eine Abgrenzung...
... zwischen BDSM und "vanilla" geht nach meiner Beobachtung durchaus von beiden Seiten aus. Einige praktizierende BDSM Anhänger scheinen sich durchaus für einen elitären Zirkel zu halten... (was vielleicht gar nicht mal so falsch ist, schliesslich erleben sie eine Sexualität, die den anderen verschlossen bleibt).
Es gibt im BDSM-Bereich eine eigene Terminologie, die von nichteingeweihten leicht falsch verstanden werden kann. Das ist keine Kritik meinerseits, man braucht sicher eine "Fachsprache" um über Dinge zu reden, die sich sonst nicht ausdrücken lassen... aber so etwas führt beim "Nichtfachmann" leicht zu Unverständnis. (oder hat schonmal jemand eine Erklärung eines Arztes auf Anhieb verstanden... oder schlimmer: wenn sich zwei Ärzte unterhalten...).
Ich selbst bin mir auch nicht sicher, wo ich mich einordenen müsste, wenn ich gefragt werde. Und ich glaube, dass einige der unklarheiten am eigenen Beispiel am besten veranschaulicht werden können:
Zu mir: Ich lebe in einer Beziehung, und BDSM spielt bei uns eine nicht ganz kleine Rolle, wir haben eine umfangreiche Spielzeugsammlung: mindestens 200 meter Seil aus Baumwolle und Hanf für kunstvolle Fesselungen, Gerten, Peitsche, Rohrstöcke...
Von daher könnte ich mich wohl mit Fug und Recht auf die BDSM-Seite stellen, hätte ich damit nicht auch ein kleines Problem:
BDSM ist eine Ergänzung unserer Beziehung, aber nicht die Basis unserer Beziehung. Wir führen eine gleichberechtigte, respektvolle Beziehung. Alles "Spielen" dient dem einzigen Zweck der Luststeigerung. Meine Partnerin geniesst dabei durchaus, dass ich mich stundenlang mit voller Aufmerksamkeit und Hingabe ausschliesslich um sie kümmere...
Selbst wenn man jetzt in qualitativ hochwertugen Foren wie diesem hier (insbesondere im dominant/devot-teil liest), dann bekommt man leicht den Eindruck dass "richtiges" BDSM in erster Linie aus 24/7 Beziehungen besteht, dass man "dominant" oder "devot" entweder ganz als Teil seines Lebens ist oder gar nicht.
Auch mit der Nomenklatur habe ich meine Probleme: Meine Freundin ist meine Freundin und Partnerin, nicht meine "Sub".
Bei unseren Sessions kommt der Humor nicht zu kurz, selbst wenn es härter wird, kurz, ich habe im Umgang mir den "bekennenden" SM-Anhängern immer das Gefühl, dass wir "unser" privates SM nicht mit dem nötigen Ernst betreiben (wie gesagt, es ist nicht Basis sondern Bereicherung unserer Beziehung).
Einigen Konzepten stehe ich mit ziemlichen Unverständnis gegenüber:
1) 24/7 Jeder hat die Verantwortung für sein eigenes Leben, und ich hätte überhaupt keine Lust die volle Verantwortung für ein zweites zu übernehmen. (Was mir immer dann wieder deutlich wird, wenn Diskussionen losgetreten werden, ob man als "Dom" auch Schwäche zeigen darf.) Ich hätte überhaupt keine Lust ständig eine Rolle zu spielen.
2) Bestrafungen: Das Konzept ist mir völlig unverständlich. Eine Beziehung in der ich meine Partnerin für irgend etwas bestrafen wollte, wäre für mich den Namen nicht wert.
Beim Verfolgen diverser Diskussionen in BDSM Foren stelle ich immer wieder fest, dass sich viele Fragen mit Themen beschäftigen wie z.B: Darf ich als Dom....(z.B schwach sein....) oder darf ich als Sub (mich mal weigern... Respekt verlangen...)... man kann hier beliebige Beispiele finden.
Das zeigt für mich eigentlich nur, dass da viele Leute unterwegs sind, die für sich ihre Rolle erkannt haben (dominant oder devot), nun irgendwoher eine Vorlage für diese Rolle finden ( die dann vielleicht oft von Wortführeren in irgendwelchen Foren definiert wird) sich dann gezwungen sehen, ihre Rollenvorlage zu erfüllen, und nicht ihre eigenen Bedürfnisse...
So etwas schreckt mich ziemlich ab, und wahrscheinlich nicht nur mich.
Noch ein kleines Beispiel: Meine Informationen über BDSM beruhten größtenteils auf Internetinformationen...(und da gibt es unglaublich gute Informationen). Als wir das erste Mal in einen SM-Club gegangen sind, da waren wir uns unsicher, ob wir da eigentlich richtig sind (nun ja, die Spielmöglichkeiten haben uns gereizt...), weil wir das wie gesagt nicht richtig ernsthaft betreiben... kein 24/7, kein Vertrag, einfach ein wunderschöne Beziehung in der wir ein bisschen Spass haben wollen. Der erste Clubbesuch war überaus angenehm: Leuter nette Pärchen, die ein bisschen Spass haben wollten....
Ich will damit sagen, dass die Aussendarstellung der BDSM-Szene leicht falsch verstanden werden kann.
Zurück zum Anfang: Sehe ich mich jetzt als "vanilla" oder als "BDSM" Anhänger? Ganz klar als jemand der eine wundervolle Beziehung führt, in der kunstvolle Fesselungen und ein bisschen DSM eine bereichernde Rolle spielen. Ich habe keine Lust hier einer von aussen definierten Rolle gerecht zu werden.
Das Problem fängt da an, wenn man sich selbst in eine Schublade steckt...(ich glaube das ist das Hauptproblem, nicht die anderen stecken eine in eine Schublade, man selbst tut das).
Würde man weniger versuchen hier Kategorien und Definitionen zu schaffen, dann wäre das ganze Verhältnis (zwischen den "Normalos" und den "BDSMlern") um einiges entspannter.
Und damit sich keiner Angegriffen fühlt: Das Joyclub-Forum "Dominant und Devot" ist mit Sicherheit das beste und niveauvollste, dass ich kenne, ich nehme mal an, dass das mit den Moderatoren zu tun hat
schöne Grüße
Harry