist bezeichnend, wenn ich - konfrontiert mit der Angst des Partners- ihn nicht mehr sehe und mich auch nicht seiner Angst stelle.(Wegen dir kannich nicht......)
Ich möchte nochmal darauf zurückkommen. Ich halte es natürlich für richtig, auch als "Eifersuchts-Opfer" daran mitzuwirken und das Problem aufzudröseln und zu lösen. In vielen Fällen ist das aber ziemlich schwierig.
Ich nehme mal mein Beispiel. Die Freundin war eifersüchtig darauf, dass ich potentiell Frauen an der Uni kennenlernen könnte. Natürlich hat man quasi zwangsläufig irgendwen mal kennengelernt, also auf ganz profane Weise, beispielsweise bei einer Gruppenarbeit, aber selbst das musste nicht mal der Fall sein, sie war schon darauf eifersüchtig, dass das ja passieren könnte. Gut, wir waren beide jung und der Fall ist vielleicht extrem - aber verdammt, was soll man denn da machen? Nicht mehr zur Uni gehen?! Es ist natürlich lange her, daher kann ich keine adäquate Situationsanalyse betreiben. Ihr fehlendes Selbstwertgefühl wurde natürlich durch die neue Situation - ihr Freund an einem Ort mit 15.000 jungen und intelligenten Frauen - getriggert, aber ich zwar wirklich schwerst verliebt und kam gar nicht auf die Idee, sie irgendwie zu vernachlässigen. Tatsächlich habe ich vom Studentenleben damals gar nicht viel mitbekommen, ich hing ja nur mit ihr herum. (Weil ich es von mir aus wollte, aber zum Teil hat die Eifersucht da wohl auch eine Rolle gespielt.)
Das aber nur als Beispiel, weil es schön illustriert, was ich meine und was in an Eifersucht für so gefährlich halte. Das war abstrus irrational, und ich wüsste auch heute nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Und das zeichnet Eifersucht doch oft aus: Man wird mit Vorhaltungen konfrontiert, die komplett oder großteils jeder Grundlage entbehren - oder zumindest so einfach nicht stimmen. (Ich hatte Kontakt mit Frauen, aber die haben mich null interessiert.) Man kann als "Beeifersüchtigter" natürlich nun mit dem Partner darüber kommunizieren (und das sollte man auch), was genau das Problem ist und warum er/sie sich da verletzt fühlt, aber oft kommt die Eifersucht ja nicht besonders, sagen wir, freundlich daher - das stört die Kommunikation direkt ziemlich. Und es bleibt ja dabei, dass man mit dem Gezicke dann das eigene Problem beim Partner ablädt - also Selbstreflexion ist da bitteschön zu betreiben, gerade beim Eifersüchtigen. Und genau das passiert üblicherweise eben nicht!
Übrigens: Ich rede nicht davon, dass der andere sich schlicht nicht an die partnerschaftlichen Spielregeln hält. Wenn also der Partner fremdgeht oder heftigst mit anderen flirtet (und das nicht so zwischen beiden als in Ordnung deklariert wurde, offene Partnerschaft etwa), dann ist das einfach eine miese Grenzüberschreitung. Natürlich darf man sich dann aufregen, das hat meines Erachtens mit Eifersucht wenig zu tun - der Partner verhält sich schlicht und einfach komplett falsch und bricht die Vereinbarungen.