Informatives über Strümpfe
Auszug aus dem Buch „schön sein – schön bleiben“
von Lilo Aureden
Bertelsmannverlag 1955
Der Strumpfmarkt bietet heute der Kundin eine Fülle von Strumpfsorten an. Vom molligen Wollstrumpf bis zum hauchfeinen Perlonstrumpf, vom baumwollenen Unterziehstrumpf über den fast ausgestorbenen, reinseidenen Luxusstrumpf ist, mehr oder weniger gefragt, alles zu haben. Die Kundin wird daher gut tun, sich vor einem Einkaufsgang genau zu überlegen, was sie kaufen will, welche Preislage in Frage kommt, welches Material, welche Farbe für sie am günstigsten und am vorteilhaftesten ist. Denn der Strumpf trägt sehr viel zur Formung des äußeren Erscheinungsbildes einer Frau bei, und wie auf allen anderen Gebieten der Mode rächen sich Geschmacklosigkeiten auch hier oft mehr, als man denkt. Jede deutsche Frau kauft zwar im Durchschnitt pro Jahr 14 Paar Strümpfe – nur die Schwedinnen kaufen mehr-, aber eine berufstätige Frau mit einem Kind kauft bestimmt weniger. Von den Rentnerinnen ganz zu schweigen. Die Mehrzahl aller Frauen muß auch hier wirtschaftlich denken; ein Grund mehr, bei der Strumpfwahl vorsichtig und überlegt zu entscheiden.
Welche Strumpfarten stehen zur Wahl?
Der Wollstrumpf
sollte eigentlich der Winterstrumpf sein in unseren Breiten. Die Wirklichkeit ist anders. Dafür sieht man in kalten Monaten auf der Straße immer wieder blaurotgefrorene, perlonbestrumpfte Beine. Glauben die Frauen, die den Wollstrumpf als „hässlich“ ablehnen, im Ernst, dass diese blauroten Beine schön sind, auch wenn sie mit einem hauchdünnen Strumpf bekleidet sind? Die zusätzlichen gesundheitlichen Schäden dieses Schönheitsstrebens sind zwar zahlenmäßig kaum abzuschätzen, sie existieren aber, wovon jeder Arzt ein trauriges Lied singen kann. In England oder Schweden ist es ganz selbstverständlich, dass auch die elegante Dame im Winter zum Mantel oder Kostüm den feinen Wollstrumpf trägt. Auch der feine Wollstrumpf ist ja mit der Mode mitgegangen und ist nicht mehr das ungeschickte „Zweirechtszweilinks-Monstrum“ aus Urgrossmuttertagen. Er ist sehr feinmaschig, in vielen Farben, auch Mustern und mit Perlon gemischt zu haben; trotzdem ist das Vorurteil gegen ihn nicht auszurotten, weil er angeblich „dicke Beine“ macht. Wenn man das einmal genau nachprüft, wird man feststellen, dass es dabei wirklich nur um weniger als einen Millimeter geht.
Der Kräuselkrepp-Strumpf
Aus Natur- und Kunstfaser ist er als wärmender Winterstrumpf beliebt, besonders bei den Sportsfrauen wegen seiner großen Elastizität und Maschenfestigkeit.
Die Strumpfhose
ebenfalls aus Natur- und Kunstfaser – ist zur Dauer-Mode geworden, obwohl sie nun wirklich etwas „aufträgt“, schwerer zu waschen und teurer ist. Hier hat der Farbenreiz die wirtschaftlichen Erwägungen übertroffen.
Der Baumwollstrumpf
Ist in seiner heute noch gebräuchlichen Form meistens Unterziehstrumpf, der im Winter unter dem Perlonstrumpf getragen wird.
Auch der reinseidene Strumpf
Ist fast ausgestorben, wird aber von manchen Frauen wegen seines matten, warmen Glanzes und seiner etwas dichteren, dem Bein sehr schmeichelnden Webart für besonders festliche Gelegenheiten dem Nylon- oder Perlonstrumpf vorgezogen.
Der nahtlose Nylon-Strumpf
Ist Sieger geblieben auf der ganzen weiten Strumpf-Flur. Einmal, weil er das „sitzt die Naht auch richtig?“ erspart und weil er immer billiger geworden ist, so daß der allgemeine Strumpf-Verbrauch gewaltig steigen konnte.
Der Strumpf mit Naht
Aber behält als Kundschaft die Frauen mit vollschlanken oder kurzen Beinen. Die Naht nämlich läßt das Bein schlanker und länger erscheinen als im nahtlosen Strumpf. Durch die Längsteilung wirkt das Bein „taillierter“. Außerdem wirkt eine dunkle Naht auf hellerem Strumpfgewebe immer apart. Der Strumpf mit Naht hat seinen eigenen ästhetischen Reiz. Freilich, die Naht muss immer tadellos sitzen.
Die Feinheit der Strümpfe
Strümpfe werden heutzutage nach „gauge“ und „denier“ klassifiziert. Gg = gauge (sprich geetsch) bezeichnet die Maschenfeinheit. Je grösser die angegebene gg-Zahl ist, umso feiner ist das Maschenbild eines Strumpfes, der allerdings mit der Feinheit auch empfindlicher wird.
Den = denier gibt die Stärke des Fadens an, aus dem der Strumpf gewirkt ist. Je kleiner die den-Zahl ist, um so feiner und um so empfindlicher ist der Strumpf.
Diese Qualitätsgrade lassen also erkennen, ob es sich um einen eleganten Luxusstrumpf für besondere Gelegenheiten oder um einen praktischen Gebrauchsstrumpf für den Alltag handelt. Für den Alltag empfiehlt es sich, dreißig denier zu wählen und die fünfzehn denier-Strümpfe besonderen Gelegenheiten vorzubehalten.
Strumpfgrößen
Strumpfnummer Sohlenlänge Schuhgröße
8 20,3 cm 33-34
8 ½ 21,6 cm 35-36
9 22,9 cm 37-38
9 ½ 24,1 cm 39-40
10 25,4 cm 40-41
10 ½ 26,7 cm 42-43
Die Strumpflänge schwankt zwischen 74 cm und 78 cm, bei amerikanischen Strümpfen einheitlich 76 cm.
Regeln für den Strumpfkauf
In Mailand verkauft seit Jahren der erfolgreichste Strumpfhändler niemals ein Paar, sondern immer je drei Strümpfe. Er ist ein hervorragender Psychologe, der das ewige Leid: „Ausgerechnet jetzt fällt die Masche, wo ich`s so eilig habe!“ genau kennt. Solange es diese Regelung in Deutschland nicht gibt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als:
Immer zwei Paar Strümpfe der selben Sorte und Farbe zu kaufen. Sie glauben nicht, wie viel Ärger man sich im entscheidenden Moment dadurch erspart!
Dunkle Strümpfe machen das Bein schlanker. Für rundliche Waden sind Farben wie tabakbraun, Flaschengrün, Dunkelblau und Schwarz am besten.
Helle Strümpfe machen die sogenannten „Bachstelzenbeine“ etwas effektvoller.
Champagnerfarbene Strümpfe passen am besten zum schwarzen Coktailkleid und zu schwarzen Lackschuhen. Jede Pariserin bevorzugt sie, ob jung oder alt.
Strümpfe mit schwarzen Nähten oder Fersen, überhaupt schwarze Strümpfe passen nicht zu einem Sportkleid und zu sportlichen Schuhen.
Man vermeidet helle, dünne Strümpfe, wenn man dunkle Haare auf den Beinen hat. Auch erweiterte Beinvenen verhüllt man besser mit dunklen, etwas stärkeren Strümpfen, als sie durch helle, sehr dünne Strümpfe noch mehr zur Geltung zu bringen.
Achten Sie beim Strumpfeinkauf darauf, dass der Strumpf eine entsprechende Länge hat. Man muss immer damit rechnen, dass sich etwa beim Hinsetzen Kleid oder Rock etwas verrutschen. In solchen Fällen wird der lange Strumpf ästhetischer wirken als der kurze, direkt über dem Knie endende. Lange Strümpfe halten auch länger als kurze, weil man sie besser am Strumpfhalter befestigen kann.
Strumpfband und Strumpfhalter
Sicher kann ein Strumpfband ein sehr reizendes Requisit weiblicher Koketterie sein. Das hilft aber nicht darüber hinweg, dass es, auf Dauer getragen, sehr ungesund ist, weil es durch seinen notwendigerweise sehr strammen Sitz die Blutzirkulation abwürgt und damit oft zu Venenentzündungen führt. Jeder Arzt wird diese Tatsache bestätigen. Nichts gegen ein Kokettes Strumpfband beim Fasching – aber nur als zusätzliches, lockersitzendes Ornamet.
Der Strumpfhalter, der ja in gleichem Masse auch Hüfthalter ist, gehört zu den Kleidungsstücken, bei deren Anschaffung man nicht zu sehr sparen darf. Denn er soll ja nicht nur die Strümpfe sicher festhalten, sondern auch dem Körper, vor allem dem Unterleib, Halt geben. Selbstverständlich darf er weder drücken noch einschnüren. Es ist kein schlechter Rat, wenn man sagt: Lieber ein Kleid weniger und dafür zwei bis drei gute Strumpfhalter! Denn bei nicht ganz tadellosen Figuren wirkt auch das teuerste Kleid nicht, wenn nicht ein einwandfreier Strumpf- oder Hüfthalter als „zweites Kleid“ darunter sitzt. Das ein Strumpfhalter stets sauber sein, einwandfrei funktionierende Gummibänder usw. haben muss, ist selbstverständlich. Es dürfte eigentlich gar nicht vorkommen, das gerade in dem Augenblick, wo es am peinlichsten ist, das Strumpfband reißt und seine Trägerin in die größte Verlegenheit bringt. Bevorzugen Sie immer das Modell, das leicht zu waschen ist.
Wie man Strümpfe anzieht und pflegt
Auch ein teurer Strumpf büßt an Schick ein, wenn er Ausbesserungsspuren zeigt, die oft auch die geschickteste Laufmaschenreparatur nicht vermeiden kann. Viele Frauen sind aus diesem Grunde vom Kauf teurer Strümpfe abgekommen. Sie kaufen lieber billiger und dafür öfter ein neues Paar; eine Lösung, die ihre Vorteile hat.
Wie man sich nun auch entscheidet, ob für den teuren oder billigen Strumpf, immer gibt es gewisse Regeln, die man befolgen muß, wenn man an seinen Strümpfen lange Freude haben will. Sie lauten:
Raffen Sie beim Anziehen die Strümpfe zusammen! Schlüpfen Sie niemals der ganzen Länge nach hinein: Ein spitzer Nagel oder auch nur raue Haut können schon das zarte Gewebe beschädigen.
Befestigen Sie Ihre Strümpfe nur am verstärkten Rand, sonst gibt es so unbeliebte „Maschenleiter“. Sorgen Sie auch dafür, dass die Knipser, an denen Sie Ihre Strümpfe einhaken, immer in Ordnung sind. Ein Pfennigstück oder einen Knopf kann als Notbehelf dienen, wenn mal eine Panne eintritt, darf aber niemals zum Dauerzustand werden.
Nylon- und Perlonstrümpfe müssen nach einmaligem Tragen ausgewaschen werden. Diese zarten Gewebe sind nämlich sehr empfindlich gegen die Körperausdünstungen und gleichzeitig dankbar für rasche Reinigung in einem milden Seifenbad, das die Haltbarkeit verlängert.
Machen Sie es sich zur Regel, Ihre Strümpfe abends genau so sorgfältig zu säubern wie Ihre Zähne. Verwenden Sie dafür nur Feinwaschmittel, denn Nylon- und Perlonerzeugnisse nehmen kaum Schmutz an. Oft genügt es daher, wenn Sie Ihre Strümpfe in lauwarmen Wasser mehrmals durchdrücken, sie unter fließendem Wasser gründlich spülen, gut ausgedrückt in Fasson ziehen und zum Trocknen aufhängen. Aber bitte niemals in Ofennähe oder an der Sonne. Stark verschmutzte Strümpfe mit Flecken, die bei Regenwetter entstehen, reinigt man am besten in lauwarmen alkalifreien Seifenbad und spült hinterher in klaren Wasser, dem etwas Essig oder Zitronensaft zugeführt wurde, nach. Beim Strümpfewaschen legen Sie bitte alle Ringe ab und achten Sie auch darauf, dass Ihre Fingernägel einwandfrei glatt gefeilt sind. Das feine Strumpfgewebe kann sonst trotz sorgfältigster Behandlung Schaden erleiden, den Sie erst später beim Anziehen feststellen.
Lassen Sie sich zu weiten oder ausgetretenen Schuhen ein Stück Wildleder oder Samt als Fersenschutz einsetzen, es schont die Strümpfe und vermeidet das lästige Herausrutschen aus den Schuhen, wie das bei Pumps so häufig der Fall ist.
Heben Sie Ihre Strümpfe immer zweckmäßig auf. Also nicht achtlos über einen Stuhl hängen (der ja auch einmal eine rissige Kante haben kann), in die Schrankecke oder eine Schublade werfen, sondern sorgfältig zusammengelegt in die Fächer eines Strumpfkästchens legen, wo sie vor Zufallschaden sicher sind. Benutzen Sie ein Strumpftäschchen auch dann, wenn Sie Strümpfe im Koffer verpacken.
Das zum Thema Strümpfe & Co.
Habe ich mal aus einem unserer Bücher abgetippt.
Wir findens ganz interessant und amüsant.
Liebe hauchzarte Nylongrüsse....
Sigi und Peter (..die mit den "echten Nylons")