Wie Outis es schon treffend beschrieben hat, ist Angst erstmal ein archaisches Tool um zu überleben. In der heutigen modernen Menschengesellschaft hat es eben eine andere Bedeutung als zu der Zeit, wo unsere Vorfahren noch Höhlenbewohner waren.
Jeder Mensch hat irgendwelche Ängste, egal ob man sie für sich behält, oder sie artikuliert, denn schämen braucht man sich dafür nicht wirklich.
Problematisch wird es, wenn es auf einer Krankheit fußt, oder wenn die Gesellschaft es missbraucht, so z.B. in Form von Nichtakzeptanz, Lächerlichmachung, Ausgrenzung o.ä. In meinem Falle war mein Angstpotenzial eine auf einer Stoffwechselstörung basierende Krankheit. Es war übermäßig, eben in einem nicht gesunden Verhältnis in meinem Leben vorkommend. Diese Stoffwechselerkrankung wurde bei mir viel zu spät bemerkt, ansonsten wär mein Leben weniger mit extremer Angst verlaufen.
Man hat aber noch rechtzeitig die Kurve bekommen, mit Medikamenten und auch mit Therapieansätzen, welche sehr kraftraubend waren.
Das Herman-Hesse-Zitat trifft die Sache in bezug auf Personen sehr treffend. Wichtig ist eben in einem solchen Fall, wo die Ursachen dafür liegen. Es gibt ja verschiedene Ängste, oder Phobien (Angsterkrankungen), welche nicht nur auf Personen gemünzt seien können.
Ich habe daraus auch gelernt, sich den Ängsten, bzw. angstmachenden Situationen und/oder Personen zu stellen (Konfrontations-Therapie), viel reflektieren, eine private Ursachenforschung betreiben, um der krankhaften Angst kaum noch Raum im privaten Leben zu geben. Die medizinische Komponente, welche in meinem Falle erblich bedingt ist, kann man nicht so einfach "wegradieren", aber dafür gibt es heute zumindest helfende Medikamente. Man muss auch lernen, damit zu leben.
Erkenntnisgewinnung, keine falsche Scham vor den Ängsten usw. ist der erste Schritt in ein angstfreies und zufriedeneres Leben.
Wenn mir unbekannte Dinge oder Menschen Angst bzw. Unbehagen gemacht haben, so informiere ich mich im Vorfeld. Dadurch fühle ich mich auch selbstsicherer in solchen Situationen und die Angst hat kaum noch Raum um negativ zu wirken. Wissen verringert auch Vorurteile, egal in welcher Hinsicht. Wenn man über Angst spricht, kann man sich, zumindest in einer falschen Umgebung, auch verstärkt angreifbar machen, keine Frage, aber durch Wissen und Aufklärung kann man auch seine potenzielle Angriffsfläche verringern.
Kurzum: Niemand, wirklich niemand braucht sich vor seinen grossen und kleinen Ängsten im Leben schämen oder schlecht fühlen, oder auch schlecht machen lassen, Niemand. Wenn es nicht krankheitsbedingt ist, gibt es sicherlich auch Tools und Verhaltensweisen, sich der Angst schell zu stellen, aber wenn eine Erkrankung zu Grunde liegt, sollte man mehr Zeit und Hilfe dagegen in Anspruch nehmen.