Primär ist die Promiskuität wohl Problemherd, beziehungsweise das Bedürfnis nach mehr als nur einem Sexpartner.
Persönlich hab ich aber die Erfahrung gemacht, dass durchaus auch unterschiedlich gewertet wird, wenn es um Bedürfnisse geht, die nicht mit Poly-Ambitionen zu tun haben. Ich denke, die Gesellschaft ist es allgemein gewöhnt, dass Männer den höheren Sexdrive haben und das größere Interesse an ungewöhnliche(re)n Sexpraktiken und Fetischen.
In meiner Jugend war es zum Beispiel ziemlich normal, dass Jungs und Männer allesamt Interesse an aktivem Analsex hatten. Umgekehrt wurde angenommen, dass Mädchen und Frauen sich ungern in den Arsch ficken lassen und das, wenn überhaupt, nur ihm zuliebe machen. Selbst hier im Joyclub bekomme ich manchmal noch Nachrichten von Männern, die das irgendwie total spannend finden, dass ich auf Analsex stehe.
Und tatsächlich reagiert nicht jeder durchweg positiv darauf, wenn eine Frau offen mit einer Sexualität umgeht, die den Ottonormalbürger eventuell etwas überfordert. Rückblickend war mein Bedürfnis nach hartem Sex, Benutzung, Erniedrigung und diversen exotischen Praktiken auch etwas, das meinen Mann in unserer vergangenen Beziehung langfristig überfordert hat. Leider hat er mit mir nicht so offen kommuniziert, wie ich mit ihm und ich musste im Nachhinein feststellen, dass er in vielen Dingen nur mir zuliebe mitgespielt hat und kein Interesse an dieser Art Sexualität hatte, was ich heute unglaublich ätzend finde, weil ich mir lange eingebildet habe, zwischen uns sei alles cool. Aber tatsächlich hat es ihn belastet und überfordert, wohingegen ich überhaupt keine Probleme mit einigen seiner recht ungewöhnlichen Vorlieben hatte, auch wenn wir sie nicht gemeinsam auslebten.
Von Männern scheint man so was "Verrücktes" eher zu erwarten, als von Frauen.
Was die Promiskuität, beziehungsweise die Anzahl der Sexualpartner betrifft, so glaube ich, dass da deswegen oft so unterschiedlich zwischen den Geschlechtern gewertet wird, weil wir allgemein annehmen, dass ein Mann sich mehr anstrengen muss, Frauen ins Bett zu bekommen, als umgekehrt. Weil es in der Regel der Mann ist, der aktiv wirbt und die Frau, die passiv wählt, gilt der Mann als toller Hengst, weil wir ihn nach den "gewonnen Herzen" bewerten, die er sich erkämpft hat, wohingegen die Frau ihre sexuelle Verfügbarkeit einfach frei verschenkt.
Diese Gedanken sind natürlich absolut absurd, aber ich glaube, dass viele wirklich so denken, zumindest unbewusst.