Schwierige Situation und sicher nicht leicht hier eine Entscheidung zu treffen. Solche Ausgangssituationen gibt es ja immer wieder und ist ja auch in vielen Threads hier im JC Thema, wobei ich persönlich die Richtung die in vielen Themen eingeschlagen wird oft nicht verstehen kann.
Da wird dann moralisiert, verurteilt, verdammt und recht oft einseitig Partei ergriffen für den vermeintlich unschuldigen, leidenden (weil "betrogen" werdenden) Part.
Geschieht meistens wenn der nicht Sex wollende Part über die außerhäusige Befriedigungssuche des Partner nicht informiert ist. Da wird man dann ruckzuck zum Fremdgeher, Betrüger und charakterlosem Schwein weil man ja eh nur lügt und betrügt und sowieso nur rücksichtslos die eigenen Bedürfnisse im Sinn hat.
Nun, wenn man das so sehen will, gehöre ich dann auch zu diesen Betrügern und Lügner, habe aber inzwischen keinerlei moralisches Problem mehr damit und finde dieses Opfer-Täter-Schema das hier von etlichen immer wieder aufgebaut wird inzwischen nur noch zum
Da wird dann auf Teufel komm raus die Moralkeule geschwungen und wer der "Böse" in so einer Situation ist, ist schon in Stein gemeißelt
Wenn ich jetzt meine Situation betrachte finde ich auch die immer wiederkehrenden Tipps man solle sich entweder trennen oder eben dauerhaft, dem Partner zuliebe, auf gemeinsame lustvolle, sinnliche Erlebnisse, Nähe und Befriedigung verzichten, anmaßend und im Grunde den Situationen in keinster Weise angemessen.
Mein Mann und ich sind seit über 30 Jahren ein Paar, davon 23 Jahre verheiratet. Wir haben eine Familie gegründet, sehr viele schöne wie auch weniger schöne, zeitweise auch existenzbedrohende, Ereignisse miteinander erlebt und durchgestanden. All das trennt entweder oder schweißt zusammen. Wir haben zusammengehalten, haben alle Höhen und Tiefen miteinander bewältigt und tun dies auch weiterhin. Unsere Beziehung steht auf einem soliden Fundament und wir lieben/mögen uns immer noch und möchten ohne den Anderen nicht sein.
Bei uns ist es der Mann der keinen Sex/körperliche Nähe mehr mag. Nicht nur mit mir nicht mehr sondern grundsätzlich. Er hat keine körperlichen/gesundheitlichen Probleme, er könnte also wenn er denn wollte.
Angefangen hat das Ganze, anfangs recht schleichend, circa 3 Jahre nach der Geburt unseres Kindes. Zu dem Zeitpunkt lief alles im Grunde wunderbar, Probleme waren weit und breit nicht in Sicht und auch gesundheitlich war alles ok. Anfangs fiel es gar nicht so sehr auf, dass mein Mann immer weniger Lust hatte aber nach etlichen Monaten und recht vielen "Abblitzern" wurde dann doch offensichtlich das was im Argen lag.
Ok, Gespräche wurden geführt, alles Mögliche getan um ihn zu stimulieren, halt alles was man so versucht um wieder Lust auf Lust zu bekommen.
Hoffnungslos, nichts hat geholfen, er hatte schlichtweg kein Interesse, keine Lust, kein Bedürfnis an Sex mehr. Küssen, zärtliche Berührungen, körperliche Nähe, all das war für ihn auf einmal nicht mehr wichtig und je länger dieser Zustand anhielt und je mehr man geredet und versucht hat daran was zu ändern, umso mehr hat er dicht gemacht und sich letztendlich so auch noch einer Lösungsfindung verweigert.
Für mich als seine Partnerin war das eine schlimme, irgendwann dann auch unerträgliche Situation. Ich habe gerne Sex, genieße es auf vielfältige Art und Weise meine/unsere Lust auszuleben und ich habe all dies immer gerne mit meinem Mann ausgelebt. Dauerhaft auf Befriedigung verzichten zu müssen (Selbstbefriedigung gibt mir persönlich nicht viel und schon gar nicht wenn es über Jahre die einzige Art der Befriedigung ist) hat mit der Zeit dann auch zu einem recht großen Leidensdruck geführt. Zumal es mich auch oft verletzt hat ständig abgewiesen zu werden wenn ich mich ihm angenähert, mich um ihn bemüht habe.
Meine Bedürfnisse wurden von ihm überhaupt nicht mehr wahrgenommen und alle Bemühungen einfach ignoriert, das tut schon weh.
Ich habe all das wirklich über einen sehr langen Zeitraum mitgemacht, nie aufgegeben das Gespräch zu suchen oder einen Lösungsweg zu finden aber wenn das Ganze dann nach über 5 Jahren in dem Satz gipfelt:" Ich habe kein Problem damit, dass wir keinen Sex mehr haben, ich brauche das nicht. Wenn du ein Problem damit hast musst du halt selbst schauen wie du damit klar kommst,", dann war die Schmerzgrenze bei mir definitiv überschritten und ich habe das Problem dann für mich eben so gelöst, dass ich mich hier bei Joy angemeldet habe.
Passierte erst nach sehr vielen Überlegungen und moralischen Zweifeln aber letztendlich war es für mich nicht mehr aushaltbar dauerhaft meine Sexualität unterdrücken zu müssen.
Und ja, ich bin hier ohne Wissen meines Mannes. Er hätte nämlich keinerlei Verständnis dafür, dass ich mir meine Befriedigung woanders hole, im Gegenteil, er erwartet eher, dass ich das Leben einer Nonne führe und mich damit abfinde, dass Sex in unserer Beziehung nicht mehr stattfindet.
Ich für mich meine, dass man, bei allem Verständnis und aller Rücksichtsnahme auf den Partner, nie die eigenen Bedürfnisse aus den Augen verlieren sollte. Sicher, es gibt kein Recht auf Sex in einer Partnerschaft, es sollte aber auch nicht die (moralisch erwartete) Pflicht zur Hinnahme und Duldung der aufgezwungenen Sexlosigkeit geben.
Ich denke, wenn man es für sich selbst verantworten kann, dass man dann notfalls auch ohne Wissen und Einverständnis des Partners seine Erfüllung und Befriedigung anderweitig suchen/finden darf.