"Er" schreibt...
Das was du beschreibst kommt mir insgesamt sehr bekannt vor. Im Alltag habe ich ebenso gern die Kontrolle, bin eher der dominante und sehr selbstsichere Typ. Etwas, was ich mir lange und hart erarbeitet habe, denn der Weg war steinig. Als wir angefangen sind unter uns mit Femdom und Keuschhaltung zu experimentieren, weil ich diese Fantasie hatte und ihr von dieser auch erzählt habe, musste ich selbstredend in gewissen Bereichen davon abweichen.
Entsprechend entstand bei mir eine sehr ähnliche Trennung zwischen dem sexuellen in dem wir unsere Vorlieben ausgelebt haben und dem Alltag, in dem wir uns ganz normal bewegten. Wichtig war mir persönlich diese Trennung auch, weil unsere Kinder ein gleichberechtigtes Elternpaar erleben sollten. Keiner steht über dem anderen, ist wichtiger oder unwichtiger und jeder macht alles. Dies klappte und klappt bis heute sehr gut, auch wenn sich im sexuellen eine immer größere Abstufung entwickelt hat (gewünscht).
Dies nicht zuletzt deshalb, weil wir irgendwann an dem Punkt standen, wo wir überlegten andere in unsere Beziehung einzubeziehen, da Cuckolding eine immer größere Rolle in unserem Kopfkino einnahm. Mir ging es da ähnlich wie dir. Im Gedanken hat es mich wahnsinnig angemacht, die Vorstellung es real zu erleben und auszuleben verursachte irgendwie Schmerz, Unbehagen und zum Teil auch Angst.
Wir ließen uns noch eine ganze Weile Zeit, aber ich bin den Schritt gegangen mich mit diesen Emotionen auseinander zu setzen. Nicht in der Theorie, sondern in der realen Konstellation. Dazu gab es und gibt es immer wieder intensive und tiefgehende Gespräche zwischen uns beiden, denn in deinem letzten Post hast du etwas sehr wichtiges gesagt:
Zitat von *********r1985:
„Allerdings glaube ich das ich mich selber dazu zwingen werde, es zumindest zu probieren und kann nur auf meine Partnerin hoffen, dass sie, sollte es dazu kommen mich nicht aus dem Blick verliert.
Auch in so einem Spiel, sollte das normale Leben nicht vergessen werden, das Gefühl des anderen.
Die vielen Gespräche haben mir eben genau diese Sicherheit gegeben und ihr Verhalten bei den ersten realen Erfahrungen, wie sie sich mir gegenüber danach verhalten hat und wie sich eben unsere gesamte Beziehung darstellte in dieser aufregenden, aber auch schweren Zeit, nahm mir viele dieser Bedenken und Sorgen. Ich lernte nicht nur oberflächlich (ist blöd ausgedrückt, aber ich kann den Unterschied nur schwer anders in Worte zu fassen), sondern wirklich in Gänze zu vertrauen und mich fallen zu lassen. Die ursprünglich sicher vorhandene Eifersucht wandelte sich, denn es war offensichtlich, dass wir
gemeinsam einen Weg beschritten und
gemeinsam intensive Erfahrungen sammelten. Es wurde deutlich, dass sie zwar intensiven und auch deutlich besseren Sex mit anderen Männern hatte, es aber keinerlei Grund gab Angst zu haben oder sich schlecht zu fühlen, denn sie vermittelte mir nie das Gefühl, dass unsere Beziehung zueinander dadurch an Wert verlor. Ganz im Gegenteil sogar... Wir waren und sind uns näher als zuvor, fühlen uns verbundener und leben unsere Beziehung um einiges bewusster.
Das liest sich nun wie ein Plädoyer dafür, dass ihr es ausprobieren sollt, ist aber so nicht gemeint. Es war und ist mein/unser Weg, der mir gezeigt hat, dass ich nicht an Wertigkeit als Partner verliere, wenn ich zu dem stehe was ich bin und so sehr genieße. Sie nimmt mich im Alltag genauso ernst wie auch zuvor und betrachtet die verschiedenen Seiten an mir ebenso differenziert wie auch ich selbst. Ich krieche gerne vor ihr, sobald es um Sexualität geht, weil ich mich genau dort sehe. Ich gebe bedenkenlos die Kontrolle und jeden Einfluss ab, da ich ihr bedingungslos vertraue. Wir können uns gerade über etwas sexuelles unterhalten wobei sie mich sehr deutlich spüren lässt, dass ich in ihren Augen im Bett ein Versager bin (ja, dass passt, triggert meine Neigung und ist nicht verletzend von ihr), aber in Sekunden das Thema wechseln und ich spüre wieder die Augenhöhe und stehe kein Stück unter ihr.
Für mich war es ein wichtiger Schritt vom Kopfkino in die Realität zu gehen, denn was mich im Kopf so sehr angemacht hat, war und ist einfach auch ein Teil von mir. Dies nur im Gedanken auszuleben hat mir widerstrebt. Ich wollte den Weg gehen und mich so akzeptieren wie ich nun mal bin.
Heute bin ich extrem froh in dieses riesige Becken aus Emotionen gesprungen zu sein. Mal waren sie extrem positiv, mal haben sie mich extrem runter gezogen...
„Vielleicht findet ihr noch heraus, was dich auf dem Grat tanzen lässt, aber ohne Verletzungen und mit ganz viel Achtsamkeit 🙂
... denn auf diesem Grat zu tanzen ist nicht so einfach. Wenn die Beziehung aber gefestigt ist und ihr einen wirklich gemeinsamen Weg geht, kann er gelingen, denn es steht immer jemand da, der mit aufpasst im Falle eines abrutschen (im positiven wie im negativen) nicht zu stürzen oder davonzufliegen...
Was auch immer ihr macht, ob ihr nun den Schritt aus dem Kopfkino herausgeht oder nicht. Lasst euch Zeit, setzt euch nicht unter Druck und erzwingt nicht irgendwas, wo die Bedenken und Ängste zu groß sind. Geht langsam und empathisch vor.
Ich wünsche euch viel Spaß und viele tolle Momente, wo auch immer euch euer Weg hinführen wird.
LG "Er" von NeueReize