Zitat von *********istan:
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Wenn ich dich zitieren darf, liebe AskaniWolf, deutet deine Aussage auch an, dass du im nächsten Moment wieder "devot" bist wenn du nicht unnachgiebig sein willst, sondern zB. Lust hast lieb zu sein? Das verorte ich weder bei Dominanz noch bei Devotion...Unnachgiebigkeit mag dann im Moment einfach angebracht sein.
Ich würde nicht sagen, dass ich nach einer Unnachgiebigkeit direkt wieder in meinem individuellen "devoten Grundwesen" lande und automatisch wieder lieb bin! Wenn Dominanz auf einer Skala 9 ist und Devotion -9 (10 bzw. -10 würde ich als die Extreme bezeichnen, die für mich nichts mit gesundem BDSM gemein haben), würde ich mich dann zwischen 1 und -1 bewegen (meine Devotion unabhängig ob ich es im BDSM lebe oder nicht liegt so um -7). Ich brauch nach einem Streit recht lange, um sozusagen wieder zu mir selbst zu finden, weil mich Streit aufwühlt (stell Dir ein Tornado vor), weil mich mein Gegenüber dann in seiner Ignoranz, seinem Nicht-Zuhören, Nicht-Sehen mich eigentlich dazu gezwungen hat, unnachgiebig zu sein (für MICH einzustehen)!
Ich frage: Warum soll ich nach einem arschigem Verhalten, einem tiefen emotional und psychisch verletzendem Verhalten seitens meines Gegenübers (hier Dom) direkt wieder "devot" sein? Nur, weil es meinem Wesen entspricht? Nee, nee!! In diesen Augenblick hat Dom sämtiche Zugeständinisse/Rechte/Befügnisse verloren und ich alleine entscheide, wann er sie zurückbekommt! Ich gestehe ihn (oder auch anderen Menschen) lediglich noch zu, dass ich mich weitgehend bemühen werde, ihn mit dem größstmöglichen Respekt zu begegnen - selbst, wenn er das nicht verdient hat!
So gesehen hat die erwähnte Unnachgiebigkeit bei mir keinen Wollen-Charakter, sondern ein Muss-Charakter. Ich hasse Streit, ich hasse es, meine Grenzen auf recht dominante Art und Weise zu untermauern, aber wenn man mir zum wiederholten Male nicht zuhört, sondern ständig mit dem Totschlagargumenten kommt "so verhält sich keine devote Frau", "das ist aber nicht devot", "devote Frauen haben keine Wünsche, eigene Bedürfnisse blabla zu äußern geschweige zu haben", etc. - boah, da werd ich aber erst recht unnachgiebig (stur, aggressiv) obwohl ich das überhaupt nicht sein will. Mir bleibt aber in dem Augenblick keine andere Wahl, weil sich in mir echte Gefühle wie Ärger anstauen und dann ist meine Unnachgiebigkeit echt, nicht gespielt. Ich bin dann "dominant" in meinem Verhalten, weil mein Selbsterhaltungstrieb in dem Augenblick stärker ist als meine Devotion.
Top-Bottom ist gleich ein permanenter Austausch zwischen zwei Menschen mit ihrem gesamten Wesen. Wenn Bottom bspw. unnachgiebig ist, wirkt dies nicht dominant auf ihren Top, weil ihr Wesen eben keine Dominanz auf ihn ausstrahlt. Genauso wenig wird Bottom ihren Top als devot wahrnehmen wenn er ihr einen Tee ans Bett bringt.
Es geht nicht vorrangig um die Wirkung oder Ausstrahlung, sondern um die Authenzität. Wenn Dom seiner Sub einen Kaffee/Tee kocht, weil es ihm glücklich macht, ist es echt, nicht gespielt. Wenn Sub aus einem unguten Gefühl heraus Nein sagt und unnachgiebig bleibt, ist es im Augenblick echt und nicht gespielt.
Wenn ich die Führung übernehme, anweise, mich kümmere, auffange usw.- das tue oft genug- dann fühle ich mich nicht dominant. Es sind einfach Fähigkeiten wie Empathie, fokussiert- und organisiert sein, die ich mir angeeignet habe. Das sind Werkzeuge, um durch's Leben zu kommen. Manchmal ist man unnachgiebig, manchmal offen und zugewandt, manchmal wieder sperrig... Je nachdem... Und stets im Austausch mit dem Außen.
Das ist richtig. Doch frage dich mal, warum Du diese Fähigkeiten entwickelt hast! Ein Mensch kommt nicht mit Empathie, Organisationstalent, etc. auf die Welt, sondern (ver)erlernt sie durch die Art der Verarbeitung von Erfahrungen.
Nimm mal das Gefühl Wut. Ich hasse dieses Gefühl und zeige es nicht gerne. Warum? Weil ich in meiner Kindheit gelernt habe, das Mädchen nicht wütend sein dürfen, weil ich dafür Betrafung und Ablehnung gerntet habe. Ich habe so gesehen nie gelernt, "gesund" mit diesem Gefühl umzugehen. Es fällt mir immer noch schwer, dieses Gefühl zuzulassen. Warum hast Du ein Organisationstalent? Weil Du vielleicht gelernt hast, dass Chaos unnütz Zeit kostet. Andere Menschen sind organisiert, weil sie vielleicht für Chaos/Unordnung bestraft wurden.
Auf die Dominanz bezogen heisst das eigentlich nur, dass sie keine zerstörerischen Züge annimmt, weil der dominante Part in einer "gesunden" BDSM-Beziehung zu wenigstens einer seiner dominanten Eigenschaften den Gegenpart dazu auf eine positive Art verarbeitet und in sich integriert hat und sich dies in Form der Fürsorge, Empathie, etc. zeigt.