Tag 3
Sucht ist durch nichts anderes gekennzeichnet als durch den Kontrollverlust. Der Betroffene tut etwas, ob er will oder nicht, er kann sich nicht mehr aus eigener Kraft dagegen entscheiden. Das nur am Rande.
In meiner letzten Nachtschicht habe ich meinen ILS-Fernkurs Elektrotechnik abgeschlossen und die letzte Einsendeaufgabe eingeschickt. Ich mache das einfach so, ohne es zu müssen. Es geht mir darum rauszufinden, ob ich es noch draufhabe. Und meine schlechteste Note bisher war eine Zwei. Geil.
Blöderweise habe ich mir bei dieser Gelegenheit eine Zahnfüllung an einem Maiskeks ausgebissen; die Frontseite vom Zahn kam gleich hinterher. Nicht geil.
Nach der Nachtschicht war ich gleich um 7 Uhr bei Mitsubishi und habe mein Auto zur Durchsicht abgegeben. Dann habe ich das für ein Jahr hinter mir. Geil.
Und am Nachmittag war ich beim Augenarzt und habe Augentropfen bekommen, die die Pupillen erweitern. Jetzt bin ich tierisch lichtempfindlich und kann das Auto erst morgen aus der Werkstatt abholen. Nicht geil.
Am Ende eines solchen Tages mit Höhen und Tiefen wäre es natürlich schön gewesen, sich am Abend ein bisschen zu entspannen, einen Film zu sehen und sich im Anschluss schön einen zu schleudern.
Ist aber nicht. Und ich merke, wie die Teufel und Engel in mir heftig diskutieren. Man könnte ja erst mal und man muss ja nicht gleich und nur ein bisschen und wer denkt denn gleich an sowas ... habe ich oft genug durch. Und da hilft nur Disziplin. Immer wieder ist die Rede von einem starken Willen. Aber eben der steht mir hier nicht zur Verfügung, der arbeitet nämlich für die Gegenseite. Mein Wille möchte mich dazu bringen, den leichten Weg zu gehen, den lustvollen, denn triebhaften. Das einzige was ich dagegen setzen kann, ist Disziplin. Nicht Verstand und nicht Erfarhung, nur Disziplin. Das ist eine Form von Gewalt an sich selbst, aber es ist nur für den Anfang.
Den Film sehe ich trotzdem. Ich glaube, heut ist "Goldeneye" dran.