Nachdem ich mir die Zeit genommen habe die Beiträge durchzulesen, so finden sich viele Muster aus der Zeit der Prägung im Kindesalter bis zum Übergang in das Erwachsensein. Die Variationen aus Nähe, Berührung und Behauptung (durch Prügelleien ebenso) sind bei den Geschlechtern deutlich unterschiedlich.
Grundsätzlich gibt es viele Muster, wie die Haptik sehr variantenreich erlernt wird, oder eben auch nicht. Wesen, die grundsätzlich einen Bezug zu Oberflächen uns Materialität aufbauen, die lernen schneller eine Rückmeldung zu berührten Oberflächen mit unterschiedlichen Temperaturen und Texturen aufzunehmen. Und im Austausch sind Mädchen naturgemäß im Vorteil, weil da die Berührungen eher nicht auf Stärkezeigen ausgerichtet sind, sondern die Optionen schlicht Nähe zum Wohlfühlen zu generieren. Ich kann mich noch erinnern, wie oft ich Mädchen mit langen Haaren gesehen habe, die sich gegenseitig diese gebürstet/ gekämmt oder geflochten haben. Gut, die Jungs hatten nun mal fast alle kurze Haare, aber grundsätzlich waren Berührungen zum Erfühlen nicht an der Tagesordnung. Und so wurden den männlichen Heranwachsenen die Qualität von Berührungen, auch zu sich selber, im Ansatz sehr schwer gemacht.
Für mich (Ellen) war es imemr schon toll mit den Händen etwas zu schaffen und eben auch zu berühren. Heute ist die durch die Themenerstellerin angeregt immer noch extrem schwierig ein sinnlich passendes Verhältnis von Qualität und Quantität mit Nähe zu "erlernen".
Da ich mich schon sehr früh angefangen habe mich und meinen Körper zu erkunden, so war es immer schon normal auch andere Jungs und Mädchen anzufassen und die Reaktionen dazu zu verinnerlichen. Dadurch baute ich mir eine Art eines Berührungsdialogkatalogs auf, der intuitiv ganz viele Reaktionen beim Berühren wahrnehmen kann.
Diese Option macht es mir sehr leicht die Berührungen, Umarmungen oder einfach Nähe (dazu gefällt mir ein altes Wort sehr gut: innehalten) im Kontext der Reaktionen als nicht sexualisiert zu signalisieren und dabei eher ein Wohlfühlgefühlt zu erzeugen. Geht nicht immer, aber ich mag bestätigen, dass die Rückmeldungen dahingehend zu fast 100% positiv wahrgenommen werden, ganz ohne Hintergedanken. Ab und an habe ich auch das Gefühl die Hautelektrizität und die Strömungen wahrnehmen zu können, was mich an die Erklärungen einer Reiki-Meisterin erinnert hat, die Ähnliches dazu erzählte.
Berühren zu können, Nähe ohne das Nahsein als Eindringen in die private Komfortzone hinzubekommen, das berührte Wesen ganzheitlich versuchen wahrzunehmen, ist tatsächlich erlernbar, so behaupte ich es aus Erfahrung. Die Möglichkeiten, da eine Vergrößerung einer Berührungsbandbreite hinzubekommen, sind natürlich auch sehr individuell in der Machbarkeit an die Erlernenwollenden gebunden. Einigen gelingt es leicht, andere tun sich sehr, sehr schwer, und viele schaffen zumindest eine kleine Vergrößerung, wenn sie überhaupt wollen.
Wie dem auch sei, bei uns in der Familie war Nähe nie tabusiert oder reglementiert und die inzwischen großen Kinder haben von der kuscheligen Nähe nie Abstand genommen, ganz im Gegenteil.
Berühren und Halten, Aktion und Reaktion, Atmen und Verharren, alles ein Wechselspiel, was mit Erfahrung immer leichter wird auf verschiedenen Ebenen zu erleben.
Das wünsche ich allen Neugierigen zum Thema. Nur wer sich erfühlt, der schafft es die Reaktionen der Berührten wahrzunehmen und zu verinnerlichen. Meine These.
Allen noch viele schöne Berührungserlebnisse,
Ellen