Es gibt für mich im BDSM nicht nur den Aspekt der körperlichen Nähe/Distanz. Das ist mir persönlich auch zu kurz und vor allem zu oberflächlich gedacht.
Der körperliche Aspekt ist definitiv kein unwichtiger, er ist vielleicht auch der, auf den zunächst aufgebaut wird, weil er sichtbar und greifbar und vor allem recht gut kontrollierbar ist.
Jedoch empfinde ich den emotionalen Aspekt als mindestens ebenso wichtig, wenn nicht vielleicht sogar ein klein bisschen wichtiger.
Was den emotionalen Aspekt betrifft, dulde ich persönlich in meinen BDSM-Beziehungen keine künstlich hergestellte, dauerhafte Distanz. Eines meiner Tabus ist emotionaler Sadismus und eine meiner wichtigsten Hauptkriterien bei der Auswahl eines Spielpartners ist die emotionale Erreichbarkeit und liebevolle Fürsorge. Menschen, die ich mag, will ich emotional nahe sein. Meine Spielpartner will ich sehr mögen und ihnen emotional sehr nahe sein. Emotionale Distanz als Beziehungsbasis tut mir sehr weh und ich kann damit überhaupt nicht umgehen.
Temporäre Spiele mit emotionaler Distanz können reizvoll sein, wenn es sich eben um ein Szenario handelt, das hinterher wieder aufgelöst und die emotionale Nähe wieder hergestellt wird. Solche Spiele sind für mich zum Beispiel Objektifizierungen, Benutzung oder Überwältigungsspiele. Solche Spiele sind für mich aber nur möglich bei einer sehr stabilen Vertrauensbasis und der dominante Part muss für mich in der Lage sein, mich "zurückzuholen" und entsprechende Aftercare zu leisten.
Aber ganz insgesamt lege ich viel Wert auf emotionale Nähe zu meinem Spielpartner, will mich sicher und aufgehoben fühlen und möchte im Gegenzug auch ihm das Gefühl geben, von mir geliebt und gewertschätzt zu werden.
Was den körperlichen Aspekt betrifft, so mag ich persönlich Kontraste sehr.
Zum Beispiel stehe ich darauf, wenn mich jemand wirklich fies quält, sei es durch Druck und Zwang, bis ich heule, oder durch körperlichen Schmerz, und er mir dabei körperlich sehr nahe kommt. Ich mag diesen inneren Kampf mit mir selbst, wenn jemand so fürchterlich gemein zu mir ist, mir dabei aber so nahe ist und ich ihn am liebsten von mir stoßen würde, aber nicht kann und/oder nicht darf. Auf die Spitze getrieben wird das nur noch, wenn er sich dabei sogar recht gesittet verhält. Ich mochte es schon immer, wenn ein kleines, sadistisches Arschloch nicht wie eines aussieht, oder sich wie eines verhält. Dieser ruhige, bittersüße, aber vollkommen erdrückende und unnachgiebige Sadismus ist etwas, das mich sehr kickt. Kein Geschrei, kein irrer Blick, kein Gefuchtel. Sondern Ruhe, Geduld, Konsequenz und im richtigen Moment eine kurze, heftige Portion Druck/Schmerz.
Umgekehrt werde ich zu einem wimmernden, bedürfigen und jammernden kleinen Haufen Elend, wenn er super lieb zu mir ist, mir lockt und neckt, mir zusäuselt, mich lobt, einfach super süß ist und mir gleichzeitig körperliche Nähe vorenthält, bis ich fast verrückt werde vor Sehnsucht nach ihm. Wenn er mich nach ihm betteln lässt und dabei zusieht, wie ich mich winde und nach ihm schreie, bis mein Gehirn nur noch Matsch ist.
Ganz schlimm ist das übrigens, wenn ich gar nicht fixiert bin (denn wenn ich fixiert bin, besteht ja von vornherein gar keine Chance, ihm nahe zu kommen), sondern er Disziplin von mir verlangt. Körperlich auf Distanz zu bleiben, während er gleichzeitig alles dafür tut, mein Verlangen nach körperlicher Nähe zu ihm zu schüren - das ist schon ziemliche Folter. ^^
Das Spiel zwischen körperlicher Distanz und Nähe ist sicher etwas einfacher und auch für mich öfter und vielseitiger einsetzbar.
Das Spiel mit emotionaler Distanz ist für mich dagegen etwas schwieriger und gefährlicher, weil dabei viel mehr schiefgehen kann.