„So gesehen müsste bei mir Geschlechtsverkehr gerade höher bewertet werden als eine knappe Milliarde Euro.
Jein. Neurophysiologisch kann ja auch Investieren in Aktien einen Adrenalin-Kick auslösen und dann einen wohligen Dopamin-Flausch erzeugen, wenn man total befriedigt auf sein Depot guckt. Ich weiß wovon ich rede.
Auf dern anderen Seite hat es zwar eine ähnliche Erlebnisqualität aber das Narrativ ist ein völlig anderes.
Will sagen: An den echt geilen Sex von vor 10 Jahren erinnere ich mich immer noch gern zurück. Das sind Momente intensiver Leidenschaft, die so nicht wieder kommen - und ja auch mit jedem Menschen wieder individuell sind.
Die steile nach oben schnellende Kurve im Depot bedeutet mir dagegen rein gar nichts mehr. Das is nur Geld. Das kommt und geht und ist ja im Grunde auch immer identisch und gar nicht so richtig individuell in der Erlebnisqualität. Nice to have.
Wenn man den Essensvergleich nimmt:
Wenn ich Unterwegs in neuen Städten bin, mache ich mir gerne eine "Kulinarische Stadtkarte". Ich suche mir also die guten, angesagten oder auch die Geheimtipp-Restaurants.
Ich kann auch von einem standardisierten McDonnalds-Burger, Pommes und Cola satt werden. Der ist immer gleich und ich weiß, welche Erlebnisqualität mich erwartet und ich kann das auch tatsächlich genießen und lecker finden.
Oder ich esse ein Entrecôte vom Angus-Rind, Medium rare, an Süßkartoffel-Mandel-Stampf, nach Art des Hauses und einem halbtrockenen Rotwein.
Das eine ist etwas, das ich immer und überall bekomme, identisch in seiner Machart - kommt und geht.
Das andere ist ein individuelles Genusserlebnis, dass ich so vermutlich kein zweites Mal bekomme.
Es hat, für mich zumindest, also durchaus eine andere "Qualia".