Ich hab den Anfang des Threades mitverfolgt und war irgendwo total entsetzt als mir mit jeder weiteren Antwort klar wurde, das es bei mir ähnlich aussieht.
Bin durch einen Kumpel zu Die Stämme gekommen und spiele es jetzt durchgängig seit einem Jahr.
Man fängt mit einem kleinen Dorf an. Es müssen Rohstoffe produziert werden um Gebäude zu bauen und Truppen zu produzieren.
Gebäude müssen verbessert werden, Technologien erforscht.
Bei einem Neustart eine ziemlich langwierige Arbeit. Begrenzte Rohstoffe und später lange Ausbaustufen (mehrere Stunden) verhindern das man stundenlang vor der Kiste sitzt. Es wäre einfach nur langweilig, wenn man der Uhr zuguckt.
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem das Dorf soweit ist ein weiteres Dorf zu erobern.
Truppen werden getimed losgeschickt um das ausgesuchte Ziel zum richtigen Zeitpunkt zu treffen und sich das Dorf zu holen.
Dann steht das zweite Dorf in der Liste, welches versorgt und gepflegt werden will.
Aber auch beim voll ausgebauten ersten Dorf läuft die Rohstoffproduktion weiter, bis der Speicher voll ist. Also muss dieses Dorf auch noch versorgt werden, bzw. Rohstoffe verarbeitet werden (z.B. durch Verschicken von Händlern die die Rohstoffe in andere Dörfer transportieren).
Und mit jedem weiteren Dorf das man erobert wird das Ganze schleichend zeitintensiver, aber auch spannender. Man fängt an sich reinzusteigern, sich tierisch drüber aufzuregen, wenn durch einen anderen Spieler ein Dorf in Schutt und Asche gelegt wird oder ganz weggenommen wird.
Spiel-Strategien werden ausgetüftelt, wenn ich mit so einem Engagement an meine Arbeit gehen würde, mein Chef würd mir nen Arbeitsvertrag auf Lebzeit geben.
Mittlerweile ist es bei mir so, das ich tagsüber mehrmals täglich im Büro und jeden Abend dort online bin und zocke.
Es haben sich über 100 Dörfer bei mir angehäuft, die alle versorgt werden müssen.
Da sitzt man locker mal ne ganze Stunde da und sortiert hin und her.
Irgendwann geht mein Freund ins Bett und ich komm 1-2 Stunden später hinterher, bin dann aber noch so aufgekratzt, das ich min. noch ne Stunde wach liege.
Wenn ich weiß das gerade Angriffe auf meine Dörfer laufen ist an schlafen fast nicht zu denken.
Wenn ich außerplanmäßig mal nicht online kommen kann, dann schick ich nem Bekannten ne SMS das der für mich kurz reinschaut ob alles ok ist.
Das ist doch total gaga, oder?
Wegen so einem bekloppten Onlinespiel. Man hat nichts anderes mehr im Kopf.
Laufen grad wieder meine Speicher voll?
Waren meine Angriffe erfolgreich?
Zerdeppert da grad jemand meine Dörfer oder versucht sie mir gar wegzunehmen?
Mein Freund hat mittlerweile angefangen zu sticheln. Wenn ich vorm Rechner sitz: "Aha....scho wieder zocken"
Wenn wir bei Freunden sind: "Hockt ständig vor der Kiste und zockt"
Ich hab das nie als so schlimm abgestempelt, denn ich hatte nie richtig den Eindruck das er es jetzt ernst meint.
Aber ich weiß doch.....er meint es sehr wohl ernst. Es regt ihn höllisch auf.
Der Thread hier hat mir die Augen geöffnet und ich konnt mich endlich mal in seine Lage versetzen.
Find mich deswegen selber zum Kotzen und bin gerade dabei das Ganze extrem zu reduzieren.
Seit 2 Wochen hab ich Urlaub. Ich habs mir pingeligst verkniffen dort ständig abzuhängen.
Momentan spielt ein Kollege meinen Account und ich bin tagsüber kurz mit dem iphone online um zu gucken ob alles ok ist.
Das sind 15min, dann bin ich wieder weg.
Es ist total beschissen, wenn man nen Partner hat, der sich für nix anderes interessiert als für diese blöde Zockerei. Jemand der völlig in die Onlinewelt abgetaucht ist und den Blick für die Realität verloren hat.
Genauso beschissen ist es aber auch, wenn man in so ne Kacke reinrutscht und es selber gar nicht merkt oder wahrhaben will.
Entweder es gehen einem selber die Augen auf oder es braucht einen gewaltigen Tritt in den Arsch.
Spielzeiten reduzieren und festzulegen funktioniert nur, wenn man kapiert hat was man dem Partner mit dieser Zockerei antut und es wirklich ändern will.
Jemanden dazu zwingen nur noch 1Std/Tag zu spielen, das funktioniert nicht und wird immer zu irgendwelchen Diskussionen und Problemen führen.
Da hilft dann nur der Tritt ins Hinterteil mit Androhung von Konsequenzen die dann im Ernstfall auch durchgezogen werden. Wenns auch noch so weh tut.
lg
die mit dem tierisch schlechten Gewissen