Das könnte jetzt was länger werden, deswegen versuche ich vorab meine wichtigsten Punkte zusammenzufassen:
• Vielleicht muss ein Safe-Wort gar nicht sein
• Wenn doch: kurzes, knackiges und vor allem eindeutiges Wort/ Zeichen vereinbaren
• Bei der Wahl des Wortes am Sinn orientieren (wozu hab ich das Safe-Wort überhaupt)
Jetzt ran an den langen Text
Wozu ein Safe-Wort?
Um deine Frage zufriedenstellend zu beantworten - vielleicht ist sie auch schon beantwortet; es gab ja viele gute Beiträge bereits vor mir - würde ich mich als erstes fragen: Warum will/ brauche ich ein Safe-Wort?
Brauch ich überhaupt eines?
Dazu hast du ja schon geschrieben, dass du vor allem zeigen willst, dass du an deine Grenzen kommst, aber du keinen Abbruch möchtest.
Vielleicht hilft es dir, dabei auch auf die Perspektive des dominanten Partners zu schauen. Braucht er vielleicht die Gewissheit, dass es ein Safe-Wort gibt? Sozusagen als letztes "Sicherheitsnetz" finde ich das persönlich sehr beruhigend zu wissen, dass meine Partnerin im Notfall ein einziges, eindeutiges Wort sagen kann. Das macht es mir einfacher, ihre Grenzen auszutesten und gibt mir tatsächlich auch Sicherheit.
Kurz gesagt: Das Safe-Wort ist (meinem Verständnis nach) für beide Seiten.
Außerdem finde ich ein Safe-Wort sinnvoll, weil das erste, was mir durch den Kopf geht, wenn ich an meine Grenzen komme ein "Oh nein, lass das, hör auf" ist. Diese intuitiven Worte sind schneller ausgesprochen als ein Safe-Wort, das mir gerade nicht intuitiv, sondern nur durch bewusstes Nachdenken auf der Zunge liegt, denke ich.
Um dir einen schon mal einen konkreten Vorschlag zu machen:
Statt des schnöden "Gelb" könnte ich mir ein "jetzt wird's eng" vorstellen.
Wie ist ein gutes Safe-Wort beschaffen?
Um uns weiter der Antwort zu nähern, finde ich es sinnvoll, sich zu überlegen, wie das Safe-Wort überhaupt beschaffen sein muss.
Wichtig ist, dass das Wort unzweideutig ist und auch seine Bedeutung zwischen beiden Partnern so klar wie möglich ist. (Siehe Diskussion oben: "Was bedeutet 'Rot'
für dich?)
Beide müssen so genau wie möglich wissen, was passieren soll, wenn das Safe-Wort ausgesprochen wird.
Vor allem bei doppeldeutigen Worten herrscht schnell mal Verwirrung.
Beispiele für
schlechteSafe-Wörter:
• Aua!
• Da juckt was!
• Ist der Herd noch an?
Außerdem sollte das Wort kurz sein.
Also wenn du wirklich an deine Grenzen kommst und dann 'Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenstirnbandsfabrikationsfehler' über die Lippen bringen willst, ist die Grenze spätestens beim Kapitän überschritten...
Ferner sollte das Wort für euch beide passen.
Dabei kann der Reiz gerade darin liegen, dass es den/ die Sub Überwindung kostet das Wort auszusprechen - so besteht eine gewisse Hemmschwelle für das Safe-Wort, mit der man spielen kann. ("Ist es schlimmer das jetzt noch etwas zu ertragen, oder das Wort zu sagen?")
In diesem Kontext könnte dein "Gelb" schon ganz sinnvoll sein.
Gleichzeitig sollte das Safe-Wort aber auch gut genug zum Spiel passen, dass es die Stimmung nicht "versaut". Gerade bei den "Grüns" und "Gelbs" ist man ja noch mitten drin. Wenn da bei einem das Kopfkino aus geht, dann ist das gelinde gesagt kontraproduktiv.
Wer sucht das Safe-Wort aus?
Natürlich müssen beide das Safe-Wort kennen. Aber das heißt noch lange nicht, dass Sub ein Mitspracherecht haben muss.
Vielleicht hat dein Top einige gute Ideen, die er umsetzen möchte. Das hätte den Vorteil, dass es ein Wort ist, was für ihn in die Situation passt.
Es kann natürlich den Nachteil haben, dass es dich "raus" bringt.
Konkrete Vorschläge:
Jetzt habe ich so lange Vorüberlegungen geäußert, wie man sich ein gutes Safe-Wort überlegt, da will ich zum Abschluss noch versuchen, einige konkrete Vorschläge zu machen. Dabei beschränke ich mich auf Alternativen zu "Gelb":
• "Es wird knapp/ eng"
• "Warnung"
• "Vorsicht" (finde ich unter dem Aspekt der Eindeutigkeit etwas ungeeignet)
• "Gefahr"
• "Heiß" (kann auch mal zweideutig sein)
Abschließend: Was ich an Farben mag:
Ja, ich weiß: Du wolltest eine Alternative zum Ampelcode. Und ich werde deine Frage danach jetzt nicht mit "Aber nimm doch den Ampelcode, der ist doch toll" beantworten.
Ich versuche aber anhand meiner Präferenz zu erklären, was ein gutes Safe-Wort ausmachen kann.
Also erstmal mein Code:
[Grün gibt es bei mir nicht - wenn alles okay ist und ich mir nicht sicher bin, frage ich halt]
•
Gelb (Grenze ist nah, Top entscheidet, ob/ wie er weiter macht)
•
Rot (Grenze ist erreicht oder überschritten, es wird aber nur Pause gemacht, nicht abgebrochen)
•
Schwarz (Es geht gar nichts mehr, "Session" wird sofort abgebrochen, Aftercare beginnt)
•
Lila (Ich brauche jetzt den Orgasmus)
Zu den - wahrscheinlich aufkommenden - Fragen, die man sich dazu stellen kann: Grün halte ich nicht für sinnvoll (kann natürlich jeder anders sehen).
Gelb haben wir schon ausführlich drüber gesprochen: Gelb beendet gar nichts, weist Top aber darauf hin, dass er besonders vorsichtig und aufmerksam sein muss.
Rot beendet die momentane "Behandlung" und gibt Sub eine Pause. Eventuell müssen Fesseln gelöst oder anders gebunden werden. Zum Beispiel ein Krampf im Bein könnte ein "Rot" auslösen. Dann wird die Fesselung angepasst oder gelöst und wenn alles wieder okay ("grün") ist, geht es weiter.
"Schwarz": Top hat eine Grenze zu viel überschritten, es wird alles sofort abgebrochen.
Hä? Und was ist jetzt mit "Lila"?
Ah, gute Frage. Danke, dass du sie gestellt hast.
Ich persönlich liebe es, kurz vor dem Orgasmus abzubrechen. Da das aber in seltenen Fällen mal dazu führen kann, dass gar nichts mehr geht und die Lust weg ist und in ganz schlimmen Fällen zu Orgasmus-Problemen ("kann gar nicht mehr kommen") führen kann, gibt es für den Notfall "Lila". Dann bekommt Sub den Orgasmus.
Und warum magst du jetzt den Farb-Code?
Die Farben sind leicht zu merken, lassen sich schnell aussprechen, sind eindeutig und fallen nicht mal aus Versehen in der Situation ("Wie sieht deine Haut denn da aus?" - "Rot"... verdammt, vielleicht doch...
)
Außerdem liegen die Farben weniger schnell auf der Zunge, als ein "Nein, bitte nicht".
Gleichzeitig machen sie klar, dass etwas nicht in die Situation gehört, bzw. zu weit gegangen ist.
Abschließende Worte - jetzt wirklich abschließend!
Jeder ist seines eigenen Safe-Worts Schmied.
Ob und wie Safe-Wörter verwendet werden, kann natürlich nur jeder für sich entscheiden. Das was ich hier schreibe soll lediglich meine Sicht der Dinge wiedergeben.
Meiner Meinung nach sollte es in einem guten Spiel auch nicht nötig sein, die Safe-Wörter tatsächlich zu benutzen. Sie sollten lediglich als letztes Sicherheitsnetz dienen.
Ich hoffe, das konnte etwas weiter helfen
Cheers