@**l
Finde es wirklich toll, dass verschiedene Sichten und Erfahrungen zum Vorschein kommen. Wäre dies immer so, hätten wir weniger Fragen, Sorgen, Streit und Unfälle. Gerne würde ich ein paar Anmerkungen machen. Wie schon oft gelesen, sind manche Dinge ja "nicht so gefährlich". Das ist eine Ansicht, welche ich aus verschiedenen Gründen nicht teile.
Wir vergessen sehr gerne, dass selbst normaler Sex rasch an seine Grenzen stösst. Der Mehrheit sollten die möglichen Gefahren bekannt sein. So wird sich kaum eine Dame einfach ohne irgendwas und Erfahrung anal nehmen lassen. Was dabei geschehen kann, werde ich an der Stelle nicht erläutern.
Im BDSM gehen wir jedoch ein massives Stück weiter. Entsprechend steigt unsere Verantwortung für das Gegenüber, dessen Sicherheit und Gesundheit. Selbst wenn das Meiste tatsächlich selten zu einer Verletzung führt, sollte von Beginn weg geübt werden dies möglichst zu unterbinden. Geht dabei auch um den Respekt. Wir spielen mit einem Menschen, nicht einem Objekt. Und dürfen das auch nur, weil dieser Mensch es zulässt.
Da ich sehr viel Schlimmes gesehen habe, noch mehr Unwissen und jede Menge zerstörter Menschen, bin ich wohl sensibilisierter als andere. Gerade Anfängern gegenüber sollten Erfahrene mehr Wissen mitgeben als notwendig. Sie werden dennoch genügend Fehler begehen, wie wir alle.
Warum lege ich Wert darauf, dass der Aktive (wie auch der passive Teil) sich darum kümmert, was man verwendet, wie es verwendet wird und vor allem - wie wird es gereinigt? Weil allfällige Schäden meist nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Thema Nippelklemmen
Wird Gewebe abgeklemmt, so entsteht u.a. ein Blutstau sowie eine Blutleere. Je nach Qualität des Materials und dessen Verarbeitung (z.B. scharfkantig, zackig) entsteht zudem eine Verletztung der Haut.
Letzteres kann bei einem verschmutzten bzw. nicht sauber gereinigtem Material zu diversen Problemen führen. Doch zurück zum Abgeklemmen.
Nicht umsonst wird auch bei harmlosen Cockringen (Penisring) empfohlen das Teil maximal 20 Minuten anzubehalten. Ansonsten könnten Gewebeschäden entstehen. Viele Männer, auch ich selbst, haben durch die Verwendung von nicht optimal passenden Ringen Blutergüsse am Penis erlebt. Eine Nippelklemme ist jedoch weit heftiger. Zudem ist auch nicht jede Brust bzw. jeder Nippel identisch.
Der Schmerz nimmt langsam ab, das Gewebe bzw. die Nerven verlieren das Gefühl für den Druck. Beim Wegnehmen entsteht - ein wenig wie bei der eingeschlafenen Hand - ein anwachsender Schmerz aufgrund der Blutzufuhr und der Ausdehnung des Gewebes. Dieser ist recht massiv, je nach Dauer und Art der Klammer.
Leider gibt es Menschen, denen es egal ist. Am Ende gab es, wenn auch verhältnismässig selten, Brustwarzen, welche zerstört waren. Selbst mit dem harmlosen Cockring gab es Fälle, wo der Mann sich das Teil am Ende amputieren musste.
Die Gefahr ist nicht hoch, solange man sauberes Material verwendet (Toyreiniger, nicht nur Wasser), die Zeit im Auge behält und sich immer wieder versichert, dass die Nippel "normal" aussehen und ob noch Gefühl vorhanden ist. Gute Bondage-Leute machen das Gleiche.
Das Problem mit den Nerven
Die heutige Medizin weiss, was für Nerven wir haben und wo diese (ungefähr) liegen. Genau kann das niemand sagen, da wir alle leichte Abweichungen aufweisen. Das grösste Problem liegt darin, dass nicht zu sehen ist, wie weit unter der Haut ein Nerv verläuft.
Somit kann ein Schlag völlig unterschiedlich ausfallen in der Wirkung. Und in der Nebenwirkung.
Geschädigte Nerven - auch ein Thema im Bondage - sind keine lustige Sache. Im Gegenteil. Die Wahrscheinlichkeit mit einem geprüften Spielzeug (kein Billigmist) einen Schaden zu verursachen ist bei sachgemässer Handhabung jedoch gering.
Schwieriger wird es beim Nervenrad. Manche ziehen das Ding über den Körper wie beim Verpacken eines Pakets. Nebst der fehlenden Sauberkeit kann dieses Gerät wirkliche Schäden verursachen. Wie erwähnt, je nach Mensch und dessen individuelle Anatomie. Das Rad wurde für feine Spiele verwendet, nicht zum Perforieren des Gegenübers.
Vielleicht wird dem einen oder anderen bewusst, warum ich auf diese Dinge grossen Wert lege.
Aufwärmen
Wie bereits genannt, Anfänger sind beim Spanking meist eher zögerlich. Was, nebenbei bemerkt, keinen angenehmen Schmerz erzeugt, da das Durchziehen (nicht die Härte) das Entscheidende ist. Wie beim normalen Sex. Fasse ich eine Dame zögerlich an, so wird sie das oft genauso schlecht finden, wie wenn ich zugreife wie ein Irrer.
Dennoch kaufen sich sehr viele "die Peitsche" und danach hauen sie mal drauf. Nachdem ich zig Bilder gesehen habe, mit völlig verschlagenen Körpern, finde ich das ein wichtiges Thema.
Mit dem Aufwärmen muss man sich selbst im Zaum halten. Dem anderen helfen auf das Level zu kommen, das er sich meist wünscht. Aufwärmen mit Spielzeugen ist - wie erwähnt - aus meiner Warte unpersönlich. Ich mag den Körperkontakt, die Verbindung beider Personen.
Unterschied psychische und körperliche Geilheit
Ein sehr breites Feld, deshalb halte ich es kurz. Unser Körper reagiert auf etwas, zumeist Körperkontakt oder Kopfkino.
Während das Erste eine körperliche Reaktion ist, ist das andere die psychische Reaktion. Die Übergänge sind - zumindest während des Sex - sehr fliessend und deshalb kaum zu trennen.
Im BDSM sind Rituale, Kopfkino und Vorfreude auf etwa stark vertreten. Und da kickt es zuerst im Kopf.
Bei einer reinen Session in dem Bereich, idealerweise ohne sexuelle Interaktion, kann ich eher erkennen, ob meine Massnahmen für die Geilheit verantwortlich sind. Eine Garantie gibt es nie.
Wenn ich, wie der TE beschrieben hat, verschiedene sanfte wie harte Dinge vermische und diese wie beschrieben anwende, so kann es sein, dass mein Gegenüber feucht wurde von dem Bestandteil vorher, aber nicht von dem jetzt gerade.
Nicht zu vergessen. Auch der weibliche Körper benötigt eine gewisse Zeit, um Feuchtigkeit zu erzeugen und zu sammeln und je nach Anatomie und Stellung, um diese abzusondern. Das passiert nicht in einer Sekunde.
Im BDMS kickt die psychische Geilheit in der Regel weit mehr als die Körperliche. Danach spielen die Endorphine eine wichtige Rolle. Eigentlich bescheissen wir den eigenen Körper, damit er uns die Glückshormone ausschüttet.
Es macht aber Sinn sich gelegentlich damit zu beschäftigen und nachzufragen, was los ist und weshalb. Das kann viele positive Auswirkungen auf das eigene Sexleben haben.
Tabus und NoGo's
Auch wenn es nicht wenige für unnötig halten, es macht Sinn im Vorfeld ausreichend Zeit zu investieren und gemeinsam herauszufinden, was man mag und was nicht. Was erlaubt ist und was nicht sowie was absolut gar nicht geht. Natürlich darf das auch regelmässig oder gelegentlich wieder angesprochen werden. Wann immer neue Ideen aufkommen oder neue Spielzeuge. Klingt ein wenig langweilig, was es auch ist.
Vom Thema "Grenzen verschieben" halte ich rein gar nichts. Entweder es kommt freiweillig bzw. als Bitte auf oder gar nicht. Das geht für mich in die Richtung "sie will kein Anal, scheiss drauf, sie muss das nun lernen".
Sowas betrachte ich persönlich als respektlos und eigentlich eine Straftat, da gegen den Willen des anderen. Sämtliche Absprachen, auch in schriftlicher Form, gelten vor dem Gesetz nicht. Das sollte bedacht werden. Ausserdem möchte man seine Beziehung ja nicht unnötig zerstören, hoffe ich zumindest.
Natürlich kann man nicht in der Hitze des Gefechts fragen: "Du.. ich will Dir ... und dann .... bist Du dafür gerade bereit?"
Wenn eine Idee aufkommt, so gibt es zwei grobe Lösungsrichtungen. Entweder man versucht es auf die sanfte Arte (z.B. ich will sie würgen, fasse leicht an den Hals und beobachte die Reaktion) oder schiebt es auf und fragt zu einem späteren Zeitpunkt nach der Erlaubnis. Und ja, es ist eine. Ohne gibt es nicht einmal normalen Sex. Dann kann Dom sich ja selbst hauen.
In nicht wenigen Fällen erhält man vom Gegenüber auch direkt eine Info, ob was getan werden darf oder nicht. Auch non-verbale Antworten gelten, aber nur, wenn man sie lesen kann.
Letztlich sind wir alle für unsere eigenen Taten verantwortlich.
@****om
Ich bin gerade für das kritische Feedback besonders dankbar, vor allem wenn es so freundlich formuliert wird. Das mit der Hektik ist in der Tat eine meiner Baustellen.
Der einzige Weg um seinen eigenen Weg zu finden sind Inputs von anderen.
Die Hektik loszuwerden braucht Zeit. Mach Dir da keine Sorgen darüber. Je ruhiger Du selbst bist, desto mehr Genuss hast Du und Dein Gegenüber. Es ist nicht notwendig alles wie im Porno durchzuhasten - die haben ja auch Pausen dazwischen.
Im Gegenteil, nimm Dir soviel Zeit wie Du brauchst.
Mein Umfeld war oft erstaunt darüber, dass ich eine kurze Session meist mit "mehr als einer Stunde" definiere. Mag ausführlichen Genuss, für beide Seiten. Da können auch Pausen und notfalls auch ein Gespräch drin stattfinden. Alles ist erlaubt, solange es beiden Spass bereitet.
es war gewagt, außerhalb der Comfortzone, aber nicht unabgesprochen. Irgendwie hat mich gerade die Ohrfeige sehr gekickt, dieser Gesichtsausdruck von Ihr.
Wenn es wenigstens angesprochen war, ist das schon mal gut. Der von Dir beschriebene Kick ist nachvollziehbar, doch leider eine schmale Linie. Manche Damen finden es spannend, reizvoll oder gar geil, wenn das Gegenüber überhaupt den Mut dazu hat. Auch hier macht es Sinn sich darüber auszutauschen, was es letztlich war. Falsche Annahmen können den Schuss ins eigene Knie bedeuten.
Die Gefahr liegt vor allem darin, dass Du - weil schon mal geklappt - stärker, im falschen Moment oder falsch zuschlägst. Ohrfeigen sind nicht ungefährlich. Aus vielen Gründen.
Die Frage ist natürlich, welchen Stellenwert diese Spielart bei Ihr einnehmen wird.
Hängt fast immer davon ab, wie viel Entscheidungs- bzw. Mitspracherecht sie hat. Oder... ob sie es an Dir ausprobieren darf. Was Du geschildert hast, ist ja in einem sehr tiefen Bereich und kann auch Dir durchaus Spass bereiten.
Vorsichtshalber nichts tun, was Du garantiert selbst nicht magst. Sonst wird es hart, wenn das Spiel mal dreht.
Ich merke jetzt schon, dass ich ihr zeitweise ein bisschen auf den Zeiger gehe, da ich ein doch recht gesteigertes Bedürfnis habe darüber zu reden und eigentlich non-stop hätte spielen können. Muss mich hier also ein bisschen bremsen, um nicht nachher doch noch aus der Kurve zu fliegen.
Alleine diese Feststellung ist sehr viel wert. Für beide Seiten.
Non-Stop-Spiele sind nicht machbar, aber oft die Phantasie bei Einsteigern. Der neue Kick ist nicht selten das neue Ankurbeln des Sexlebens. Verständlich und normal, doch gehöre dazu mindestens zwei Personen. Und wie sonst auch, nicht immer hat man Lust darauf.
Also sie sagte, es sei für sie in Ordnung gewesen, sie fand es "interessant".
Diese Aussage, aus dem Mund einer Dame, ist für einen Mann meist kaum deutbar. Bitte um eine genaue Beschreibung. Kannst Du auch direkt einbinden in eine Session. Du solltest wissen, was sie interessant fand. Keine Glaskugel oder Internetratschläge, sie soll es in ihren Worten für Dich definieren.
Bin etwas verunsichert, werde vielleicht nochmal mit Ihr drüber reden. Mein Bauchgefühl sagt mir aber eigentlich, dass alles in Ordnung war.
Deine Verunsicherung ist normal. Doch verlass Dich nicht auf Dein Gefühl. Zu Beginn braucht man klare Bestätigung. Grund dafür ist auch, dass Du in späteren Spielen Deine Möglichkeiten kennst. Dennoch kann es immer wieder mal auch ein Nein geben.
hoffe halt wirklich darauf, dass Sie mir sagt, wenn ich zu weit gehe...
Das ist ein klarer Fehler. Vertrauen ist sehr gut. Hoffen ist gefährlich, denn sie kann es genauso sehen. Sie hofft, dass Du weisst, wann die Grenze erreicht ist. Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dies ist nur in wenigen Fällen so. Lieber nachfragen und klären. Es ist ein gemeinsames Spiel.