@******uer
„Kann das Umfeld hier unterstützen?
Die Frage ist doch, ob das Umfeld nicht auch schon Co-Abhängig ist.
Im Freundes- und Bekanntenkreis hatten wir das Phänomen vor Ewigkeiten. Zwar nicht mit einem Love-Bomber wie im EP beschrieben. Doch in einem ähnlich gelagerten Fall.
Der Kerl führte zwei On-Off-Beziehungen zu zwei Frauen. Zu Beginn abwechselnd, unterbrochen von Dates mit fremden Frauen (die ihm vor dem Sex endlich "die Richtige" zu sein schienen, doch nach dem Sex überhaupt nicht mehr interessierten).
Immerhin war er sich bewusst, dass er mit jeder der zwei Frauen aus seinen On-Off-Beziehungen seinen Lebenstraum - mit ein paar Kompromissen - leben könne. Aber er konnte/ wollte sich nicht entscheiden.
Rückwirkend betrachtet würde ich sagen: Er genoß all die Aufmerksamkeit viel zu sehr, um das Drama zu beenden und setzte immer noch einen oben drauf. Vermutlich waren seine "Zustände der Verwirrtheit" zu Beginn vorgeschoben, um sein Spiel weiter auf die Spitze treiben zu können. Doch irgendwann verlor er beim Spielen der Rolle des "Verwirrten" tatsächlich den Realitätsbezug.
Das Problem an der Sache:
Die zwei Frauen waren aus unserem Freundes- & Bekanntenkreis. Damals kamen bei größeren Spontan-Aktionen 30 bis 35 Leute zusammen. Und der Kerl war auch kein Mitläufer. Sondern neben einem gemeinsamen Freund und mir, einer der drei Hauptorganisatoren dieses Freundes- und Bekanntenkreises. Als er abdrehte, wurden viele zeitweilig zu seinen "Lebensberatern & Seelentröstern".
Früher war ich mit dem Kerl mal befreundet. (Mit den zwei Frauen weniger.) Doch als ich ihm sagte: "Nein. Das Thema haben wir schon X-fach durch. Du kennst meinen Standpunkt. Lass uns über was anderes reden/ was anderes machen." funktionierte das nicht. Er kam trotzdem immer wieder auf das Thema zurück. Ich ließ mich noch ein paar Mal einwickeln. Dann ging ich dazu über, mich zu verabschieden oder ihn aus meiner Wohnung zu werfen, wenn er das Thema brachte.
Aber so wurde ich das Thema auch nicht los.
Nun belagerte er damit zunehmend einen gemeinsamen Freund, der auch nicht mehr weiter wusste. Und danach den nächsten.
Das Drama zog sich immer mehr in die Länge. In den letzten Wochen vor der Eskalation verdrängte sein "Entscheidungs-Dilemma" zunehmend alle anderen Themen in unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Und unsere Gespräche drehten sich ebenso im Kreis wie jedes Gespräch mit ihm. Das war wie ein Virus, der umging. Was dieser Kerl an Aufmerksamkeit zog, war unglaublich:
35 Leute, die sich mit dem Liebes-Drama & Geschwurbel eines Kerls beschäftigten!
- Genau das hatte ich eigentlich zu verhindern versucht. Vergeblich.
Am Ende buxierte er sich mit einer No-Go-Aktion selbst ins völlige Abseits. Da hat ihn eine der beiden Frauen geschickt manipuliert. Das muss ich ihr lassen. Hut ab!
Fast alle wendeten sich ab. Nur Einer aus unserem Freundes- & Bekanntenkreis wollte noch etwas mit ihm zu tun haben. Aber nicht mit dieser Frau. - Das gefiel ihm aber auch nicht.
Das
"Wir zwei gegen den Rest der Welt"-Szenario gefiel ihm wesentlich besser.
Wir waren die Bösen und er - der tapfere Held - hatte alles für seine große Liebe getan.
Die beiden verließen die Stadt, bekamen Kinder und heirateten.
Happy-End? - Würde ich so nicht sagen.
Inzwischen leben die beiden getrennt. Sie ist mit den Kindern weggezogen und er hat auf seine Beförderung verzichtet und ist stattdessen hinterhergezogen, um den Kontakt zu seinen Kindern aufrecht zu erhalten. Das ist nun schon das zweite Mal, dass er wegen dieser Frau sein gesamtes soziales Umfeld in den Wind geschossen hat.
Aber was soll ich sagen? - Diese Ehe-Frau gönne ich ihm!
Um also noch Mal auf Deine Frage zurück zu kommen:
„Kann das Umfeld hier unterstützen?
Beim Love-Bombing geht es um die Aufmerksamkeit.
Im ersten Spiel-Level geht es nur um die Aufmerksamkeit der Zielobjekte.
Im zweiten Spiel-Level auch um die Aufmerksamkeit des Umfeldes.
Ich glaube, das Wirkungsvollste ist, dieses Thema gar nicht erst zum Thema innerhalb eurer Freundschaft/ Bekanntschaft werden zu lassen. Konzentrier Dich auf das, was euch verbindet. Sonst wirst Du früher oder später auch zum Spiel-Objekt. Und dann wieder zu der alten Freundschaft/ Bekanntschaft zurück zu kehren ist extrem schwierig.