Ich bin sehr konservativ aufgewachsen. Sexuelle Erfahrungen in der Jugend gehörten definitiv nicht zu dem, was meine liebenden Eltern für mich und meine Schwestern vorgesehen hatten (wobei sie bei diesen interessanterweise dann schon viel liberaler waren als bei mir). Aufklärung fand auch eher technisch statt ("wie entstehen Kinder"), den Rest sollte ich irgendwann mal selber rausfinden.
Fazit: Ich hatte in meiner Jugend kein Sexleben. Ich hätte einfach nicht gewusst, wie ich dazu kommen sollte. Ich war auch eher introvertiert und nicht so attraktiv, dass es ein Mädel für unbedingt notwendig gehalten hätte, sich mich unter den Nagel zu reißen. Von ONS hätte ich sowieso nur träumen können. Ich hatte also Sex an und für sich ... mit meiner rechten Hand war es zum Glück einfach.
Ich lasse es jetzt mal dabei, muss ja nicht gleich die komplette sexuelle Biographie ausgebreitet werden. Aber es hat sicher etwas damit zu tun, dass ich der bin, der ich jetzt bin. Dass ich einige Jahre, wenn ein Angebot kam, nicht Nein sagen konnte. Dass ich von der Mutter meiner Kinder getrennt bin. Dass ich mit unserer Sie zusammen bin. Und komischerweise kein Problem mit Monogamie mehr habe.
Ich kann aber verstehen, dass es so etwas wie Incels gibt. Gibt es wahrscheinlich öfter als man glaubt, die Männer, die nie Sex hatten (zumindest bis Mitte oder sogar Ende 20 nicht). Dann überlegt man, woran es liegen könnte, was da falsch läuft ...
Eine oder mehr Zurückweisungen nimmt man noch hin. Wenn es ständig passiert, wenn man irgendwann gar nicht mehr fragen will, dann ist das schon was anderes. Und wenn einem dann wer eine Verschwörungstheorie anbietet, die das erklärt und jemandem die Schuld dafür gibt, dann nimmt man die vielleicht dankbar an.
Für mich hat sich dazu zum Glück nicht entwickelt. Hab praktisch alles nachgeholt und kann zufrieden sein. Aber die Teenagerverliebtheit und den Jugendsex, das hab ich verpasst. Nicht als einziger, offenbar.
Er von Drachenliebe schrieb