Ich würde sagen: Entweder man kann miteinander reden - oder man kann es eben nicht.
Viele Paare machen für mein Empfinden schon anfangs die absolut entscheidenden Fehler:
1. Über zu vieles hinwegzusehen ("Das wird schon noch")
2. Nicht zu sprechen - erstrecht nicht über sexuelle Fantasien (Gerade von Männern liest man hier oft sowas wie "Neee, da warte ich lieber, weil ich will sie ja am Anfang nicht gleich vergraulen." und dann großes Staunen, wenn die Partnerin sich vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn er nach zwanzig Jahren mal mit der Wahrheit um die Ecke kommt.)
3. Sich selbst zu verstellen, um zu gefallen bzw. damit es überhaupt hält.
Würde man von Anfang an offen sprechen, hätte man all diese Probleme nicht. Hat man das aber nie getan und will es dann plötzlich - tja. Dann wirds schwierig. Denn, so sehr man sich natürlich auch was anderes einredet, offensichtlich ist der eigene Partner keine Vertrauensperson.
Das ist alles sehr hart formuliert, aber ich formuliere es bewusst so, weil ich tatsächlich der Auffassung bin, dass bei solchen Problemen die ganz grundlegende Basis fehlt. Und das ist - aus meiner Sicht - ein enormes Problem.
„Also erst mal ist es nicht so schlimm, das ich sagen würde, die Beziehung ist gescheitert. Zwar habe ich manchmal Momente wo ich mir doch ernsthaft die Frage stelle, will ich so weiterleben, aber bei weiten noch nicht so schlimm, das ich sage ich beende das ganze.
Naja, aussitzen kann man alles. Ist die Frage, ob man das will und wenn ja - warum?
Ist auch gar nicht so einfach, da wir gerade erst ein Haus gekauft haben und auch ein Kind haben.
Und da kommen wir der Sache dann näher.
Sorry, aber für mich absolut unverständlich, wie man mit einer Person, bei der man Momente hat, in denen man sich ernsthaft fragt, ob man so weiterleben will, "gerade erst" ein Haus kaufen kann.
Aber vielleicht ist das auch menschlich? Um sich selbst nicht bewegen zu müssen, schafft man sich bewusst so viele Fesseln wie möglich.
Es gibt ja diesen schönen Satz "Sex ist nicht das wichtigste in einer Beziehung".
Ich finde diesen Satz so wahr, wie auch falsch.
Wahr in so fern, das es nicht das wichtigste ist. Ich vergleich gern eine Beziehung mit einem Haus das auf Säulen steht. Und jede dieser Säulen ist gleichwertig. Sex ist nur eine Säule. Von daher halt auch falsch.
Und wenn das Fundament fehlt, dann wackeln die Säulen eben ... nicht wirklich überraschend.
Und so stehe ich also vor dieser Frau, die mir manchmal wie ein scheues Reh vorkommt, will sie nicht verschrecken oder unter Druck setzen, habe aber das Gefühl das da mehr ist als sie wirklich zugibt oder sich eingestehen will. Aber es ist nur ein Gefühl das ich nicht klar bestätigen kann. Ich kann mich also auch irren.
Und warum ist das so? Weil ihr euch gar nicht kennt. Wie gesagt: Die Basis fehlt.
Da ich aber unter dem Strich nicht aufgeben will und mir auch klar ist das es nur gemeinsam geht und es dazu Kommunikation braucht, werd ich mal eure Tipps mitnehmen und versuchen demnächst mal wieder ein klärendes Gespräch irgendwie einzuleiten.
Und was soll das bringen?
Nicht falsch verstehen - mir bist du keine Rechenschaft schuldig. Ich stelle die Frage provokant, damit du sie dir vielleicht mal ehrlich stellst.
Es geht hier - aus meiner Sicht - gar nicht ums "Aufgeben", sondern ums "Einsehen". Das würde auch von Stärke zeugen: Die Einsicht, dass etwas einfach nicht funktioniert und es besser sein kann, getrennt glücklich zu werden, als gemeinsam unglücklich zu bleiben.
Liebe Grüße,
Jessica