Zitat von *********annie:
„Ich hab mich schon ein paarmal gewundert, wenn ich so Dinge gehört habe wie "ich hatte früher immer nur Blümchensex, aber mit 40 hab ich dann entdeckt dass ich eigentlich voll dominent bin und auf Hardcore-BDSM abfahre". Hattest du davor etwa kein Kopfkino? Phantasierst du niemals rum? Ist jetzt keineswegs wertend gemeint, ich würd das wirklich gern verstehen und vielleicht kann's mir ja jemand erklären.
Hallo Jeannie,
gerne erkläre ich es dir. Das liegt an einigen Schranken im Hirn und dem meist schlechten Pfad, den man einschlägt nach einer schlechten Kindheit.
Ich hatte keinerlei Phantasien. Das ist denke ich eine Mischung zwischen Kopf (es gehört sich nicht perverse Gedanken zu haben oder überhaupt Ansprüche ans Leben) und Körper (habe selten Lust) sowie lediglich oberflächliche Begegnungen.
Möglich auch, dass ich eine unbewusste Erinnerung daran habe, wie sehr sich meine Eltern über Sex gestritten haben müssen, da mein Vater ständig fremd ging und uns auch nicht finanziell versorgte bevor er uns verlassen hat. Damit zusammenhängend selbstredend ein sehr schlechtes Männerbild, das ich entwickelte.
Erst heute fühle ich mich zum ersten Mal geliebt. Also löst sich ein Teil des ersten Knotens (auch ich darf Ansprüche ans Leben haben). Erst seit paar Jahren kann ich Penise überhaupt mit Genuss ansehen oder ablecken, weil ich auch erst da überhaupt ein bisschen zwischenmenschliche Gefühle entwickelte. Bis dahin hielt ich mich noch für völlig geschlechtslos, da mich Anblicke von Geschlechtsorganen eher ekelten und ich in den Beziehungen (in denen ich keine Gefühle hegte) gegen diese Abneigung handelte. Ja, weil "man" eben Beziehungen zu führen hat, wenn man "normal" sein will. Und weil man als braves Mädchen dem Mann sowohl 6 gewährt als auch den eigenen Geldbeutel. So macht Sex wenig Spaß. So machen Beziehungen wenig Spaß. Innerlich fühlte ich mich immer einsam. Und zu allem Übel, fangen ungeliebte und abtörnende Männer an, einem Komplexe einzureden. Ich glaubte alles.
Eine weitere Hirn-Schranke möchte ich künftig aufbrechen, dass ich mich im Beisein selbst berühre. Bislang habe ich das noch gar nie getan, da ich niemanden kränken wollte. Generell orgasmusfreien Sex zu betreiben frustriert so dermaßen wahnsinnig, dass ich schon alleine deshalb oft nicht anfangen will.
Da ich nun aber eeeendlich Vertrauen in einer Zweisamkeit aufbaue, werde ich tatsächlich besser spät als nie phantasievoll und neugierig manches auszuprobieren. So richtige Phantasien sind das noch nicht. Aber ich denke, die kommen bald, ich kann sie schon erahnen.