„„Daraus resultiert allerdings auch, dass es viel über die Persönlichkeit aussagt, wenn man nur nach unten abgrenzen kann.
Ja. Aber offensichtlich haben wir Menschen das in uns, und zwar in sehr breiter Masse. Und ich wäre vorsichtig, wenn wir meinen, das wir selbst davon frei wären.
Im Grunde ist es ein "richtig" / "falsch" denken. Man ist von der Richtigkeit des eigenen Denkens und Handelns überzeugt. BDSM ist besser als Vanilla. Oder aber auch anders: BDSM ist pervers. Oder BDSM ist verknüpft mit der Herabsetzung einer Person. Wie gehe ich damit um, wenn ich als Frau in einem Feminismus-Umfeld groß geworden bin und in mir den Drang zum Devot sein entdecke?
Gewissensbisse gibts ja nicht nur in einem "traditionellem" Umfeld. Jedwede Richtung der Gesellschaft löst zwangsweise auch moralische Dilemmata und auch einen Gruppenzwang aus. Wie fühlt man sich als monogamer in einer Polygesellschaft (Hab ich dann Sex mit Anderen, damit ich nicht als Sonderling gelte)?
Wie gehe ich in einer feministischen Welt um, wenn ich mich danach sehne von einem Mann unterworfen zu werden.
Wir haben uns weder unsere Sexualität ausgesucht noch die Gesellschaft. Die Gesellschaft wird sich nicht unserer Sexualität anpassen. Unsere Sexualität aber auch nicht der Gesellschaft.
Einzige Lösung in so einem Spannungsfeld ist: aufhören darüber nachzudenken, was richtig oder Falsch ist. Sondern einzig und allein zu schauen, was gut oder Böse ist. Bereit sein, für etwas Gutes auch mal das falsche zu tun. Bereit sein auf die Macht zu verzichten, die mit der Richtigkeit einhergeht.
Habe ich eine Sexualität, die "falsch" ist, eben nicht aufbegehren, weil sie falsch ist. Es hilft nicht, wenn sie das neue "richtig" wird und etwas anderes als "falsch" identifiziert wird.
Sondern in Achtsamkeit vor Andersdenkenden das, was gut ist, ausleben.
Und tue ich gutes, und achte darauf und lass mich nicht von richtig oder falsch beirren, dann gehen auch die Gewissensbisse.
Also: Gutes tun.