Liebe TE,
du schriebst, dass es momentan von Deiner Seite aus noch keine Trennung geben solle und mutmaßt, dass sein Chaos ursächlich für die Distanzierung sein könne.
Vorangestellt, eigene Erfahrungen können hier in meinen Anmerkungen sich spiegeln, ein paar Bemerkungen meinerseits:
• Feuer und Eis: diese Kombination ist nicht untypisch, vielmehr reizvoll, da so jeder etwas anderes in die Beziehung miteinbringt. Es kann aber auch der Ansatz zum Unverständnis und damit das Sollbruchkriterium sein.
• Chaos: ich habe es persönlich innerlich meinen Vielfrontenkrieg bezeichnet (wirtschaftliche Notlage und finanzieller Druck, Zukunftsangst, berufliche Misserfolge, Über-den Kopf-wachsen von vielfältigsten Problemen, Zeitdruck und Krankheit, Unorganisiertheit, Unzufriedenheit). Und dann beginnt man unbewusst sich zu trennen, denn die Partnerin "fordert" auch und setzt einen damit unter Druck, ohne dass sie etwas dafür kann. Den gordischen Knoten muss jeder aber für sich selber zerschlagen, d.h. eventuell ist er in einer Lebenssituation, die ihm selber auch in ihrer Tragweite so nicht bewusst ist. Vielleicht ist ihm alles zuviel, gerade auch den Umstand berücksichtigend, dass nun noch eine Weiterbildung hinzukommt.
• Ruhe, Kraft und Ausdauer: Wenn Du um die Beziehung, um ihm kämpfen möchtest, brauchst Du selber die notwendige Stärke. Und das bedeutet auch, Du benötigst eine gewisse Distanz, um nicht insgesamt in seinen momentanen Strudel hineingerissen zu werden. Oben waren schon einige Vorschläge zum Ausprobieren. Regelmäßigen Sport, körperliche Bewegung finde ich als Ausgleich ebenfalls ganz wichtig. Die positiven Effekte für einen selbst sind hinlänglich bekannt. Und egal was letztendlich herauskommt, es hilft Dir, weiter auf Dich selbst zu vertrauen.
• Versuche, ihm Hilfen aufzuzeigen, wo notwendig, damit er aus seinem Chaos herauskommt. Aber: die Hilfen muss er selbst annehmen. Wenn er abblockt, ist das seine Entscheidung, sein Weg.
• Versuche Hilfe für Dich in Anspruch zu nehmen: guter Freundeskreis, evtl. psychologische Hilfe, wenn Du das Gefühl hast, nicht mehr klarzukommen.
• Ratschläge, gemeinsame gute Momente zu schaffen, gab es oben schon, die ich sehr hilfreich finde. Und Reden, wenn es passt. Sehr schwierig, da die Grenze zum Bedrängen und Überfordern manchmal nicht sichtbar erscheint, aber trotzdem notwendig. Und da sein Verhalten widersprüchlich ist, so Dein Eindruck, lässt er sich vielleicht auch auf eine Paartherapie ein. Vielleicht gibt er mehr von sich preis, was ihm durch den Kopf geht. Es mag sein, dass es eine andere Frau ist. Es kann aber auch andere Gründe haben.
Egal aber, was das zukünftige Ergebnis sein wird, mach Dir klar, dass Du es versuchst hast. Wenn ihr Glück habt, kann daraus eine zusätzliche Vertrauens- und Verständnisebene erwachsen. Wenn es doch zu einer Trennung kommt, hast Du aber um die Beziehung gekämpft und weißt, dass es dann sinnvoll war, sich zu trennen.
Liebe Grüße, viel Geduld und Kraft und Hut ab vor Deinem Mut