„Ich habe in den vergangenen Jahren wirklich sehr oft gelsen, dass bei Paaren das BDSM abgenommen hat, oder sogar ganz verschwunden ist, sobald sie romantische Gefühle füreinander entwickelt haben und eine Liebesbeziehung eingegangen sind. Ich kann mir das nur so erklären, dass eine Beziehung das "Risiko" birgt, Facetten des Partners kennenzulernen, die im eigenen Kopf nicht zu seiner "BDSM-Rolle" passen.
Zum Beispiel habe ich das Gefühl, dass BDSM-Paare, die keine Liebesbeziehung führen, sondern eine reine BDSM-Beziehung, ihre Beziehung und ihre Treffen sehr stark rund um BDSM gestalten und dann bei Begegnungen auch meist voll in ihren Rollen sind. Man bekommt vom Gegenüber also hauptsächlich das mit, was einen sexuell kickt und was das BDSM mit diesem Menschen so interessant macht.
Sobald sich aber Alltag in diese Beziehung einschleicht und sogar Gefühle füreinander entstehen, sieht man seinen Partner auch und manchmal sogar überwiegend außerhalb des BDSM-Kontext und bekommt mit, dass dieser Mensch nicht nur dominante/devote Facetten hat, die einen so kicken, sondern auch völlig andere Seiten hat, die das Bild, das man sich von diesem Menschen gebastelt hat (Lücken füllt man gerne mit Fantasie), zum Wanken bringen. Man sieht diesen Partner eben dann auch in unsouveränen Momenten, in unsexy Momenten, in Momenten, die nichts mit seiner Rolle als Dom oder Sub zu tun haben.
Ich will nicht abstreiten, dass es das gibt, Kailyn, aber ich glaube nicht, dass das der Hauptgrund ist. Jedenfalls nicht für mich.
Mein Grund wäre eher, dass es für manche leichter ist zu spielen, wenn eine gewisse Distanz besteht. Nicht komplett, weil man sich ja schließlich auch vertrauen können muss. Aber auch nicht zu große Nähe. Und die entsteht eben, wenn sich Gefühle, Liebe, entwickeln. Verkürzt ausgedrückt: Ich könnte jede Frau verhauen - nur nicht meine eigene! Von Top-Seite aus gesehen. Und ich halte es für wahrscheinlich, dass es das auch für sub gibt.
Bei Chris Dell bzw. in seinen Geschichten habe ich eine Methode gelernt, wie das gehen kann: indem von vornherein klar ist, dass es kein Relativieren oder Vermindern des BDSM-Verhältnisses gibt, Liebe hin oder her. Es ist essentiell für die Beziehung, und ohne das gäbe es auch keine Liebe. Also keine Anti- sondern eine Synthese.
Allerdings sollte man sich auch davor hüten, im anderen nur die Sklavin oder nur den Herrn zu sehen (oder das jeweilige Gegenstück bei F/m). Es geht gerade bei Liebe immer um die Person und nicht nur diesen einen Aspekt! Aber es ist wohl erlaubt, den anderen zu lieben, WEIL und nicht TROTZ er Herr, Herrin, Sklave oder subbie ist. Das wäre mein Ansatz dafür.
Das, was du beschreibst, hat für mich weniger mit dem Entwickeln von Gefühlen zu tun, das gibt es in jeder Beziehung. Wenn der Partner sich als leidenschaftlicher Nasenbohrer entpuppt oder man die Freundin jeden Abend mit der Nachtcreme auf dem Gesicht sieht. Wenn Kilos und Falten mehr werden und die Ausdauer geringer. Usw.
Damit muss man fertig werden. Oder es ist wirklich besser man belässt es bei casual sex und trifft sich nur zu "schönen" Momenten. Aber das unabhängig von BDSM, denke ich halt.
Er schrieb