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Wie habt ihr zu einer gemeinsamen erfüllenden Sexualität gefunden?
Ist das Maß des sexuellen Glücks bei Euch exponentiell zur emotionalen Nähe gestiegen?
Nach 18 Jahren sind mein Mann und ich gerade dabei, einander sexuell zu entdecken, nachdem wir einander emotional sehr, sehr nahe sind, sexuell gesehen aber einfach keinen Zugang zueinander finden konnten. Er: kaum in der Lage, Gefühle und körperliche Empfindungen zu benennen oder zu sagen, was ihm gefallen könnte, sexuelle Erfahrungen nur sehr wenige. Ich: überwiegend lesbisch gelebt, wie Mann funktioniert, hätte ich mir gerne von meinem Mann zeigen lassen - Ergebnis: so gut wie gar kein Sex.
Momentan probieren wir völlig neue Wege, die sehr viel mit Kommunikation, Druck wegnehmen, Verweigerung, Zeigen, Ausprobieren zu tun haben. Deshalb kann ich sicher nur sehr bedingt antworten, ich habe gerade erst damit begonnen, jetzt "die Zügel" in die Hand zu nehmen und zu probieren, wie ich meinen Mann sexuell "erwecken" kann. Dafür hole ich mir Unterstützung in Form von Rat, ich habe das Glück, hier einen Mentor gefunden zu haben, der mir nach meinem ersten "Mißerfolg" bissl Mut, auch Aufklärung und neue Impulse mitgegeben hat.
Eines der Dinge - quasi fast noch "druckfrisch": wir haben zwei große, schwere, gemütliche Sessel gegenübergestellt, dazwischen einen gepolsterten Hocker für die Beine. Plan war, daß wir einander nackt gegenübersitzen, so daß wir beide einander gut sehen und berühren können. Ich wollte meinem Mann eine erotische Geschichte vorlesen, er sollte sich dabei schon bissl berühren und streicheln (blöderweise war die Geschichte so fad, daß ich beim Vorlesen fast eingeschlafen bin, und seine Erregung war nun auch nicht so wirklich sichtbar
). Also haben wir bissl so gebabbelt, einander beobachtet, er wurde feucht im Schritt (daß Männer das überhaupt können ist echt der Knaller, wußte ich bis vor kurzem noch nicht), ich zu meiner Überraschung auch - also ihn gebeten, der Sache bei mir mal auf den Grund zu gehen (ohne mich zum Höhepunkt zu bringen) - naja, so Sachen eben, weiter erzählen will ich hier nicht.
Wir hatten jedenfalls viel Zeit, Ruhe, keinen Druck und viel Gelegenheit, zu sehen und zu spüren, was den anderen heiß macht. Das miteinander Reden klappt gut bei uns, es gibt keinen Menschen, dem gegenüber ich so "schamlos" sein kann wie meinen Mann. Und ihn macht das Reden auch an, das war mir neu, er ist ja eher so rational (und "erledigt" seine Orgasmen seit über 30 Jahren überwiegend schnell, effektiv, diskret und im Alleingang).
Ob ich dir/euch viel raten kann - vielleicht nur das: redet miteinander. Erlaubt euch eure Masturbation, laßt euch auch daran teilhaben. Verliert die Zärtlichkeiten jenseits des Sex nicht aus den Augen, die sind wahnsinnig wichtig.
Und als mittlerweile wirklich streßerprobte, über lange Jahre Workaholic mit Tendenz zur beruflichen Prioriätensetzung lebende Frau: bitte NIEMALS Beruf über euer Sexleben stellen. Wirklich, das macht krank! Es gibt nichts, was im Leben wichtiger ist, als gelebte Sinnlichkeit, ganz egal, welche Termine einem da was anderes suggerieren. Wäre mir das früher bewußt gewesen und hätte ich da besser aufgepaßt, wäre ich heute sicher in besserer gesundheitlicher Verfassung, als ich's bin.