„Wenn ich mir den Gegenthread
Warum gefällt Männern Cunnilingus? so durchlese schreibt nicht ein einziger Mann davon, dass er ihn nicht mag, im Gegenteil sie beschreiben detailliert wie Zungenfertig sie sind und die Frauen nur so dahinschmelzen bei ihrem Tun.
Ich finde das steht völlig konträr zu dem was die Frauen hier schreiben, sie empfinden es als wenig stimulierend bzw auch für sich nicht erotisch für ihre Sexualität.
Bei mir tut sich nun die Frage auf, ob sie (die Männer) nie auf Ablehnung stoßen beim Cunnilingus.
Meine bisherigen Erfahrungen sind die, dass sehr viele Frauen (ich inklusive) jahre- und jahrzehntelang gesellschaftlich darauf konditioniert werden, zu gefallen und nicht zu enttäuschen. Ich kenne zum Beispiel deutlich mehr Frauen, die sich sexuell auf irgendwas einlassen, um ihrem Partner zu gefallen, als ich Männer kenne, die das tun. Bei Männern ist es ja auch gewissenermaßen eher der Fall, dass sie bei Dingen, die sie nicht erregen, auch nicht "funktionieren" können, also eher keine Erektion bekommen, wohingegen man Frauen auch dann "funktionell benutzen" kann, wenn sie nicht erregt sind.
Das heißt, dass ich die Lebenswirklichkeit vieler Frauen so kennengelernt habe, dass ein immenser Druck herrscht, Männern zu gefallen und für sie sexy und attraktiv zu sein und ja keine Enttäuschung zu sein. Ausbleibende Erregung der Frau sieht man körperlich nicht so krass wie bei Männern und daher ist es leichter, nicht zu bemerken, dass ihr etwas nicht gefällt.
Zweiter Punkt ist aber auch, dass zumindest ich es in meinem Leben erlebt habe, dass nicht nur diese Konditionierung auf "gefalle und enttäusche nicht" stattfand, sondern auch ein signifikant höheres Risiko bestand, bei doch eintretender Enttäuschung mit verschiedenen Formen der Gewalt konfrontiert zu werden, körperlich und psychisch.
Zum Beispiel bin ich wirklich noch nie von einer Frau so instant und hart beleidigt worden, wenn ich ihre Avancen ablehnte. Wohingegen es mir mit Männern nicht nur einmal passiert ist, dass die Konversation etwa so ablief:
Er: "Hey du Hübsche, Lust auf ein Kaffeetreffen?"
Ich: "Nein, danke, das möchte ich nicht."
Er: "Mir dir hässlichen Scheißkuh hätte ich eh nichts angefangen, hast mir nur leid getan."
Es ist zumindest in meiner persönlichen Lebenswirklichkeit häufiger vorgekommen, dass Männer aggressiv reagiert haben, wenn ich mich nicht verhielt, wie sie es sich wünschten oder erwarteten, weswegen ich sehr, sehr früh bereits damit anfing, mich selbst auf deeskalierendes Verhalten zu konditionieren.
Kommt es also nun zum Sex und ein Kerl will unbedingt lecken, hab ich das lange Zeit nicht ausgeschlagen. Ich wollte ihn ja nicht enttäuschen. Wenn er mich leckte und es mir nicht gefiel, hab ich nichts gesagt - ich wollte ihn ja nicht kritisieren, um eventuell missmutiges bis aggressives Verhalten zu provozieren und am Ende als die Doofe dazustehen, die die ganze Stimmung versaut hat.
Diese Verhaltensmechanismen waren so lange so extrem tief in meinem Verhaltensrepertoire verankert, dass ich lange Zeit gar nicht bemerkt habe, wie furchtbar toxisch sie eigentlich sind und wie sehr ich mich damit auch selbst unglücklich machte, wie extrem mich diese Ängste und Unsicherheiten gefangen hielten.
Ich schaffe es erst seit Kurzem, aus diesem Verhalten nach und nach auszubrechen und bereits früh zu kommunizieren, welche sexuellen Praktiken ich gar nicht will, welche mir nicht gefallen, und dann auch gegebenenfalls abzubrechen, wenn mir gerade etwas nicht gut tut.