Zitat von *********r_Bub:
„
Wenn ihr euch in eurem Profil als devot bezeichnet, bezieht sich das dann nur auf eure Sexualität oder auch auf den Alltag?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. In meinem Profil bin ich als devot markiert und im Kontext dieser Community sollte (!) das jeder erstmal als sexuelle Präferenz verstehen. Ich lasse mich beim Sex gerne führen, benutzen und von einzelnen Personen auch richtig unterwerfen. Feinheiten und Vorlieben kläre ich nur mit (potenziellen) Sex- und Spielpartnern.
In meinem eigenen Alltag bin ich nicht in dem Sinne devot, dass ich mich jedem unterordne. Ich habe eine klare Präferenz für das Reagieren (statt zu Agieren) und das Folgen (statt zu führen), aber im Großen und Ganzen bin ich anpassungsfähig und verhalte mich, je nachdem, was die Situation erfordert. In meinem eigenen Alltag und in der Interaktion mit anderen Menschen lasse ich mir nicht einfach die Butter vom Brot nehmen, bin aber auch nicht grundsätzlich renitent. Es kommt eben drauf an.
ABER im Alltag mit (m)einem dominanten Spielpartner bin ich zumindest ihm gegenüber immer irgendwo devot. Vielleicht nicht immer gleich stark, weil es auch auf die Situation ankommt, aber ich anerkenne ihn als mir übergestellt. Nur in besonderen Situationen, wie zum Beispiel Konflikte, ist mir die Augenhöhe wichtig, um ernstgenommen zu werden und da mag ich es auch nicht, wenn mein Gegenüber ständig aus seiner Machtposition heraus argumentiert, da es mir sehr schwer fällt, mich gegenüber jemandem, den ich als dominant wahrnehme und der in einem klaren Machtverhältnis mit mir steht, zu verteidigen und zu behaupten, wenn derjenige mir nicht das Gefühl gibt, dass wir uns zumindest für den Augenblick auf gleicher Höhe befinden.
Zitat von *********r_Bub:
„
Wie macht sich das bei euch bemerkbar/wie ist es euch bewusst geworden?
Bewusst geworden ist mir das erst, als ich über Bezeichnungen und Begriffe gestolpert bin, mit denen sich mein lebenslanges Verhalten dann plötzlich etwas klarer einordnen ließ. Als ich noch nichts von BDSM wusste, wusste ich auch nicht, dass ich (sexuell) "devot" bin". Ich wusste so einiges nicht, was ich bin, bevor ich nicht andere Menschen kennenlernte, die das in mir sahen, oder die so waren wie ich und mit denen ich mich austauschen konnte.
Ich weiß nicht genau, wie sich meine Devotion bemerkbar macht, da ich ja nicht von außen und durch die Augen eines anderen auf mich schaue. Ich denke nicht, dass es dafür irgendwelche ganz klassischen Anzeichen gibt, durch die man das erkennen kann, ohne jemandem nicht mal nahe gekommen zu sein. Da es so viele unterschiedliche Arten gibt, wie jemand in seiner Devotion aufgeht, denke ich, dass das eine sehr individuelle Sache ist. Es ist möglich, jemanden als dominant oder devot wahrzunehmen, der an BDSM gar kein Interesse hat. Es ist möglich, jemanden so wahrzunehmen, der gar kein Interesse daran hat, dieses "Auftreten" in irgendeiner Form zu sexualisieren. Jemand wird nicht einfach devot, nur weil man ihn so wahrnimmt, oder sich das wünscht.
Ich denke, die Hauptmerkmale meiner Devotion sind einerseits das Bemühen, es jemandem recht und schön zu machen, wodurch ich mich und meine Bedürfnisse leider manchmal auch aus dem Blick verliere, sowie die Tatsache, dass ich mich sehr wohl dabei fühle und es mich erregt, im sexuellen Kontext angeleitet zu werden und Befehlen/Aufforderungen zu folgen und große Lust aus der Lust meines Partners ziehe. Ich bin stolz, wenn ich ihn glücklich machen konnte und er mich dafür lobt.
Zitat von *********r_Bub:
„
Was muss dann ein dominanter Partner machen, haben oder "mitbringen" damit er eure devote Neigung befriedigt?
Dominanz, die ich wahrnehme und die mit meiner Devotion "klickt". Außerdem brauche ich tatsächlich einen sehr aktiv-initiativ dominanten Mitspieler. Ich muss seine Überlegenheit, seine Macht und seinen Durchsetzungswillen sehr regelmäßig durch Worte und Handlungen spüren. Das heißt, dass ich mit einem Pascha, der sich nur zurücklehnt und will, dass ich mache, ohne dass er großartig was sagen/tun muss, nichts anfangen kann. Ich brauche jemanden, der mich regelmäßig unterwirft, sowohl mit Worten, als auch mit Taten - nicht, weil ich widerspenstig oder aufmüpfig wäre, sondern weil ich diese Überlegenheit einfach sehr gerne spüre und sie mich wahnsinnig erregt. Auch, weil ich sexuell sehr zurückhaltend und wenig initiativ bin. Ich will sehen und spüren, dass er das Zepter in der Hand hält, gerne und ganz besonders willkürlich, ohne Ankündigung, ohne Grund.
Es muss also jemand sein, für den Aktion keine "Arbeit" ist, sondern ein Bedürfnis.
Neben der aktiven Initiative brauche ich aber auch jede Menge Empathie, Zuneigung, Wohlwollen und Fürsorge. Ich brauche jemanden, der nicht nur hart und eisern sein kann, sondern in anderen Momenten auch sehr weich, kümmernd, verspielt und vor allem interessiert. Jemand, mit dem ich reden kann, der mir zuhört und sich mit dem beschäftigt, was ich zu sagen habe. Der nicht kommunikationsfaul ist und der sich nicht nur für die Seite an mir interessiert, die ihm Spaß und Vergnügen bereitet, sondern eben den ganzen Menschen, der auch mal traurig, überfordert, schlecht gelaunt und anstrengend sein kann. Der vor allem auch Kritik ernst und nicht immer gleich persönlich nimmt. Ein großes Ego zu haben ist nicht schlimm, aber Sozialkompetenz, gerade gegenüber jemandem, der einem so nahe steht und sich dermaßen ausliefert, ist immens wichtig für mich.
Je wohler ich mich insgesamt mit ihm fühle, desto mehr gebe ich mir auch Mühe, ihm zu gefallen. Darum geht es mir eben nie nur um Dominanz im Bett und sexuelle Befriedigung, sondern immer um den ganzen Menschen und um die menschliche Kompatibilität. Bisher hieß das für mich, dass sich das Machtgefälle zwischen ihm und mir auch außerhalb der Bettkante abspielt und es sich um eine vollumfängliche Beziehungsdynamik handelt, als nur um eine sexuelle Spielart. Und um meine Devotion zu befriedigen, ist mir der ganze Mensch und die Beziehung zueinander genauso wichtig, wie die Dominanz an sich.