Nachdem ich hier einige weitere Beiträge zum Thema mit angelesen habe, will ich erstmals sagen, dass den Beitrag von
Harry doch einige "Knackpunkte" zum Gespräch bringt, gut formuliert.
Mein Interesse für BDSM war nicht vorhanden vor dem, dass ich/ wir uns hier im Joyclub angemeldet hatten. Auch ich war eher skeptisch eingestellt zu dem Bereich SM (ich wüsste von den anderen Teilen BD-DS eigentlich gar nichts). Jedoch musste ich sehr schnell feststellen, dass das Forum
Dominant & Devot sehr interessant und niveauvoll ist. Zwischen den Forum
Sex allgemein liegen Welten, sowohl Sprachtechnisch wie Inhaltmäßig, Ausnahmen ausgenommen. Was mich dazu gebracht hat so viele von den Threads in dem Bereich durchzulesen war vor allem die Neugier und einige ansprechende erotische Bilder aus dem Bereich dominant-devot...
Jedoch müßte ich damals sehr schnell feststellen, dass das Wort
Pervers mit BDSM genau so viel gemeinsam hat wie mit Sex, und dass es ebenso vielfältig sein kann.
Einige meine Fantasien habe ich somit sogar besser oder zum ersten Mal überhaupt verstehen können. Ich habe mich vorhin ein wenig darüber geschämt, da sie in meine Augen nicht ganz "stubenrein" waren, heute weiß ich dass es eigentlich nichts anderes als eine devote Grundhaltung ist, die mich in meine Fantasien oder Gedanken beim Sex wahnsinnig erregt. Dass es in das Forum auch Bereiche gibt die ich weniger gut verstehen kann ist denke ich klar, geht mir schließlich auch so in den anderen Foren hier im JC. Weniger problematisch finde ich die von
Harry angesprochene Tatsache, dass:
Es gibt im BDSM-Bereich eine eigene Terminologie, die von nichteingeweihten leicht falsch verstanden werden kann
...denn meiner Meinung nach wird es gerade dadurch klar wie etwas gemeint ist, und es ist einigermaßen definiert was dahinter steckt. Jedoch muß man sich dann auch die Mühe machen rauszufinden, dass z. B. mit
vanilla jemanden gemeint ist der/ die kein BDSM ausübt, dass
24/ 7 eine dominant-devote Beziehung bezeichnet welche 24 Stunden am Tag/ 7 Tage die Woche (also ununterbrochen) gelebt wird und dass der
Session ein anderer Ausdruck für die Zeit ist wo für die BDSM typische Regeln/ Verhaltensweisen gelten und Spielarten betrieben werden, die sonst nicht gelebt werden... Wenn das und einiges andere klar ist, dann wird einem erst klar: dass BDSM'ler keine andere Typus von Menschen sind, welche sich grundsätzlich von "uns-anderen" unterscheiden, sondern dass es hier lediglich um eine andere Art geht die Sexualität oder das Zusammenleben zu betrachten, und dass es notwenig ist das ganze differenziert zu betrachten. Ich finde hier im JC gelingt dies auch recht gut. Obwohl es lautstarke Verfechter von einem wahren BDSM gibt, nach der Motto dass:
"richtiges" BDSM in erster Linie aus 24/7 Beziehungen besteht
...denke ich, wird uns allem klar dass es möglich (und auch sehr sinnvoll) ist dass jeder selbst darüber entscheidet, in wie fern und was dazugehört.
Bei unseren Sessions kommt der Humor nicht zu kurz, selbst wenn es härter wird, kurz, ich habe im Umgang mir den "bekennenden" SM-Anhängern immer das Gefühl, dass wir "unser" privates SM nicht mit dem nötigen Ernst betreiben
Naja, ich wollte mich auch nicht unbedingt sagen lassen, wie ich mein Sex mit meinem Partner zu genießen habe.
Wenn es um die schwierigen Fragen geht:
• Verantwortung (womöglich sogar um ein Leben)
• Bestrafung vs. Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt in der Bez.
• Vorlagen bei der Ausübung einer Rolle: dominant und devot
• ebenso wie die strikte Befolgung dieser Rolle
...werden die Antworten auf diese Fragen wahrscheinlich sehr stark auseinander gehen, nicht umsonst gibt es so viele Threads mit diesen Themen. Die letzten beiden beantworten sich meine Meinung nach fast von selbst, hier ist es wirklich notwendig die eigene Voraussetzungen, Neigungen und Vorlieben in erster Linie zu Leben und sich weniger nach dem richten wie andere diese Rollen leben. Und die ersten beiden gehören fast zusammen, denn wie viel Eigenverantwortung bleibt für jemanden der devot in einer Beziehung lebt? Meine Meinung, es gehört dazu immer noch einiges an Eigenverantwortung dazu: das eigene Berufsleben, die eigenen Kinder und die Verantwortung um das eigene Leben kann wohl nicht völlig in den Hand der Partner gehören. Auch in einer 24/ 7-Beziehung gibt es doch eine
freie Wille und da sollte doch auch die Prinzip der
Einvernehmlichkeit gelten und Notfalls gibt es hoffentlich auch hier das
Safewort.
Das was ich für meinen Teil als problematisch betrachte ist auch das was an BDSM interessant ist, die Grenzerfahrung. Grenzen der Schmerz, um zu entdecken ob auch mehr Schmerz oder ein anderer Schmerz Lust bedeutet, kann natürlich auch nach hinten losgehen mit Gefahr für die Gesundheit oder das Leben. Grenzen der eigene Integrität oder Freiheit welche in ein dominant-devotes Spiel so massiv überschritten werden, dass Ohnmacht und Angst daraus resultiert kann auch ein weniger labiles Psyche schädigen. Dass hier nicht nur Vertrauen (zu den dominanten Partner) sondern auch ganz viel Einfühlungsvermögen (von dem Dominanten) notwendig ist würde oft diskutiert. Nur wie viel Menschenkenntnis und Lebensweisheit braucht man um zu erkennen wenn die Grenzen nicht nur überschritten sind, sondern wenn die Devote unter diese Überschreitung leidet? Ist es immer möglich einem Punkt zu erkennen, ab dem es Ernst wird (mit irreparable Konsequenzen)?
Was macht aber neben der Risiko eines Machtmissbrauches (was übrigens natürlich genauso in einer Vanilla-Beziehung bestehen kann) und der eigentliche Verletzungsrisiko (seelisch sowohl als physisch) das "perverse" an BDSM aus?
Ist es der Lust an Schmerz? (ist aber zum Teil ein rein physischer Prozess, oder? mit Endorphine usw.)
Ist es der fehlende Gleichberechtigung/ Emanzipation, welche scheinbar in einer dominant-devote-Beziehung nicht vorhanden sind? (aber in wie viele andere Beziehungen ist dies denn der Fall?)
Hmm, kann mich nur anschließen, die Fragen häufen sich.