Also, zur Begriffsklärung, man sagt an und für sich auch "gehörlos" statt "taub", aber so what, solange der Zusammenhang wertschätzend formuliert ist, wird da niemand Betroffenes dagegen etwas sagen. Ich hatte lange genug mit Gehörlosen zu tun um mir einzubilden, das dann doch recht sicher zu wissen. Schlimmer fanden sie viel eher wenn Hörende für sie entscheiden wollten, was sie diskriminierend finden und was nicht. Das solle doch besser ihnen selbst überlassen werden, sie sind ja schon groß.
Soviel dazu.
Zum Thema selbst, ich würde als Rigger immer zuerst genau nachhaken, was der Grund für den Rollstuhl ist. Also, was konkret kaputt ist, wie sich das auswirkt und was empfunden werden kann in den Beinen und was nicht. Ich könnte z.B. auch einen Menschen vom Rollstuhl woanders hin transferieren, z.B. auf den Boden legen, auf ein Bett, in einen Stuhl, etc. pp. und könnte diesen Menschen auch außerhalb seines Rollis fesseln. Wenn "nur" die Beine gelähmt sind, kann man die zu fesselnde Person mit einer Oberkörperfesselung ja trotzdem emotional voll abholen.
Zum Zweiten würde ich fragen, was das Kopfkino ist.
Es kann ja sogar sein, dass der/diejenige es immer voll schade fand, dass es verboten ist, diesen Menschen direkt im Rollstuhl zu fixieren, die Hände an die Seiten zu fesseln, den Oberkörper an die Rückenlehne, also totale Hilflosigkeit entsteht, und sich der Mensch genau dieses wünscht, um es mal zu erleben. Warum auch nicht? Es ist alles erlaubt, solange es nicht Leib und Leben gefährdet (psychisch und/oder körperlich).
Was sonstige Beeinträchtigungen angeht, sind der Fantasie auch keinerlei Grenzen gesetzt. Und auch mal das Denken aufbrechen! Warum nicht einem Menschen, der eh fast nichts sehen kann, trotzdem die Augen verbinden? Nichts zu sehen statt fast nichts zu sehen kann ja trotzdem einen großen Effekt haben. Ein Mensch, der nichts hört, hört selten gar nichts, bei verbundenen Augen dann mit z.B. Musik mit tiefem Bass zu arbeiten kann auch eine besondere Stimmung erzeugen. Auf einmal spürt der ganze Körper mehr durch diesen. Dann kann jedes Seil, jede Berührung noch einmal intensiver wahrgenommen werden.
Ließe sich endlos weiterführen. "Behinderung" ist ein weites Feld. Wie geht man mit Menschen um, die Epilepsie haben? Manche Menschen nehmen nichts wahr was links oder rechts in ihrem Sichtfeld ist, was ist hier anders, wie passt man hier das Fesseln an? Die Arme können hinten nicht zusammen gehen, weil irgendwelche Sehnen verkürzt sind, wie da dann fesseln?
Es zeigt mal wieder, dass Fesseln so individuell ist wie es die Menschen sind.
Na, zum Glück.