„Wenn ich schon nirgendwo wirklich was bestimmen darf will ich wenigstens auf meinen Partner nicht allzu viel Rücksicht nehmen wollen?
Ich finde es völlig unnötig, Selbstbestimmung mit Rücksichtslosigkeit in einen Topf zu werfen, genau so wie Selbstbestimmung kein Synonym für Freiheit (Freiheit von was eigentlich???) sein kann.
Das mag leicht zu verwechseln sein für Menschen, denen die Empathie und der geistige Horizont fehlt, um selbstverständliche und berechtigte Erwartungshaltungen des Partners (oder anderer Mitmenschen) und mögliche Konsequenzen für Andere in ihre Entscheidungsfindung mit einfließen zu lassen.
Das würde ich aber (zumindest für mich und mein persönliches Umfeld) nicht als den Standard-Fall ansehen.
Ich kann sehr wohl selbstbestimmt entscheiden und dabei die Erwartungen Anderer im Auge behalten und die Wirkungen meiner Entscheidung für Andere mit als Entscheidungsgrundlage berücksichtigen.
Das muss nicht zwangsweise bedeuten, dass ich mich jedes Mal zwanghaft davon leiten lasse, aber zumindest wäge ich ab.
Wenn ich z.B. das Gefühl hätte, dass eines meiner Hobbys zu Lasten der Beziehung geht, dann würde ich das (ganz selbstbestimmt) einschränken, ohne dass mir meine Partnerin da rein reden müsste.
Und wenn meine Partnerin Vorbehalte äußern würde gegen meine Art, meine sexuelle Selbstbestimmung auszuleben, dann würde ich diese Vorbehalte sehr genau hinterfragen und entweder ausräumen oder bei meiner weiteren Entscheidungsfindung mit berücksichtigen.
Zitat von *********Stein:
„Wenn jemandem beispielsweise vegetarische Ernährung sehr wichtig ist, wird eine Beziehung zu einem Steakliebhaber - der ebenfalls viel Wert aufs Essen legt - eben schwierig.
Solange man nicht versucht, den Anderen zu bekehren, wäre das eher ein klassischer Fall für "Trennkost".
Gleichzeitig ist es ein schönes Thema, welches ich gern mal mit einem Beispiel aus meiner Partnerschaft aus den letzen Monaten hinterlegen würde.
Ich bin Steak-Liebhaber und meine Partnerin hat zu Anfang des Jahres eine Ernährungsberatung mitgemacht, in der ihr zu deutlich weniger Fleisch-Konsum und so "komischem Zeugs" geraten wurde.
Natürlich hat sie versucht, auch mich zu einer Ernährungsumstellung zu motivieren, aber mehr eben auch nicht.
Wie das Schicksal so spielt wurde bei mir im Juni ein Nierenstein gefunden und die Behandlung war langwierig, sehr schmerzhaft und im Krankenhaus habe ich außerdem noch sehr eindrucksvoll erleben dürfen, welche weiteren Steigerungsformen da noch möglich sind. Hatte zur Folge, dass ich die Ernährungsempfehlung der Ärzte aufgrund der Steinanalyse nun mit einer ganz anderen Priorität sehe.
Läuft witzigerweise in die gleiche Richtung, wie die Empfehlungen meiner Partnerin vom Anfang des Jahres. Das nimmt sie nun mit Wohlwollen (und ein bisschen Häme, die ich ihr in dem Falle durchaus gönne) zur Kenntnis.
Daraus einen Beziehungskonflikt zu machen wäre völlig unnötig gewesen, da wir ohnehin meist von separaten Tellern essen.